Rubrik: Marketwatch

Es bleibt dabei: Der Markt ist verschnupft, wie das halt so ist in dieser Jahreszeit. Mal ist es die Fed, mal China, mal Japan, mal VW und dann wieder irgendein Konjunkturindikator, so wie heute der ZEW, der auf die Gesundheit schlägt. Der DAX verliert deutlich – und von der aufkommenden Kaufpanik ist nichts mehr zu spüren. Es überwiegen wieder die Sorgen um die Konjunktur.

Ja, der DAX steigt und steigt und steigt … womöglich schon den sechsten Tag in Folge. Aber: Ruhe bewahren. Es besteht derzeit kein Grund zur Kauf-Panik. Auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick so aussieht, aber die Situation bleibt fragil. Momentan klammern sich die Märkte an die Aussicht auf weitere geldpolitische Lockerungen. Auftrieb hat diese Hoffnung durch die sogenannten Minutes, dem Protokoll der vergangenen US-Notenbanksitzung bekommen. Darin kommt die Sorge um die Situation in der Weltwirtschaft und insbesondere in China zum Ausdruck. Deswegen glaubt nun kaum noch jemand an eine Leitzinserhöhung durch die Fed in diesem Jahr. Der Euro steigt gegenüber dem Dollar konsequenterweise auf deutlich über 1,13 Dollar. Er scheint sich eher nach oben zu orientieren wie auch der DAX.

Getrieben wird der DAX zurzeit weiter von der Hoffnung auf geldpolitische Lockerungen (in der Eurozone, in den USA, in Japan und in China). Die Welt-Konjunktur läuft nicht sonderlich gut. Das haben heute die Auftragseingänge für die deutsche Industrie gezeigt. Sie fielen deutlich schlechter als erwartet aus. Wird Mario Draghi, EZB-Präsident, das Aufkaufprogramm ausweiten? Unwahrscheinlich ist das nicht. Auf noch mehr Geld von der Notenbank hofft man auch in Japan. Schlechte Konjunktur-Daten, so scheint es, sind somit wieder gute Nachrichten für die Börsen. Und an eine US-Leitzinserhöhung glaubt eigentlich niemand mehr so recht.

Der DAX scheint die Orientierung verloren zu haben. Hausse ist nicht, Baisse aber auch nicht. Dann also langweiliger Seitwärtstrend oder, in der spannenderen Ausprägung, ein Sägezahnmarkt. Die letzten Kerzen im Tageschart deuten doch auf eine recht hohe Nervosität hin. Aber mal ehrlich: Wer hat derzeit eine halbwegs gefestigte Meinung, wo es hingehen könnte in naher Zukunft. Da ist die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed), die vielleicht die Leitzinsen erhöht, um damit Normalität und Sicherheit zu signalisieren, nicht mehr. Da ist China, wo die Konjunktur doch arg schwächelt. Die Amerikaner dürften kam ein Interesse daran haben die Wirtschaft dort weiter ins Wanken zu bringen.

Wenn die Blätter beginnen zu fallen, steigen wieder die Kurse. Alte Börsenregel. Der September geht zu Ende als schlimmster aller Börsen-Monate – und schon kommt wieder etwas Kaufinteresse auf. Zufall? Mag sein. Vielleicht ist es auch Window-Dressing von Fondsgesellschaften oder Banken, die noch ihre Bücher vor Quartalsschluss aufhübschen wollen. Oder es war halt einfach wieder so weit.

Charttechnisch hat sich im Kerzenchart des DAX so etwas wie ein Doppelboden gebildet.

Ja, da ist sie wieder die Hoffnung auf noch mehr billiges Geld von der Europäischen Zentralbank (EZB). Im September sind die Verbraucherpreise in Deutschland gegenüber dem Vorjahr wohl unverändert, schreibt das Statistische Bundesamt. Im Vergleich zum Vormonat könnten sie um 0,2 Prozent gesunken sein. Es weht wieder ein Hauch von Deflation durchs Land und wohl auch durch die Eurozone. EZB-Präsident Mario Draghi wird sich mit seiner Nullzinspolitik und dem Qunatitative Easing (Geld drucken) bestätigt sehen. Vielleicht fühlt er sich sogar gefordert noch mehr zu tun, um eine Dauer-Deflation wie in Japan zu verhindern. Der Euro gibt gegenüber dem Dollar vorsorglich schon etwas nach.

Die Aktien-Börse freut sich über steigende Zinsen, plötzlich. Sie verbindet damit die Hoffnung auf eine Normalisierung. Endlich keine Krise mehr, so das Kalkül, wenn die Leitzinsen wieder steigen. Doch die Normalisierung wird keine 4 oder 5 Prozent bei den Fed Fund Rates bedeuten, so wie das früher einmal war, eher 1 Prozent. Mehr kann sich die Welt mit ihren Schulden und ihrer schwächlichen Konjunktur nicht mehr leisten. Aber auch das nimmt man dankbar an.

Es gibt Dinge an den Finanz-Märkten, die machen mir Angst. Ziemlich weit oben auf dieser Liste steht ein steigender Gold-Preis. Gold ist nicht irgendein Metall, sondern Gold ist die physische Form von Angst. Es wird von den Marktteilnehmern als Versicherung gekauft. Eine Versicherung wird vor allem dann abgeschlossen, wenn das Gefühl reift, dass es demnächst krachen könnte oder es bereits heftig knarrt. Nun scheint die Finanzwelt wieder mächtig in Unordnung oder zumindest in Unruhe. China, Fed, Volkswagen, BMW … und sicherlich finden sich noch weitere Gründe, um die Kurse nach unten zu drücken.

Gibt es heute irgendetwas, das nicht fällt? Die Liste ist lang: DAX, Euro, Gold, Dow Jones, Öl, griechische Aktien … Gut, der Bund Future steigt und damit fallen die Renditen am deutschen Anleihemarkt. Doch sonst ist Debakel. Der DAX hat sich aufgemacht seine Tiefs vom August nochmals zu testen – zumindest. Vielleicht geht es auch tiefer, bis zur Aufwärtstrendlinie aus dem Jahre 2009 bei knapp über 8.000 Punkten. Diesen Trend könnte man auch als den QE-Trend bezeichnen. Die Kurse wurden dabei auch oder vor allem durch Quantitative Easing (vulgo: Geld drucken) getrieben. Geht dieser Trend nun zu Ende?

Das Hochamt der Kapitalmärkte rückt immer näher. Am Donnerstag tagt die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Börsen ringen nach wie vor mit der Frage, ob die Fed die Leitzinsen erhöhen wird oder ob erstmal alles so bleibt wie es ist. Es wäre die erste Leitzinserhöhung seit einer gefühlten Ewigkeit. Seit Dezember 2008 stehen die Fed Fund Rate bei Null. Zum letzten Mal angehoben wurde sie im Juni 2006. Nullzinsen sind inzwischen normal geworden, auch wenn es jetzt heißt, man wolle wieder zur Normalität zurückkehren. Doch angesichts gewaltiger Schuldenberge und einer noch immer für Rückschläge anfälligen Konjunktur (global) werden Minizinsen wohl auch in den kommenden Jahren das Maß aller Dinge bleiben.