Rubrik: Plusvisionen

Als Angela Merkel und Peer Steinbrück im Oktober 2008 vor die Kameras traten und verkündeten, dass die Einlagen der Deutschen sicher seien, war der Weg vorgezeichnet: Sicherheit um jeden Preis. Das war/ist kein deutsche Phänomen, Amerikaner, Japan, Chinesen und Briten machten oder machen es genauso.

Nun testen die Notenbanken wie weit sie den eingeschlagenen Weg verlassen können. Mario Draghi hat gestern die Fußspitze ein wenig vom Mittelstreifen genommen – schon hat es gekracht an den Börsen.

Der Mann macht einen platt – rednerisch – und das sind schon mal nicht die schlechtesten Voraussetzungen für einen guten Chef, zumal eines Unternehmens in dieser Branche. Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, spricht beim Münchener Ifo Institut (cesifo Group) über Europa, Big Data, Industrie 4.0 und überhaupt die Zukunftsthemen der Telekommunikationsindustrie. Außerdem sind es immer große Glücksmomente für Aktionäre und potenzielle Aktionäre, wenn zu einem recht guten Unternehmen, dazu gleich, noch ein gutes Management kommt. Meist hebt bei einem solchen Zusammenkommen die Firma und mit ihr der Aktien-Kurs ab. Die Notierung der T-Aktie hat sich bereits recht ansehnlich entwickelt.

Hat die Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed), Janet Yellen, das Debakel an den Aktien-Märkten bereits geahnt – oder es ausgelöst? Wahrscheinlicher ist die erste Variante. Der DAX leidet besonders, wegen seinen Automobil-Titeln und seinen Versorger-Werten, aber auch Dow Jones und Nikkei geht in die Knie. Was ist es, was die Aktien-Börsen nach unten drückt? Naheliegend ist die Sorge um die Weltwirtschaft, womit man schnell bei China ist.

Sollte der Yen im Vergleich zum Dollar nun aufwerten, weil der chinesische Renminbi durch die dortigen Konjunkturproblem immer mehr unter Druck gerät, käme dieser Yen-Anstieg zur Unzeit. Japan würde/müsste sehr wahrscheinlich dagegenhalten und noch mehr Yen drucken.

Wir brauchen all das billige Geld, wir lieben es, auch wenn es unvernünftig ist und wir keine Krise mehr wollen, eigentlich, paradox, du ahnst das. Die Schuldenberge sind ohnehin viel zu gewaltig, als dass die Zinsen merklich steigen dürften. Wenn, dann bliebe es mehr bei symbolischen (homöopathischen) Dosen. Aber seit gestern wissen wir, auch hier ist offenbar Vorsicht angebracht.

Jetzt aber! Die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) gibt Gas, genauer gesagt die Dependance aus Atlanta und ihr Chef Dennis Lockhart. Ihm kommt offenbar derzeit die Rolle zu, die Märkte auf eine Leitzinserhöhung schon im September vorzubereiten. Nun hat er bekundet, dass er bereit sei, eine Leitzinserhöhung schon im September mitzutragen. Für einen Notenbanker ist das schon eine recht konkrete Aussage. Aber natürlich gibt es auch hier eine Einschränkung: Es müsse schon eine „deutliche Verschlechterung“ der US-Konjunktur eintreten, um einen solchen Schritt nicht zu unterstützen, so Lockhart.

Dabei hat die chinesische Staatspartei die Dinge gerne im Griff, ob Wirtschaft oder Spekulanten, es sollte schon laufen, wie sich das die Regierung wünscht. Die chinesische Börse versucht ein Eigenleben. Peking hält mit Stützungsmaßnahmen dagegen. Bislang allerdings mit nur mäßigem Erfolg. Das Schlimme: Die Zweifel an der Wirtschaftskraft Chinas und der Fähigkeit der Partei Konjunktur und Kurse nach oben reden zu können wachsen. Bislang hatte die Börse darauf vertraut, schließlich hatte man sich gut mit dem chinesischen System arrangiert. Nun ist das Vertrauen erschüttert, was die Börse gar nicht mag.

Es ist einer dieser ewigen Börsen-Sätze geworden: Barrick Gold wird sich wieder erholen. Diese fast schon beschwörenden Worte hat man schon bei 40 Dollar, dann bei 20 Dollar, schließlich bei 12 Dollar – und nun hört man sie wieder, recht verzweifelt, bei 7 Dollar. Inzwischen hat das Unternehmen nur noch eine Marktkapitalisierung von knapp 8 Milliarden Euro. Gut, hier muss man noch knapp 12 Milliarden Euro Schulden draufrechnen, die das Unternehmen mit sich herumschleppt. Aber dennoch, man hat den Eindruck, dass nicht mehr allzu viel übrig ist an Börsenwert vom weltweit größten Gold-Produzenten.

Charttechnisch steht der Öl-Preis (Brent) auf der Kippe. Der Kurs ist im Juli wieder unter den Aufwärtstrend gesunken. Kann das jetzige Niveau nicht gehalten werden, dürfte ein Öl-Preis (Brent) von 40 Dollar die Folge sein.

Crash in China. Die Kurse der A-Aktien brechen ein. Gemessen am Shanghai Stock Exchange A-Aktien-Index weiten sich die Verluste inzwischen auf gut 30 Prozent aus. Aber selbst dieser kräftige Rückgang sagt wenig über die Dramatik am chinesischen Aktienmarkt aus. Bei einigen Titeln fällt das Minus weitaus schlimmer aus.

Es ist eines dieser wunderbaren Themen an der Börse: Wann wird die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) die Leitzinsen erhöhen – oder werden sie überhaupt angehoben. Manche rechnen schon im September mit einem Zinsschritt der Fed nach oben, Markus Koch zum Beispiel, der diese Meinung kürzlich bei einem gemeinsamen Guidants-Webinar vertrat. Sein Argument: Die Wirtschaft in den USA laufe weitaus besser als es scheint, zudem haben sich viele Fed-Akteure schon für eine Leitzinserhöhung bereits in diesem Jahr ausgesprochen. Die Fed könne deshalb schon früher als gedacht die Zinsen „normalisieren“. Ich sehe es skeptischer.

Immer wieder Griechenland, Griechenland, Griechenland. Es ist zum ewigen europäischen Wahnsinnsmantra geworden. Reformen. Nein. Reformen. Ein bisschen, vielleicht. Reformen. Vielleicht … So geht das hin und her zwischen Eurogruppe und der griechischen Regierung. Selbst die Griechen selbst sind nach einer Umfrage dem offenbar müde und wollen eine Einigung mit den Gläubigern. Zu diesen zählt auch der Internationale Währungsfonds (IWF). Der hatte gestern die Gespräche mit Griechenland erstmal abgebrochen, was an der Börse für Ernüchterung sorgte. Aber auch das gehört wieder zum Poker. Der Druck soll erhöht werden. Aber die Zeit scheint irgendwie für die Griechen zu arbeiten.