Rubrik: Plusvisionen

Hand aufs Anlegerherz: Sind Sie bei der Deutschen Börse investiert? Oder würden Sie kaufen? Die Deutsche Börse ist sicherlich ein gutes Unternehmen. Die Geschäfte laufen einträglich, auch wenn es mit dem angestrebten Zusammenschluss mit der Londoner Börse (LSE) mal wieder nicht geklappt hat. Aber wer weiß, wozu das gut ist, wie man so schön sagt. Es gibt schließlich auch die Möglichkeit organisch zu wachsen, wenn das Management, wofür es bezahlt wird, gut Ideen entwickelt. Der Chef der Deutschen Börse, Carsten Kengeter, scheint dagegen mit allerlei anderen Dingen, nennen wir es einmal so, beschäftigt zu sein.

Immer mehr Menschen leiden unter Allergien. Die britische Allergy Therapeutics ist in diesem Geschäft einer der großen Anbieter in Deutschland. Viel Rückendwind bekommt das Pharmaunternehmen aber auch durch den Brexit. Laut aktuellen Schätzungen leiden etwa 15 bis 20 Prozent der Menschen in den Industrieländern unter dem sogenannten Heuschnupfen. Gerade im Sommer ist das für die Betroffenen kein reine Freude. Allergische Reaktionen gegen Gräser oder bestimmte Baumpollen können einem die schöne Jahreszeit gründlich vermiesen. Viele Betroffene von Pollenallergien suchen für kurzfristige Hilfe den Rat beim Arzt oder Apotheker. Und da treffen sie womöglich auf Produkte aus dem Hause Bencard Allergie. Dabei handelt es sich, wie auch viele Pharmazeuten nicht wissen, um die deutsche Tochter der britischen Allergy Therapeutics, die den Großteil der Umsätze der Unternehmensgruppe erwirtschaftet. Und die hat gerade mit ihren Impfstoffen gegen Pollenallergien überzeugende Zahlen abgeliefert. Wie die Aktie darauf reagiert.

Ich habe mir abgewöhnt Marktberichte über das tägliche Börsen-Geschehen zu lesen, zu hören oder mir anzusehen. Sie machen mich einfach wahnsinnig nervös. Sie bringen nichts – und im übelsten Fall kosten sie auch noch Geld. Schnappatmung! Nach einem schönen Börsenvortag steht man als Anleger früh nichtsahnend auf und liest: „Verkaufswelle rollt“, „Jetzt kommt die erwartete Korrektur“, „Kursrutsch“. Dabei war gestern noch die Börsenwelt vollkommen in Ordnung. Da war davon die Rede, dass sich die Hausse fortsetze, die Konjunktur laufe und überhaupt die Notenbanken und Trump und die Wahlen und Marcon, Merkel und der Schulz-Zug … Puh! Vergessen? Nun werde es eng für die Optimisten. Plötzlich. OMG! Ich bin einer. Demnächst zerquetscht von der Baisse?

Die Aurelius-Aktie ist ein Trümmerhaufen und zugleich ein Tummelplatz von Leerverkäufern. Vorwürfe, Gegendarstellungen und ein aufgestocktes Aktienrückkaufprogramm. Leerverkaufspositionen werden geschlossen, obwohl Kursziele längst nicht erreicht sind. So sollte sich Börse nicht präsentieren. So gibt es fast nur Verlierer. Und die Aurelius-Aktie? Sie erholt sich etwas. Tatsächlich. Reicht das, um in einen solchen Titel zu investieren?

Die Politik oder die Nicht-Politik von Donald Trump scheint sich auch auf den Euro-Dollar-Kurs niederzuschlagen. Seit Jahresanfang steigt er, in Wellen. Nun hängt er an dem seit Mai 2016 bestehenden Abwärtstrend. Überwunden ist dieser noch nicht, aber angekratzt. Und: Seit November des zurückliegenden Jahres hat sich eine umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation herausgebildet. Stehen die Zeichen nun auf Euro-Hausse?

