Rubrik: Gerresheimer

Auch nach neun Monaten des ungewöhnlicherweise zum 30.11. zu Ende gehenden Geschäftsjahres 2022/24 bleibt Gerresheimer auf Wachstumskurs. Der Verpackungsspezialist kann Ertrag und Umsatz weiter steigen und bestätigt zudem den Ausblick. Die Gerresheimer-Aktie (A0LD6E) verliert am heutigen Donnerstag trotzdem an Wert. Dies bietet Anlegern nun neue Einstiegschancen.

Schon im vergangenen Herbst hatten wir bei der Gerresheimer-Aktie (A0LD6E) bei Kursen um 60 Euro noch Luft nach oben ausgemacht. Tatsächlich notiert der Wert inzwischen mehr als 50 Prozent hoher – im Bereich von 92 Euro. Doch frische Quartalszahlen zeigen, dass der Titel noch weiteres Potential hat. Denn der Verpackungsspezialist startete ausgezeichnet ins laufende Geschäftsjahr.

Bei Gerresheimer rückten die Übernahmegerüchte aus dem Sommer im Zuge der Energiekrise immer mehr in den Hintergrund. Denn die Anleger machten sich sorgen, wie die galoppierenden Gaspreise aufgefangen werden können. Dabei betonte Konzernchef Dietmar Siemssen mehrmals, dass er in wesentlichen Bereichen langfristige Lieferverträge und Absicherungsgeschäfte getätigt hat. Trotzdem rutschte die Aktie im September bis auf ein Zwischentief bei 46,66 Euro ab. Gute Q3-Zhalen sorgten inzwischen aber auch charttechnisch für die Trendwende.

Erst vor Wochenfrist hatten wir bei Gerresheimer gute Kurschancen erkannt und sowohl den Direkteinstieg empfohlen, als auch Kaufmöglichkeiten via Discount-Zertifikaten aufgezeigt. Zunächst sah es so aus, als ob sich der Titel nicht gegen das schwache Marktumfeld stemmen kann. Nun gab es aber Nachrichten, wonach es ein Übernahmeangebot gab, welches die Gerresheimer-Verwaltung aber ablehnte. Und schon schießt der Kurs der Gerresheimer-Aktie (A0LD6E) nach oben.

Anfang April hatten wir uns zuletzt mit Gerresheimer beschäftigt, nachdem der Verpackungsspezialist die Prognose für das Jahr 2022 erhöht hatte. Die Gerresheimer-Aktie (A0LD6E) notierte damals nahezu exakt bei 70 Euro. Am heutigen Donnerstag sind es immerhin rund 73 Euro, allerdings nach dem Dividendenabschlag. Denn am gestrigen Mittwoch hielten die Düsseldorfer ihre Hauptversammlung ab, die eine Auszahlung von 1,25 Euro beschloss. Attraktiv bleibt der Titel aber trotzdem, jedoch unternehmen clevere Anleger nun einen Einstiegsversuch via Discount-Zertifikat. Dieser bringt zudem eine ansehnliche „Trostrendite“, wenn der Kaufversuch scheitert.

Bei Gerresheimer lief das erste Quartal sehr gut. Vorstandschef Dietmar Siemssen sieht den Konzern daher auf einem guten Weg, ein weiteres Rekordjahr zu erreichen. Mit Blick auf den hohen Auftragsbestand und einer weiter steigenden Nachfrage nach bestehenden und neuen Produkten und Lösungen erhöhte er die Guidance für 2022. So soll das organische Umsatzwachstum nun prozentual zweistellig ausfallen. Vorher sprach Siemssen nur von einem Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich. Der Aktie gefällt die neue Prognose.

Im vergangenen Oktober überzeugte Gerresheimer mit guten Zahlen zum dritten Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 (per 30. November). Wir hatten die Aktie (A0LD6E) daher damals positiv beurteilt. Heute notiert der Titel des Verpackungsspezialisten allerdings nur noch knapp über 72 Euro. Schuld sind eher durchwachsene Zahlen für das komplette Geschäftsjahr und ein Ausblick, der auch für das nun laufende Geschäftsjahr keine Wunderdinge erwarten lässt.

Noch Mitte Juli fragten wir, wo bei Gerresheimer die sprudelnden Gewinne sind. Denn der Verpackungsspezialist gilt noch immer als ein Profiteur von Corona, nachdem die Impfstoff-Fläschchen von Anbietern wie Pfizer/Biontech und AstraZeneca genutzt werden. Wir hatten damals im Bereich von 88 Euro zum Kauf geraten, obwohl im zweiten Quartal nicht vollständig überzeugen konnte. Nach den Q3-Zahlen kostet die Aktie aber nur noch rund 79 Euro. Wir erklären warum.

Im April schrieben wir, dass die Gerresheimer-Aktie genug konsolidiert hat. Damals notierte das Papier im Bereich knapp unter 87 Euro. Damit lagen wir eigentlich richtig, denn anschließend zog der Wert bis auf 99,40 Euro an, scheiterte aber an der 100er-Marke. Und heute: Da kostet die Aktie nur noch knapp 90 Euro. Schuld ist ein Gewinn, der im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 (per 30.11.) unter den Markterwartungen lag. Dies sorgte für eine neue Konsolidierung.

Bei Gerresheimer überzeugten die Zahlen des Q1 nicht. Denn der Umsatz stieg per Ende Februar organisch nur um 3,7 Prozent auf rund 303 Millionen Euro. Dabei sind die Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe herausgerechnet. Ohne diese Herausrechnung wäre das Plus noch kleiner ausgefallen. Immerhin stieg das bereinigte operative Ergebnis um 6,1 Prozent auf 54,2 Millionen Euro, womit sich auch die Marge etwas verbesserte, die Analysten aber trotzdem enttäuschte. Daher setzte die Aktie zunächst die Konsolidierung fort, die nun aber zu Ende gehen könnte.

Gerresheimer legte ordentliche Zahlen für das dritte Quartal vor: Der Umsatz wuchs organisch um 2,1 Prozent auf 349 Millionen Euro und das operative Ergebnis (Ebitda) um 4,1 Prozent auf 75 Millionen Euro. Dies entspricht einer operativen Marge von guten 21,5 Prozent. Noch besser wären die Daten ausgefallen, wenn die Pandemie nicht auch negative Einflüsse hätte. Denn die Nachfrage aus der Kosmetikindustrie sank. Für die Gewinnmitnahmen bei der Aktie ist aber der sehr vorsichtige Ausblick des Managements verantwortlich, denn trotz einer hohen Nachfrage nach Injektionsfläschchen gab es keine Prognoseerhöhung.

Der Verpackungsspezialist Gerresheimer teilte via Interview in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mit, dass er sich schon jetzt für einen möglichen Corona-Impfstoff rüstet. Anders ausgedrückt: Vorstandschef Dietmar Siemssen hat in Glasform-Maschinen investiert und hofft nun, dass er bei den benötigten Verpackungen für den Impfstoff dicke Aufträge an Land ziehen will. Doch noch ist der Impfstoff noch gar nicht da. Wann er letztendlich gefunden wird, bleibt unklar. Experten hoffen, dass es im Winter gelingt, doch auch Experten liegen nicht immer richtig, genauso wie erfahrene Börsianer.