Rubrik: Zalando

Zalando zeigt zwar gute Zuwachsraten und erzielte im dritten Quartal sogar überraschend ein positives operatives Ergebnis. Trotzdem geht die Aktie (ZAL111) auf Talfahrt. Neben klassischen Gewinnmitnahmen stört den Kapitalmarkt der unveränderte Ausblick. Dem steht gegenüber, dass die Seitenaufrufe die Milliardengrenze im dritten Quartal erstmals überwunden haben.

Die Aktie des Online-Modehändlers Zalando hat sich nach der Gewinnwarnung im September 2018 und dem anschließenden Kurssturz kräftig erholt. Nun stößt die Aktie an charttechnische Widerstände. Kann sie den Aufwärtstrend fortsetzen? Die Bewertung des Papiers ist inzwischen wieder stattlich. Zu rechtfertigen wäre diese nur bei einem dauerhaften kräftigen Wachstum. Doch der nächste heiße Sommer kommt bestimmt.

Der Online-Händler Zalando frohlockt: „Zu Spitzenzeiten wurde etwa 4.200 Mal pro Minute geordert, über 2.000 Mal mehr als im vergangenen Jahr.“ Ein gutes Schlussquartal kann Zalando gut gebrauchen, schließlich muss der Betriebsgewinn für die angepeilten Jahresziele noch tüchtig gesteigert werden, obwohl die Erwartungen bereits durch eine Gewinnwarnung Mitte September deutlich gedämpft wurden. Ist die Aktie schon günstig genug, um als Schnäppchen zu gelten?

Wegen des langen und heißen Sommers sowie des dadurch verspäteten Starts in die Herbst-Winter-Saison und überhaupt wegen eines „herausfordernden Marktumfeldes“ muss der Online-Händler Zalando seine Prognose anpassen (zum zweiten Mal nach Anfang August). Vulgo ist das eine gemeine Gewinnwarnung und von einem herausfordernden Marktumfeld spricht ein Management auch gerne, wenn es intern nicht sonderlich gut läuft. Die Börse reagiert mit drastischen Kursverlusten. Wird die Wachstumsgeschichte von Zalando weitergehen? Das wäre die Voraussetzung für wieder/weiter steigende Kurse.

Zalando legte Quartalszahlen vor. Dank eines guten Weihnachtsgeschäfts lag der Umsatz im Rahmen der Erwartungen. Beim Betriebsgewinn (Ebit) und der entsprechenden Marge blieb der Online-Händler allerdings hinter den Schätzungen zurück. Und auch zukünftig setzt Zalando vor allem auf Wachstum und stellt dabei die Profitabilität zurück. Ein Bonus-Zertifikat (CY59PU) scheint daher sinnvoller als ein Direktinvestment in die Aktie (ZAL111).

Bei Rocket Internet hoffen Anleger immer wieder auf den ganz großen Börsengang (IPO). Zweifellos hatte der Inkubator in diesem Bereich mit Zalando oder DeliveryHero schon Erfolge. Im Aktienkurs machte sich das aber nur (sehr) kurz bemerkbar. Der nächste Börsengang, der anstehen könnte: HelloFresh. Wird das den Aktienkurs wieder (kurzfristig) nach oben bringen? Ein interessante Alternative: Mit einem gekappten Bonus-Zertifikat sind bis Mitte September rund fünf Prozent Rendite möglich.

Läuft bei Zalando, so zumindest der Eindruck, wenn man durch die Straßen fährt/geht. Überall Paketboten, die hohe Stapel von Zalando-Paketen auf ihren Sackkarren vor sich herschieben. Bestellt wird also bei Zalando, aber verdient der Online-Modehändler damit auch Geld, angesichts hoher Marketing-Ausgaben und vieler vieler Retouren? Ein paar Zahlen …

War da was? Brexit-Votum? Die deutsche Wirtschaft nimmt es erstaunlich gelassen, zumindest wenn man dem Ifo-Geschäftsklimaindex folgt. Er ist im Juli nur leicht zurückgegangen. Ja, deutsche Unternehmer blicken weniger zuversichtlich in die Zukunft, aber insgesamt präsentiert sich die Konjunktur hierzulande doch „widerstandsfähig“. Die Prognosen waren von einem deutlicheren Rückgang ausgegangen. In der Wirtschaft scheint aber die Überzeugung zu herrschen, dass es schon nicht so schlimm kommen werde. Kommt es womöglich zu einer Sommer-Rallye im DAX?

Die Überraschung: In der ersten Jahreshälfte 2016 erwirtschaftete Zalando bei einem Wachstum von 24 bis 25 Prozent einen Umsätze in Höhe von 1.705 bis 1.720 Millionen Euro (H1 2015: 1.377 Millionen Euro). Für die erste Jahreshälfte 2016 erwartet Zalando nun einen bereinigten Betriebsgewinn (Ebit) von 88 bis 108 Millionen Euro. Der Vorstand jubelt: Zalando hatte ein starkes zweites Quartal. Fundamental bleibt die Aktie dennoch ein Hoffnungswert.

Die Investition in eine Beteiligungsgesellschaft ist als Aktionär immer so eine Sache [morgen mehr dazu]. Man weiß nie so recht was man kauft, was die Beteiligungen aktuell wert sind – und vor allem nicht, was sie einmal bei einem Verkauf bringen könnten. Bei dem Berliner Inkubator Rocket Internet ist das nicht anders. Da bleibt dem Rocket-Internet-Aktionär nicht mehr, als das zu glauben, was das Unternehmen so verkündet.

Gut 30 Prozent Wachstum, das ist ordentlich, auch wenn Experten etwas mehr erwartet hatten, zumal Zalando derzeit vor allem auf Wachstum setzt. Dafür entwickelte das Unternehmen seine Smartphone App für viel Geld weiter, die Marketingausgaben wurden gesteigert, es gab unfangreiche Rabattaktionen und das Angebot wurde auf 1.500 Mode-Marken ausgeweitet. All das kostet, eher mehr als weniger. Auf die Marge drückt auch die hohe Rücklauf-Quote. Oft bestellen sich Kunden mehrere Teil und Größen in dem Bewusstsein, diese wieder (kostenlos) zurückschicken zu können. Von diesem Service will Zalando aber nicht abrücken, um keine Kunden zu verschrecken. Zalando ist zufrieden mit der Geschäftsentwicklung. 2015 sei ein herausragendes Jahr gewesen. Im ersten Jahr als börsennotiertes Unternehmen habe man das Wachstum deutlich beschleunigt, wichtige langfristige Investitionen getätigt und sei profitabel geblieben.

Die Börse jubelt auch.

Heute war der Meister, EZB-Präsident Mario Draghi, wieder bei der Arbeit. Er deutete weitere geldpolitische Lockerungen durch die Europäische Zentralbank an. Man werde alle Instrumente im Rahmen des Mandats nutzen, um das Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen … Für die Wirtschaft der Eurozone bestehen Risiken, durch die globale Konjunktur, auf der Abwärtsseite … Die Märkte reagierten prompt: Der DAX stieg und der Euro fiel gegenüber dem Dollar. Allerdings nur kurz. Dann verpufften die Worte Draghis. Man möchte auch noch hören was Janet Yellen und andere führende US-Notenbanker heute noch zu sagen haben.