Rubrik: Plusvisionen

Natürlich wird kaum jemand den 500-Euro-Schein wirklich vermissen, aber es geht ein fatales Signal davon aus, diesen nicht mehr zu drucken: Ist das nur der Auftakt dafür, Bargeld ganz abzuschaffen? Sind das schon die Vorbereitungen für Negativzinsen auch für Privatsparer?

Sparkassentag in Düsseldorf. Die Atmosphäre ist erfüllt von einer Melange aus Panik, Hoffnung und Aufbruch. Auch wenn es keiner direkt aussprechen mag, in der Branchen wird in den nächsten Jahren nichts so bleiben wie es ist – und das dürfte eher noch eine Untertreibung sein. Banken und Sparkassen bangen um ihr Geschäftsmodell oder es ist ihnen sogar schon längst abhanden gekommen, aufgerieben zwischen Digitalisierung und Nullzinsen.

Die Deutsche Bank drückt bei der Digitalisierung des Kundengeschäfts aufs Tempo. Mitte dieses Jahres startet in Frankfurt die Digitalfabrik der Bank. Mehr als 400 Softwareentwickler, IT-Spezialisten sowie Bankexperten werden künftig an neuen digitalen Produkten und Dienstleistungen für die Kunden der Bank arbeiten. Zudem gibt es 50 Arbeitsplätze für externe Kooperationspartner aus der FinTech-Branche – junge Technologieunternehmen, die sich auf Bankdienstleistungen und -produkte spezialisiert haben. Die Digitalfabrik profitiert dabei von der Grundlagenarbeit der Deutsche Bank Labs für Innovationen in Berlin, London und Palo Alto, die Digitalisierungstrends und neue Technologien analysieren. In Frankfurt soll gemeinsam mit den Finanzplatzakteuren ein starker FinTech-Sektor entstehen.

Terror und ein steigender DAX, passt das zusammen? Ist das vielleicht sogar, um dieses große Wort zu gebrauchen, unmoralisch? Gut, mit der Moral und der Börse oder generell der Wirtschaft ist es nicht allzu weit her. Wobei man sagen muss, das Börse unser aller (wirtschaftliches) Verhalten, komprimiert, abbildet. Also wenn, dann würden wir alle irgendwie unmoralisch handeln, wenn wir trotz Terror in der Früh wieder unsere Brötchen kaufen, vielleicht online eine Hose bestellen, den Kauf des neuen Autos abschließen oder am Eigenheim weiterbauen. Natürlich käme keiner auf die die Idee, dass all dies unmoralisch sein könnte, Terror hin oder her. Ganz im Gegenteil, vermutlich zeigen wir sogar Moral, wenn wir weitermachen, wenn einige Schwachsinnige irgendwo auf der Welt unsere Mitmenschen und Freunde wegbomben. Es kann jeden treffen, jederzeit, machen wir uns nichts vor, entscheidend ist das Glück oder eben das Unglück.

Könnte die Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed), Janet Yellen, vielleicht doch die Leitzinsen weiter anheben, ermutigt durch den nun wieder höheren Öl-Preis? Es ist doch sehr unwahrscheinlich. Aber es könnte sie doch schon wieder mehr in den Fingern jucken als noch vor ein paar Wochen als sich die Märkte doch in einem recht desolaten Zustand präsentierten und Öl von Tag zu Tag billiger wurde – und damit auch signalisierte, dass es in der Weltwirtschaft nicht so gut lief läuft. Nein, die Fed wird abwarten und sich die Sache noch einmal sehr genau ansehen: Zum Beispiel das Wachstum in den USA. Der GDPNow-Indikator der Atlanta-Fed prognostiziert für das erste Quartal derzeit ein Plus von 1,9 Prozent. Das wird für die Fed nicht genug sein. Sie wird aber auch auf den Arbeitsmarkt blicken, wo eine Arbeitslosenrate von 4,9 Prozent schon fast wieder Vollbeschäftigung andeutet. Und sie dürfte auch die Preisentwicklung studieren. Die Inflationsrate nimmt um ein Prozent zu, was weit entfernt ist von den Zielmarken.

