Rubrik: Marketwatch

War da was? Brexit-Votum? Die deutsche Wirtschaft nimmt es erstaunlich gelassen, zumindest wenn man dem Ifo-Geschäftsklimaindex folgt. Er ist im Juli nur leicht zurückgegangen. Ja, deutsche Unternehmer blicken weniger zuversichtlich in die Zukunft, aber insgesamt präsentiert sich die Konjunktur hierzulande doch „widerstandsfähig“. Die Prognosen waren von einem deutlicheren Rückgang ausgegangen. In der Wirtschaft scheint aber die Überzeugung zu herrschen, dass es schon nicht so schlimm kommen werde. Kommt es womöglich zu einer Sommer-Rallye im DAX?

Des einen Freud‘, des anderen Leid. Der DAX versuchst energisch die Brexit-Scharte wieder auszuwetzen. Dabei setzt er – natürlich – Sie ahnen es … richtig … auf Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) und Retter alles Europäischen. Er soll die Geldpolitik (noch) weiter lockern, um die Brexit-Schmerzen für Europa und die insbesondere für die Eurozone weiter zu lindern. Doch für die Finanzbranche sind die sinkenden Zinsen längst zur Belastung geworden.

Was für eine albtraumhaft schöne Bullen-Falle. Dienstag sah alles noch so gut aus im DAX. Die amerikanischen Arbeitsmarktdaten waren mäßig gewesen und die Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Janet Yellen, murmelte etwas davon, dass sie sich mit einer Leitzinserhöhung womöglich doch noch etwas Zeit lassen könnte. Oh, dachten sich die Märkte, das ist ein gutes Zeichen, mehr Liquidität, mehr Fun, mehr steigende Kurse. Der DAX überschritt den seit Dezember (2015) vorherrschenden Abwärtstrend – es konnte weiter aufwärts gehen.

Notieren Sie sich schon mal: Am 2. Juni tagt die Europäische Zentralbank (EZB) und am 15. Juni die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed). Insbesondere der Entscheidung der Fed wird mit Spannung entgegengesehen. Wird sie oder wird sie nicht? Die Stimmung wechselt dabei fast so schnell wie bei dem Gänseblümchenspiel. Derzeit geht die Meinung eher in Richtung sie wird, was man gut an der Kursentwicklung von Euro und Dollar ablesen kann.

Der DAX wurstelt weiter so vor sich hin – und läuft charttechnisch in eine Dreiecksformation hinein. Ein Richtungsentscheidung könnte somit anstehen, muss aber nicht. Belastend ist die Aussicht auf eine Leitzinserhöhung in den USA. Sie wird aktuell mal wieder diskutiert, weil es ein paar bessere Zahlen gab. Allerdings muss man feststellen, dass die eigentlich angedachten US-Leitzinserhöhungen immer wieder verschoben worden sind.

Der DAX kann sich derzeit nicht so recht entscheiden, ob er weiter nach oben streben soll oder doch eher nach unten. So bleibt es bei einer Seitwärtsbewegung um die Marke von 10.000 Punkten. Er bewegt sich zwischen den beiden Polen einer mäßig florierenden Weltwirtschaft und der Hoffnung auf noch mehr Geld durch die EZB, na ja, dann ist da auch noch die Furcht vor einem Brexit, zu dem es aber wahrscheinlich nicht kommen wird.

Das klingt doch sehr nach Gewinnwarnung oder zumindest etwas in dieser Art: Angesicht des verhaltenen ersten Quartals werde es deutlich ambitionierter, das Konzernergebnis des Jahres 2015 zu erreichen. Steht wo? Im Ausblick des Quartalsberichts der Commerzbank. Nein, das erste Quartal lief bei der Commerzbank nicht sonderlich gut: Es wurde ein operatives Ergebnis von 273 Millionen Euro (Q1 2015: 670 Millionen Euro) und ein Konzernergebnis von 163 Millionen Euro (338 Millionen Euro) erzielt.

Ein sogenanntes One-Day-Reversal im DAX. Das heißt: Im Minus gestartet und dann doch noch ins Plus gerettet. Das sieht man gerne als Börsianer, auch weil es ein Zeichen von Marktstärke ist. Zunächst hatte die japanische Notenbank verstimmt, von der man eigentlich angenommen hatte, sie würde noch mehr Geld in die Märkte fließen lassen. Hat sie aber überraschender Weise nicht getan. Sie hielt sich zurück mit Negativzinsen und weiteren Käufen von Anleihen und wartet – wie auch die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) – erstmal ab.

Haben die Feierlichkeiten zum Draghi-Day morgen (21. April) schon begonnen. Der DAX scheint will entschlossen weiter nach oben zu klettern. Anscheinend glaubt die Börse fest daran, dass der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, noch weitere geldpolitische Wohltaten in Form von noch mehr Liquidität verteilen wird. Spekuliert wird über den Aufkauf von Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) und auch Helikopter-Geld gilt nicht mehr als ausgeschlossen.

Mit dem Euro geht es nach oben und mit dem Öl-Preis nach unten, das sind eigentlich denkbar schlechte Voraussetzungen für einen steigenden DAX. Aber immerhin, der deutsche Aktienmarkt hält sich über der Marke von 10.000 Punkten, wenn auch nur knapp. Ob das so bleibt? Abwarten. Immerhin gibt es bei rund 9.900 Punkten noch eine kleine Kurslücke (Gap) zu schließen.

Ist das jetzt schon Sell-in-May-and-go-away? Der DAX kann nicht so recht etwas mit sich anfangen, deshalb gibt er vorsichtshalber nach. Und Gründe findet man dazu auch: Mit der Weltkonjunktur läuft es nicht sonderlich gut, das haben die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) nun unisono bestätigt, die eine im Protokoll ihrer vergangenen Sitzung, die andere in ihrem Jahresbericht. Die Botschaft der Notenbanken dabei ist klar: Die Zentralbanker werden sehr vorsichtig bei Zinserhöhungen sein (Fed) beziehungsweise die Märkte mit noch mehr Liquidität versorgen (EZB).

Fed-Chefin Janet Yellen bleibt vorsichtig. Die Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Federal Reserve machte recht deutlich, dass es Zinserhöhung in den USA nicht so bald anstehe. Sie sorgt sich wohl um die Weltkonjunktur, die nicht sonderlich floriert, vor allem China bereitet weiter Kopfzerbrechen. Damit rückt Yellen noch ein Stück weiter von ihrer Linie ab, die sie im Dezember mit der leichten Leitzinserhöhung eingeschlagen hat. Da wollte man eigentlich signalisieren, dass die Finanzkrise endgültig abgehakt sei und sich die Wirtschaft wieder zufriedenstellend entwickle. Es kam anders mit den entsprechenden Marktturbulenzen und dem Fall des Öl-Preises.