Rubrik: Plusvisionen

Wir bieten uns spottbillig an. Viel zu billig. Eigentlich liegt die Kaufkraftparität von Euro-Dollar bei rund 1,30 Dollar. Tatsächlich notiert die europäische Gemeinschaftswährung bei 1,04 Dollar. Woran liegt das und was hat das Folgen für deutsche Aktien und den DAX?

In seinem tiefsten Inneren ist Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, gar kein Notenbanker, sondern Börsianer. Er schafft es immer wieder Freude zu bereiten. Nun hat er wieder die knifflige Balance aus „wir machen etwas mehr“ oder „doch weniger“ hinbekommen. Er beruhigt und inspiriert zugleich – geradezu genial. Der DAX setzt ein breites Grinsen auf und steigt weiter …

Nun also doch: Die Opec, der Club der erdölexportierenden Länder, haben beschlossen, die Öl-Produktion zu drosseln. Auch Russland, obwohl nicht Mitglied bei diesem Preis-Kartell, will mitmachen. Das ist wichtig, weil Russland ein wichtiger Produzent ist und die mögliche Förderlücke einfach wettmachen könnte, wenn es nicht mit von der Partie bei dem Öl-Deal wäre. Einzig Indonesien ist ausgeschert und hat seine Opec-Mitgliedschaft ausgesetzt. Das von der Opec gepumpte Öl soll auf 32,5 Millionen Fass (Barrel, 159 Liter) pro Tag gedrosselt werden. Das sind 1,2 Millionen Barrel weniger als bislang. Ziel: Der Öl-Preis soll wieder steigen, weil man mehr verdienen möchte, natürlich. Es sei ihnen gegönnt …

Was waren das einst für Zeiten. Das Investmentbanking in seiner Ausprägung der 90iger- und der Nuller-Jahre stand erst noch bevor. Die Rede war von der Bankenmacht. Ja. Wirklich! Bankenmacht. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, zumindest in Deutschland nicht. Die deutschen Banken hielten mitunter gewaltige Beteiligungsportfolios. Im Zentrum der sogenannten Deutschland AG – natürlich – die Deutsche Bank. Sie hatte Beteiligungen von zu ziemlich allem [Übertreibung!], was Rang und Namen hatte. Ein kleiner Auszug …

Fuck up! Machen wir uns nichts vor. Es steht Spitz auf Knopf in der deutschen Bankenwelt. Seit Tagen gibt Gerüchte über Staatshilfen bei der strauchelnden Deutschen Bank. Den Kurs des Bankhauses rammt es einstweilen in den Börsenboden. Es wird beschwichtigt und dementiert, natürlich. Die Sache soll nicht noch schlimmer werden als sie ohnehin schon ist. Aber je mehr abgewiegelt wird, desto skeptischer werden die Märkte neudeutsch Crowd. Und jeder weiß, wenn es hart auf hart kommt, dann wird der Staat bei der Deutschen in die Bresche springen. Bail out. Bail in. Was auch immer.

Japans Notenbank – ist inzwischen eine Art Erster Geige im Konzert der Zentralbanken – ist mal wieder für eine Überraschung gut. Quantitative Easing ist nicht mehr. Jetzt ist Qualitative Easing. Qualitative Easing ist zwar auch Quantitative Easing, aber etwas smarter. Also: Die Bank von Japan (BOJ) wird weiter für rund 80 Billionen Yen (711 Milliarden Euro) japanische Staatsanleihen am Markt aufkaufen – und zwar so lange bis die Inflation bei 2 Prozent liegt.

Wird sie nun oder wird sie nicht? Gemeint ist Janet Yellen, die Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Antwort auf die Frage, ob sie wohl am 21. September die Leitzinsen anheben wird. Bislang hat Yellen noch immer eine mehr oder weniger gute Ausrede gefunden, nach dem ersten Mini-Zinsschritt im Dezember einen zweiten folgten lassen. Zu Jahresanfang war man noch sehr zuversichtlich, doch dann kamen die Börsen-Turbulenzen und Yellen und ihren Kollegen wurde es unheimlich.

Briten in Panik? Die Furcht vor einem wirtschaftlichen Einbruch nach dem Brexit scheint doch inzwischen sehr ausgeprägt, was auch nicht weiter verwunderlich ist nach den jüngsten Einkaufsmanager-Index-Daten. Die fielen erschreckend schlecht aus. Also sah sich nun die Bank von England zum Handeln gezwungen. Sie senkte den Leitzins von 0,5 auf 0,25 Prozent. Das ist der tiefste Stand in ihrer 322-Jährigen Geschichte. Zudem wird das QE-Programm ausgeweitet. Bislang hatte es einem Umfang von 375 Milliarden Pfund. Jetzt sollen es 435 Milliarden Pfund werden. Geplant ist auch der Aufkauf von Unternehmensanleihen in Höhe von 10 Milliarden Pfund. Notenbank-Gouverneur Mark Carney wandelt auf den Spuren von EZB-Präsident Mario Draghi.

Die Deutsche Bank hat nun eine düstere Studie mit dem Titel „Die EZB muss Kurs ändern“ vorgelegt. Darin ist von „extremen geldpolitischen Maßnahmen die Rede, die zu „Fehlallokationen“ in der Wirtschaft führen. Diese lassen sich nur zu immer höheren Kosten beseitigen. Wenn man so weitermache riskiere man die Stabilität der Eurozone und es könne auch zur Katastrophe kommen.

Es scheint so, als basteln die Chinesen an ihrer Zukunftsfähigkeit. Obwohl – oder gerade deswegen – es im eigenen Land mit der Wirtschaft derzeit nicht sonderlich gut läuft, befinden sich die Chinesen auf Einkaufstour. Erst kürzlich wurde bekannt, dass die Chinesen Aixtron, einem kriselnden Hersteller von Maschinen zur Produktion von Leuchtdioden (Halbleiterindustrie), ein Kaufangebot unterbreitet haben. Die Aktien-Kurs schnellte nach oben. Jetzt sind wohl auch SGL Carbon und Kuka ins Visier der Chinesen geraten. Spannende Discount-Spekulationen.

Sparbuch, Bausparvertrag und Kapital-Lebensversicherung – sie waren einst die Dreifaltigkeit des deutschen Sparers. Ob große oder kleine Dinge oder der Lebensabend, mit ihnen konnten Träume verwirklicht werden. Doch spätestens seit es keine Zinsen mehr gibt ist der Vorsorge- und Anspar-Traum geplatzt. Sparer müssen kreativer werden, wenn sie aus Geld etwas mehr Geld machen wollen. Aber Geld ist eigentlich nichts mehr wert, zumindest auf den Kapitalmärkten nicht.

Natürlich wird kaum jemand den 500-Euro-Schein wirklich vermissen, aber es geht ein fatales Signal davon aus, diesen nicht mehr zu drucken: Ist das nur der Auftakt dafür, Bargeld ganz abzuschaffen? Sind das schon die Vorbereitungen für Negativzinsen auch für Privatsparer?