Rubrik: Wacker Chemie

Kunde droht mit Auftrag und Firma muss ablehnen, weil nicht so viel produziert werden kann, wie nachgefragt wird. Traumszenario? Horror? Von beidem wohl ein bisschen. Siltronic, ein weltweit führender Hersteller für Wafer aus Reinstsilizium ist im dritten Quartal in diese glückliche/missliche Lage geraten. Um die vielen Bestellungen abzuarbeiten, wurden die Produktion voll ausgelastet und Lagerbestände reduziert, aber auch das reicht nicht. Letztlich musste man sogar dankend passen …

Wacker Chemie, noch so ein Zykliker (wir hatten ja bereits hier über BASF berichtet). Wacker Chemie hängt auch an der Weltkonjunktur – und hofft auf eine Erholung. Im zweiten Quartal ist zwar der Umsatz um 1,1 Prozent gewachsen gegenüber der Vorjahresperiode, aber das Periodenergebnis ging um stattliche 45,6 Prozent zurück. Das Quartalsergebnis je Aktie sackt dadurch um 47,9 Prozent auf 1,15 Euro ab. Börsianer runzeln bei Wacker Chemie wegen des Ergebnisrückgangs mal wieder die Stirn und schicken die Aktie um rund 4 Prozent nach unten. Charttechnisch scheint ohnehin derzeit bei knapp über 85,00 Euro der Deckel drauf zu sein.

Der DAX wurstelt weiter so vor sich hin – und läuft charttechnisch in eine Dreiecksformation hinein. Ein Richtungsentscheidung könnte somit anstehen, muss aber nicht. Belastend ist die Aussicht auf eine Leitzinserhöhung in den USA. Sie wird aktuell mal wieder diskutiert, weil es ein paar bessere Zahlen gab. Allerdings muss man feststellen, dass die eigentlich angedachten US-Leitzinserhöhungen immer wieder verschoben worden sind.

Der DAX kann sich derzeit nicht so recht entscheiden, ob er weiter nach oben streben soll oder doch eher nach unten. So bleibt es bei einer Seitwärtsbewegung um die Marke von 10.000 Punkten. Er bewegt sich zwischen den beiden Polen einer mäßig florierenden Weltwirtschaft und der Hoffnung auf noch mehr Geld durch die EZB, na ja, dann ist da auch noch die Furcht vor einem Brexit, zu dem es aber wahrscheinlich nicht kommen wird.

Wacker Chemie hat seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2016 angehoben: Besonders das Chemiegeschäft habe sich von Januar bis März solide und ertragsstark entwickelt. Im Halbleitergeschäft spüre man jedoch nach wie vor eine schwache Nachfrage nach Smartphones, Tablets und PCs. Bei den Preisen für Solarsilicium sieht Wacker Chemie seit einigen Wochen einen leichten, aber anhaltenden Anstieg.

Ein sogenanntes One-Day-Reversal im DAX. Das heißt: Im Minus gestartet und dann doch noch ins Plus gerettet. Das sieht man gerne als Börsianer, auch weil es ein Zeichen von Marktstärke ist. Zunächst hatte die japanische Notenbank verstimmt, von der man eigentlich angenommen hatte, sie würde noch mehr Geld in die Märkte fließen lassen. Hat sie aber überraschender Weise nicht getan. Sie hielt sich zurück mit Negativzinsen und weiteren Käufen von Anleihen und wartet – wie auch die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) – erstmal ab.

Als Aktionär von Wacker Chemie, gestatten Sie mir dieses Floskel, muss man schon wacker sein und bleiben, um nicht zu verzweifeln. Was soll den Kurs jemals wieder nach oben bringen? Vielleicht müssten die Chinesen noch mehr Solaranlagen bauen als ohnehin schon. Doch China steckt bekanntlich in einer Wirtschaftskrise und man könnte angesichts des niedrigen (und womöglich noch weiter fallenden) Öl-Preises auf den Gedanken kommen, dass demnächst die Nachfrage nach Solarpanelen auf Null sinken könnte. So sind die Aussichten für die Wacker-Chemie-Aktie eher trübe, so scheint es.

Bei der Deutschen Bank gibt es schon wieder ein neue Klage wegen Untreue. Die Aktie verliert gut ein Prozent. Mittlerweile weiß man nicht mehr, ob sich bei der Deutschen Bank um eine Rechtsanwaltskanzlei mit angeschlossener Finanzabteilung handelt.

Die Deutsche Telekom büßt ein halbes Prozent ein. Hier wird weiter über die Verkaufskandidaten T-Mobile und T-Online und deren mögliche Käufer orakelt.

Südzucker bleibt im Aufwind.

Irgendwie glaubt die Börse an eine Einigung der Eurogruppe mit Griechenland – oder sie will es glauben. Überhaupt scheint der DAX wieder den Entschluss gefasst zu haben, sie nach oben bewegen zu wollen. Der kurzfristige Abwärtstrend ist überschritten, vielleicht verleiht das Mut. Vielleicht war die Zeit aber auch einfach nur reif für eine Gegenreaktion auf die vorangegangenen Kursverluste. Man wird sehen, es warten schließlich immer Widerstandslinien im Chart, an denen eine Aufwärtsbewegung scheitern kann oder eben nicht.

Ja, ja, DAX, das denke ich mir, dass dir das gefällt. Der Euro gibt nach und schon geht es mit dir nach oben. Dabei hatte es so gut gar nicht angefangen, aber da lag der Euro auch noch in der Gewinnzone. Erst im Laufe des Handelstages gab er nach und fiel bis auf 1,1350 Dollar zurück. Die Gründe für den Euro-Rückgang: klar, Griechenland. Diesmal ist es die Deutsche Bundesbank, die ein recht verheerendes Zeugnis ausstellt. Die schönsten Zitate aus dem aktuellen Monatsbericht:

Der DAX bewegte sich im heutigen Handel um die Nulllinie und rutscht im späten Handel deutlicher in die Verlustzone. Bestimmend waren die US-Konjunkturdaten.

Es wird versucht zu beurteilen, wie es um die US-Wirtschaft bestellt ist, aber das ist Tagesgeschäft. Die mittelfristige Einschätzung für die amerikanische Wirtschaft lautet derzeit: Die Konjunktur läuft, aber sie läuft keinesfalls prächtig, weshalb die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wahrscheinlich auch die Zinsen im Sommer nicht erhöhen wird.

Schlechte Nachrichten sind gut Nachrichten. Dieser Satz hat ab heute wieder Gültigkeit. Die Arbeitsmarktdaten in den USA für April fielen eher dürftig aus. Es wurden zwar 223.000 neue Stellen geschaffen und die Arbeitslosenrate sank mit 5,4 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 7 Jahren, aber man hatte doch mehr erwartet. Es scheint sich die Einsicht zu verfestigen, dass die US-Wirtschaft im ersten Quartal geschrumpft sein könnte. Nein, eine Rezession in den USA muss das nicht bedeuten, aber es bedeutet, dass die amerikanische Wirtschaft nicht jubelnd wächst.