Für den DAX sollten die geldpolitischen Beschlüsse der EZB eigentlich reichlich Inspiration sein, wenn da nicht im Hinterkopf auch noch die erwähnte Konjunkturschwäche wäre, die auch die Unternehmensgewinne empfindlich treffen könnte. So sacken die DAX-Kurse nach einer kurzen Draghi-Anfangseuphorie ins Minus. Oder die Märkte sind inzwischen schon so gierig geworden, dass sie nach dieser hohen Dosis schon wieder eine noch höhere Verlangen. Alles Geld-Junkies?

Die Märkte scheinen sich auf eine weitere (geldpolitische) Lockerungsrunde der Europäischen Zentralbank (EZB) einzustellen. Heute hat die europäische Statistikbehörde (Eurostat) bekanntgegeben, dass die Inflationsrate im Februar auf minus 0,2 Prozent gerutscht ist. Im Januar waren es noch plus 0,3 Prozent. Somit ist man wieder im Deflationsterrain. Das könnte auch bedeuten, dass sich EZB-Präsident Mario Draghi wieder herausgefordert fühlt, die Geldschleusen für die Eurozone weiter zu öffnen. Dezente Andeutungen gab es bereits auf der vergangenen Sitzung, weil es mit der Weltwirtschaft nicht sonderlich gut läuft.

Es ist mal wieder soweit. Die Deutsche Börse verhandelt mit der Londoner Börse (LSE) über einen Zusammenschluss. Der dritte Versuch, er muss gelingen, sonst wird es wohl nichts mehr. 2000 und 2005 sind die Gespräche gescheitert. Diesmal wirkt man sehr entschlossen einen europäische Megabörse zu zimmern. An dem neuen Unternehmen soll die Deutsche Börse einen Anteil von rund 54,4 Prozent haben. Eigentlich würde man bei diesem Kräfteverhältnis annehmen, dass der künftige Firmensitz Frankfurt sein müsste, in der Eurozone somit und auch dort, wo die Europäische Zentralbank (EZB) sitzt. Aber so wie es derzeit aussieht, zieht es wohl den neuen Deutsche-Börse-Chef, Carsten Kengeter, der auch der neuen Gesellschaft vorsitzen soll, nach London. Warum?

Gelobt seinen die Statistiker im fernen Peking. Sie haben es (mal wieder) hinbekommen, dass es um die Wirtschaft in China doch nicht so schlecht bestellt ist, wie angenommen. Und was haben wir uns für Sorgen gemacht, große Sorgen, in den zurückliegenden Wochen. Die chinesische Wirtschaft sei abgestürzt. Niedergang. Rezession! In China! Undenkbar für das Land mit den scheinbar ewig zweistelligen Wachstumsraten. Wenn es doch wenigsten die von den chinesischen Oberen angepeilten 7 Prozent Zuwachs wären.

Wirtschaft in China bleibt schwach. Der Immobilienboom und die lockere Geldpolitik haben Überkapazitäten geschaffen, die abgebaut werden müssen. China (und die Welt) zahlt somit heute den Preis für die chinesischen Konjunkturprogrammen im Krisenjahr 2008. Was damals den Zusammenbruch verhindert hat, sorgt heute für Probleme. Kapital fließt aus China ab. Hinzu kommt die Transformation Chinas in eine mehr vom Binnenkonsum getragenen Volkswirtschaft. Ein neuer wirtschaftlicher Boom ist in China nicht so bald zu erwarten.

Aber wir haben die Deflationsangst mittlerweile in unsere Anleger-DNA übernommen. Fallende Einfuhrpreise sei es durch einen niedrigen Öl-Preis oder einen höheren Euro-Kurs sind schlecht, haben uns die Notenbanken (hier die EZB) in den vergangenen Jahren beigebracht.