Rubrik: Yellen

Entscheidender wird deshalb sein, was Janet Yellen zur Weltkonjunktur sagt – und wie sie es sagt. Zu einer Leitzinserhöhung hat sie bereits ganz allgemein geäußert, dass sie sich darauf freue, weil dies ein Zeichen wirtschaftlicher Stärke sei nach all den Krisenjahren. Der Umkehrschluss würde deshalb lauten: Keine Zinserhöhung ist ein Zeichen von Schwäche. Das wird sie nicht wollen.

Als Angela Merkel und Peer Steinbrück im Oktober 2008 vor die Kameras traten und verkündeten, dass die Einlagen der Deutschen sicher seien, war der Weg vorgezeichnet: Sicherheit um jeden Preis. Das war/ist kein deutsche Phänomen, Amerikaner, Japan, Chinesen und Briten machten oder machen es genauso.

Nun testen die Notenbanken wie weit sie den eingeschlagenen Weg verlassen können. Mario Draghi hat gestern die Fußspitze ein wenig vom Mittelstreifen genommen – schon hat es gekracht an den Börsen.

Mario Draghi hat nicht geliefert, so muss man wohl sagen. Die Märkte sind beleidigt. Der Euro schnellt nach oben – und was macht der DAX dann üblicherweise? Richtig. Er fällt und zwar deutlich, zeitweise um 3 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Einlagenzins auf -0,3 Prozent gesenkt. Das heißt: Banken (und Fonds) müssen für ihr geparktes Geld noch mehr Strafe zahlen. Die EZB möchte, dass dieses Geld als Kredite vergeben wird, um damit die Wirtschaft zu beleben und auch die Inflation wieder nach oben zu bringen.

Die Wirtschaft in den USA wächst nach dem jünsten Konjunkturbericht der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) moderat. Die Konsumausgaben in den USA hätten sich erhöht. Die Lage am Arbeitsmarkt, ein wichtiger Indikator der Fed für die Geldpolitik, verbessere sich weiter leicht. Es sei auch Lohndruck zu beobachten.

Heute war der Meister, EZB-Präsident Mario Draghi, wieder bei der Arbeit. Er deutete weitere geldpolitische Lockerungen durch die Europäische Zentralbank an. Man werde alle Instrumente im Rahmen des Mandats nutzen, um das Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen … Für die Wirtschaft der Eurozone bestehen Risiken, durch die globale Konjunktur, auf der Abwärtsseite … Die Märkte reagierten prompt: Der DAX stieg und der Euro fiel gegenüber dem Dollar. Allerdings nur kurz. Dann verpufften die Worte Draghis. Man möchte auch noch hören was Janet Yellen und andere führende US-Notenbanker heute noch zu sagen haben.

Für die Kurs-Entwicklung an den Aktien-Börsen gibt es drei wesentliche Treiber. Erstens: die Unternehmensgewinne, die stark von der Konjunktur abhängen. Zweitens: die Liquidität Aktien zu kaufen. Drittens: die Zinssätze, mit denen künftige Unternehmensgewinne auf den heutigen Tag zurückgerechnet werden. Nachdem die Zinsen schon seit einiger Zeit bei Null sind und sich an diesem Zustand auch in naher Zukunft nicht viel ändern dürfte, kann dieser Faktor getroßt vernachlässigt werden.

Was ist das? Gold. Es steigt. Deutlich. Ist das die Wende? Endlich, werden die Gold-Bugs stöhnen. Wir haben es schon immer gesagt. Gold wird wieder kommen. Natürlich wird Gold wieder kommen. Aber ist es jetzt schon soweit? Seit seinen Tiefs im Juli/August hat das Edelmetall rund 100 Dollar zugelegt. Widerstände wurden überwunden. Seit Juli wurden die alten Tiefs während der Konsolidierungsphasen nicht wieder unterschritten. Der Markt scheint nach oben zu wollen, zumindest kurzfristig.

Die Aktien-Börse freut sich über steigende Zinsen, plötzlich. Sie verbindet damit die Hoffnung auf eine Normalisierung. Endlich keine Krise mehr, so das Kalkül, wenn die Leitzinsen wieder steigen. Doch die Normalisierung wird keine 4 oder 5 Prozent bei den Fed Fund Rates bedeuten, so wie das früher einmal war, eher 1 Prozent. Mehr kann sich die Welt mit ihren Schulden und ihrer schwächlichen Konjunktur nicht mehr leisten. Aber auch das nimmt man dankbar an.

Das Hochamt der Kapitalmärkte rückt immer näher. Am Donnerstag tagt die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Börsen ringen nach wie vor mit der Frage, ob die Fed die Leitzinsen erhöhen wird oder ob erstmal alles so bleibt wie es ist. Es wäre die erste Leitzinserhöhung seit einer gefühlten Ewigkeit. Seit Dezember 2008 stehen die Fed Fund Rate bei Null. Zum letzten Mal angehoben wurde sie im Juni 2006. Nullzinsen sind inzwischen normal geworden, auch wenn es jetzt heißt, man wolle wieder zur Normalität zurückkehren. Doch angesichts gewaltiger Schuldenberge und einer noch immer für Rückschläge anfälligen Konjunktur (global) werden Minizinsen wohl auch in den kommenden Jahren das Maß aller Dinge bleiben.

Tiefer, tiefer, immer tiefer. Es hatte sich bereits angedeutet. Bleiben die Käufer aus, sacken die Kurse im DAX weiter nach unten. Es klingt vielleicht paradox, aber, um wieder Hoffnung schöpfen zu können, fehlen auch die Verkäufer. Auch wenn die Umsätze schon angezogen sind, nach einem finalen Ausverkauf (Sell off) sieht es noch nicht aus. Ergo werden sich noch Aktien in zittrigen Händen (André Kostolany) befinden, die diese bei der nächstbesten schlechten Nachricht aus China wohl verkaufen werden. Erst wenn Frust und Verzweiflung am größten sind, besteht die Chance auf eine Trendwende. Traditionell ein guter Indikator dafür: die Bild Zeitung. Auf Bild.de findet sich ganz oben jedoch noch nichts von einem „DAX-Crash“.