Ist das ein Lebenszeichen? Die Aktie von Singulus notiert wieder oberhalb der 200-Tage-Linie, die gemeinhin als Grenze zwischen Hausse und Baisse gilt. Tatsächlich gibt es bei dem Maschinenbauer ein paar Lichtblicke. So könnte China, über den Umweg USA, für eine Belebung des Geschäfts sorgen.
Singulus hat extrem bewegte Zeiten durchlebt und ist noch nicht aus der Krise heraus. Das Eigenkapital ist im ersten Quartal 2024 nach wie vor mit 44,4 Millionen Euro negativ. Doch eine Kapitalerhöhung ist auf dem derzeitigen Kursniveau nahezu ausgeschlossen, wie auch CEO Stefan Rinck auf dem Equity Forum in Frankfurt diese Woche die Situation am Kapitalmarkt einschätzt. Da dürften sich nur sehr schwer Investoren finden.
Rinck ist allerdings in Verhandlungen über eine neue Kreditlinie. Diese sähen gut aus, sagt er. Und würden diese scheitern, gäbe es noch einen Plan B – Geldspritzen (16,75 Prozent) vom chinesischen Großaktionär CNBM? – natürlich. Das Problem ist drängend, die Cash-Situation bei Singulus ist angespannt: Der verfügbare Kassenbestand betrug im ersten Quartal 6,3 Millionen Euro, nach 11,5 Millionen Euro Ende 2023. Operativ schmolzen im ersten Quartal 7,2 Millionen weg.
Erfreulich: Der Betriebsgewinn (Ebit) war im ersten Quartal mit 600.000 Euro positiv, nach minus 900.000 Euro im ersten Quartal 2023. Zugleich verbesserte sich der Umsatz im Jahresvergleich von 16,3 auf 20,6 Millionen Euro. Aufwärts ging es auch mit dem Auftragseingang auf 33,2 Millionen Euro, nach 14,1 Millionen Euro. Als Auftragsbestand stehen 71,6 (82,6) Millionen Euro in den Büchern.
Rege Nachfrage erlebt Singulus aktuell für Maschinen für die Halbleiter-Industrie (9,2 Prozent Umsatz-Anteil bei Singulus). In diesem Segment bietet Singulus beispielsweise Maschinen für die Dünnfilm-Beschichtung an.
Im Sektor Life Science (34,0 Prozent Umsatz-Anteil) ist Singulus gut im Bereich von Maschinen für die Beschichtung von Kontaktlinsen positioniert.
Auf eine Sonderkonjunktur kann Singulus durch die Entscheidung der USA, Solar-Paneele aus China mit hohen Zöllen zu belegen, hoffen. Das könnte Investitionen in den Aufbau von Herstellungskapzitäten für Solar-Paneelen aus Europa und den USA lostreten, wodurch Singulus durch Maschinen-Lieferungen (Solar-Umsatz-Anteil: 56,8 Prozent) profitieren könnte –, aber das ist einstweilen noch Auftragsfantasie und es den chinesischen Großaktionär gibt, was vielleicht die Amerikaner stören könnte.
Als neue Geschäftsfelder könnten sich für Singulus der Wasserstoff-Markt, Maschinen für die Beschichtung von Bipolar-Platten und Lösungen für die Produktion von sogenannten Solid-State-Batterien (Festkörperbatterien), die deutlich leistungsfähiger sind als derzeitige Lithium-Batterien, auftun.
Für das laufende Jahr schätzt der Vorstand einen Umsatz zwischen 120 und 130 Millionen Euro und ein Ebit im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Der Spezialist für Beschichtungsmaschinen hat einige Krisen, Wegfall des CD-Geschäfts, Probleme im Solar-Bereich, überlebt und zeigt dadurch eine erstaunliche Resilienz. Kurzfristig gilt es das Cash-Problem zu lösen und ein positives Eigenkapital zu erreichen. Zudem muss die Verschuldung von 84,8 Millionen Euro reduziert werden. Aber, Singulus weist Turnaround-Perspektiven auf, der Wert bleibt allerdings spekulativen Naturen vorbehalten.
Singulus-Aktie (Tageschart): wichtige Hürde überwunden