Details des IBU-tec-IPOs: Am 30. März ist die Erstnotitz im jungen Segment Scale erfolgen. Die Zeichnungsfrist läuft bis 27. März. Die Preisspanne geht von 16 bis 20 Euro. Aus einer Kapitalerhöhung stammen exakt eine Million neue Aktien. Hinzu kommen 60.000 Papiere eines kleinen Altaktionärs und 150.000 Papiere als Mehrzuteilungsoption (Greenshoe) von der Familie Weitz, die auch nach dem Börsengang klar die Mehrheit hält, weil es bislang kaum andere Miteigentümer gibt. Der Gesellschaft fließen aus dem IPO 16 bis 20 Millionen Euro zu. Was mit dem frischen Geld geplant ist und ob damit die Weichen Richtung Zukunft gestellt sind.

Der Euro steht unter Druck. Derzeit läuft es – zumindest für die US-Notenbank Fed- nach Plan. Die erste Zinsanpassung erfolgte im Dezember 2016. Damals kündigte die Fed auch drei weitere Zinsschritte für das Jahr 2017 an. Der erste Zinsschritt könnte bereits am 15. März erfolgen. Yellen, die Chefin der US-Notenbank, teilte in ihrer Rede am 3. März zudem auch mit, weitere Zinsschritte wären möglich und für das Jahr 2018 sehr realistisch. Aus diesem Grund könnte die Zinsschere zwischen dem Dollar und der europäischen Gemeinschaftswährung zu Gunsten des Greenbacks ausfallen. Droht gar die Parität?

Allein in den vergangenen sieben Jahren hat der Vorstand/Aufsichtsrat der Deutschen Bank eine Wertsumme von 15,26 Milliarden Euro (pro Jahr etwa 2 Milliarden Euro) vernichtet. Ist das ein Argument, sich nun Deutsche-Bank-Aktien ins Depot zu legen oder die Kapitalerhöhung mitzumachen? Mitnichten. Aber die Börse blickt nach vorne und könnte so manchen überraschen.

Es scheint fast so, als sei der Begriff Hidden Champion für die IBU-tec AG erfunden worden. Zumindest kommt wohl kaum jemand unmittelbar auf die Idee, dass ein kleines, mittelständisches Unternehmen aus dem Thüringischen Weimar den Stoff herstellt, aus dem die Zukunftsträume der internationalen Großindustrie sind. Elektro-Mobilität? IBU-tec mischt mit.

Nun also soll der Blitz – Opel – den Besitzer wechseln. Gut, ganz sicher ist es noch nicht, aber es sieht doch sehr danach aus. General Motors (GM) will nach knapp 90 Jahren den Autobauer aus Rüsselsheim an die französische PSA-Gruppe (Peugeot, Citroen) verkaufen. Anscheinend ist GM die Sanierung und die Verluste von Opel leid geworden, obwohl es Fortschritte gibt. Die PSA-Aktie hat sich jüngst sehr gut entwickelt. Würde eine Opel-Übernahme die Entwicklung bremsen?

Uuuuuuuh … Zähneklappern … Kommt jetzt der harte Brexit? Und was ist das überhaupt? Egal, wir fürchten uns nun schon jetzt davor. Die Briten drohen der EU vor den Austrittsverhandlungen mit niedrigsten Steuersätzen für ihre Industrie. Handelskrieg! Moment … war da nicht was? Und DAX und FTSE 100? Sind die Börse zu skeptisch beziehungsweise zu euphorisch?

Prognosen sind traditionell schwierig, besonders wenn sie in die Zukunft gerichtet sind. Also, wie wird das Börsenjahr 2017? Wahrscheinlich anderes als wir es uns jetzt ausmalen. Aber es gibt ein paar wichtige Weggabelungen: Donald Trump und seine Wirtschaftspolitik sowie die politische und konjunkturelle Entwicklung in der Eurozone mitsamt der Gestaltung des Brexit. Interessant könnte auch noch die Entwicklung des Öl-Preises sein …