Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Johannes Schmidt, Vorstandschef der Indus Holding (620010), zur Entwicklung im Jahr 2023 und den Prognosen für 2024. Nach einer Neustrukturierung, die auch Firmenverkäufe nach sich zog, stehen nun wieder Zukäufe ganz oben auf der Agenda des erfahrenen Firmenlenkers.
Herr Schmidt, wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung im vergangenen Jahr?
Johannes Schmidt: Auch Indus kann sich natürlich nicht freimachen vom gesamtwirtschaftlichen Umfeld. Daher sind wir sehr zufrieden, den Umsatz mit 1,8 Milliarden Euro auf dem Niveau des Jahres 2022 gehalten zu haben. Erfreulich ist zudem, dass wir beim operativen Ergebnis – Ebit – mit 149,6 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr, als 133,7 Millionen Euro erreicht wurden, sogar deutlich zulegen konnten.
Die Aktionäre dürfen sich daher auch auf eine erhöhte Dividende freuen?
Ja, ich hatte es ja schon nach dem guten dritten Quartal angekündigt, dass wir uns bei der Dividende für 2023 nicht lumpen lassen wollen. Mit der Erhöhung von 0,80 auf 1,20 Euro pro Anteilschein dürfte uns dies geglückt sein. Somit erreicht die Dividenden-Rendite bezogen auf den Jahresschlusskurs mehr als fünf Prozent. Das ist ein klares Zeichen, dass sich Indus als attraktiver Dividendenwert positioniert. Natürlich wollen wir damit aber auch Vertrauen für die Aktie bei den Anlegern hinzugewinnen.
Möglich war die höhere Dividende aber auch dank des deutlich gestiegenen freien Cash-flows?
Der deutliche Abbau des Working Capital sorgte dafür, dass wir einen freien Cash-flow von knapp 200 Millionen Euro erwirtschaften konnten. Dies ist erfreulich.n dieser Höhe allerdings nicht in die Zukunft fortschreibbar, da sich inzwischen Lieferketten wieder normalisiert haben und wir beispielsweise Vorräte abbauen konnten. Es ist aber auch dem wirtschaftlichen Umfeld und den wieder etwas gesunkenen Materialpreisen geschuldet. Für 2024 erwarten wir einen weiter starken freien Cash-flow von über 110 Millionen Euro.
Somit verfügen sie über die notwendigen Mittel für weitere Zukäufe?
Der Cash-Bestand gibt uns tatsächlich große Freiheit. Wir können unser ambitioniertes Kaufprogramm umsetzen, für das wir bis zu 70 Millionen Euro einsetzen wollen. Zudem haben wir durch das abgeschlossene Aktienrückkaufprogramm rund 1,1 Millionen Indus-Aktien, die wir ebenfalls für Zukäufe nutzen können.
Hat sich denn das Umfeld für Firmenkäufe wieder verbessert?
Seit Mitte 2023 bemerken wir eine deutliche Belebung. Es kommen vermehrt Unternehmen an den Markt, die wir als spannend einstufen. Es gibt also eine gut gefüllte Pipeline. Auch die Bewertungen haben sich in die von uns gewünschte, realistischere Richtung entwickelt, inzwischen wird auch der Zinsanstieg entsprechend berücksichtigt.
Das klingt so, als ob nach dem KI-Unternehmen Gestalt Robotics, welches vor wenigen Tagen gekauft wurde, bald der nächste Deal gemeldet werden wird?
Wir befinden uns in Gesprächen in allen Stadien, die mögliche Zukäufe bei uns durchlaufen. Somit kann es durchaus auch schnell gehen, wobei bei jeder Transaktion bis zur Unterschrift immer viel passieren kann. Tatsächlich bin ich aber überzeugt, dass jetzt eine gute Zeit für Zukäufe ist.
Wie sehen die Perspektiven für Indus im Jahr 2024 aus?
Gesamtwirtschaftlich bleibt das Umfeld schwierig. Wir werden uns aber unter diesen Rahmenbedingungen gut behaupten und den Umsatz in den Bereich von 1,85 bis 1,95 Milliarden Euro steigern. Dazu werden auch Zukäufe beitragen. Beim Ebit kalkulieren wir mit einem Wert zwischen 145 und 165 Millionen Euro. Der freie Cash-flow sollte wie gesagt mehr als 110 Millionen Euro erreichen.
Welche Rückmeldungen haben Sie für die ersten Monate des Jahres aus den Beteiligungen erhalten?
Die Planzahlen der einzelnen Beteiligungen bilden stets die Grundlage für die Indus-Prognose. Dabei berichten uns die jeweiligen Geschäftsführungen bislang von einem soliden Auftakt ins Jahr, zwar ohne große Euphorie, aber jeweils im Rahmen der vorher gelieferten Planzahlen. Damit sind wir im aktuellen Umfeld sehr zufrieden.
Vielfach generieren deutsche Unternehmen Wachstum auch im Ausland. Wie sieht dies bei ihren eher mittelständisch aufgestellten Beteiligungen aus?
Wir sehen eine neue Welle der Internationalisierung, weil viele Unternehmen dort produzieren, wo auch die Kunden sind. Für unsere Beteiligungen ist das aktuell vor allem mit dem Aufbau neuer Standorte in den USA und Investitionen in Indien verbunden. Das unterstützen wir aktiv. Wohin es geht, ist aber jeweils die individuelle Entscheidung der einzelnen Indus-Gesellschaft, die in diesen Märkten schon viele neue Kunden gefunden oder ein entsprechendes Potential ausgemacht hat.
Herr Schmidt, vielen Dank für die schnellen Antworten.
Nachtrag: Am 27. März meldete die Beteiligungsgesellschaft tatsächlich schon den nächsten Zukauf: Die Pneumatic Components, ein Tochterunternehmen der Indus-Tochter Horngroup, kauft 100 Prozent der Anteile an der britischen Colson X-Cel. Das Unternehmen entwickelt und produziert Industriearmaturen für die Mess- und Regeltechnik, u.a. Ventile, Absperreinheiten und Messgeräte zur Steuerung von Flüssigkeiten und Gasen. Colson erwirtschaftet mit rund 40 Mitarbeitern einen jährlichen Umsatz von rund 7 Millionen Euro.