Alzchem ist derzeit sicherlich eines der reizvollsten Spezialchemie-Unternehmen auf dem deutschen Kurszettel. Plusvisionen hatte auch schon häufiger über den Wert berichtet, zuletzt HIER. Seit Februar diese Jahres ging es mit der Aktie fulminant nach oben. Das dürfte vor allem an einem Produkt und der EU liegen.
Die Produkte von Alzchem basieren auf Kalk und Kohle, woraus das Unternehmen in Hochöfen unter gehörigem Energieaufwand Kalziumkarbid (Calciumcarbid) „kocht“. Dieser Rohstoff ist Grundlage für alle weiteren Produkte bei Alzchem. Zugleich macht dies Alzchem einmalig in der Welt: Kein weiteres Chemie-Unternehmen weltweit hat eine solch breite und spannende Produktpalette auf der Grundlage von Kalziumkarbid aufzuweisen.
Die drei Hauptwachstumsbereich derzeit: Tierfutter, Nahrungsergänzungsmittel und Guanidinsalze. Beim Tierfutter ist es das Produkt Creamino, das ein Vorprodukt von Kreatin darstellt. Kreatin ist bei Säugetieren und dem Mensch ein Energiespeicher. Unter das Tierfutter gemischt muss weniger Futtermittel aufgewendet werden. Als Nahrungsergänzungsmittel für den Menschen ist Kreatin zurzeit insbesondere im Fitness-Bereich beliebt, da sich auch hier der Effekt, gleich oder höhere Leistung bei weniger beziehungsweise gleicher Nahrungsaufnahme bemerkbar macht. Im Alter kann Kreatin einem starken Muskelabbau entgegenwirken.
Guanidinsalze oder Nitro-Guanidin kommt im Airbag zum Einsatz: Dieser Stoff lässt den Airbag kalt (bei 400 Grad Celsius) explodieren, auch noch nach Jahrzehnten, es ist somit ein sehr stabilier Rohstoff. Diese Eigenschaften machen ihn auch bei Militärs als Treibladung für Artillerie-Mution sehr begehrt.
Die kalte Explosion lässt die Rohre weniger heiß werden, wodurch länger geschossen werden kann und die Feuerpausen kürzer ausfallen können. Die Nato hat sich als Treibladung für die 155-Millimeter-Geschosse für diesen Stoff entschlossen und Alzchem ist derzeit der einzige Lieferant „im Westen“ dafür. China könnte auch liefern, doch das dürfte politisch nicht gewollt sein.
Wohl auch deshalb erhält Alzchem von der EU über einen Zeitraum von zwei Jahren 34,4 Millionen Euro Fördermittel, um die Produktionskapazität von Nitroguanidin und die bestehenden Anlagen zur Herstellung von Guanidinnitrat zu erneuern und zu erweitern, wie CFO Andreas Lösler heute auf dem Equity Forum in Frankfurt ausführte. Mit der „Zeitenwende“ sind 155-Millimeter-Geschosse und die dazugehörenden Treibladungen zu einem gefragten Produkt geworden.
Mit einem Konzernumsatz von 150,1 Millionen Euro im ersten Quartal 2024 ist es dem Unternehmen gelungen, das starke Vorjahresniveau von 150,4 Millionen Euro zu bestätigen. Speziell die Bereiche Human Nutrition, Animal Nutrition und Verteidigung (Nitroguanidin) zeigten in den ersten drei Monaten 2024 eine starke Performance. Der operative Gewinn (Ebitda) wurde um 31,7 Prozent auf 24,9 Millionen Euro gesteigert.
Nach der guten Geschäftsentwicklung in den ersten drei Monaten bestätigt der Vorstand seine Prognosen für das Gesamtjahr 2024 mit einem Konzernumsatzplus von 540,6 auf rund 570,0 Millionen Euro und einem Ebitda-Anstieg von 81,4 auf rund 90,0 Millionen Euro.
Trotz Kursaufschwungs ist die Aktie von Alzchem nach wie vor attraktiv bewertet, was nicht bedeutet, dass es nicht auch Rückschläge geben kann. Grundsätzlich aber sollte Alzchem von der Zeitenwende und auch von der Demografie (Nahrungsergänzungsmittel) profitieren.
Alzchem-Aktie (Tageschart): Kurs-Explosion