Rubrik: Sparen

Interview mit Marc Friedrich, Vermögensverwalter, Autor und Redner der Friedrich & Partner Vermögenssicherung, zur guten Stimmung an den Börsen, zur wachsenden Verschuldung und möglichen Fluchtpunkten: Die Aktienbörsen laufen gut bis hervorragend. Alles in Ordnung? „Vordergründig ja, aber natürlich steht das Ganze auf dünnem Eis. Egal, welchen Maßstab man anwendet, sind Aktien massiv überbewertet. Egal, ob es der Wertpapierkauf auf Pump ist, Margin Debts, der Buffett-Indikator, Shiller-KGV oder Q-Faktor – alle Parameter schlagen Alarm …“

Die Société Générale muss sparen, nachdem Corona auch bei der französischen Großbank tiefe Verlustspuren hinterlassen hat. Deshalb soll nicht nur beim Investmentbanking kräftig gespart werden. Denn die Konzernführung hat nun zusätzlich beschlossen, das Filialnetz zusammenzustreichen. Dahinter steckt die Zusammenlegung von Geschäftsstellen der eigenen Tochter Credit du Nord mit dem Mutterkonzern. So soll das Netz bis zum Jahr 2025 von 2100 auf rund 1500 Filialen zusammenschrumpfen. Der Aktie gef#ält dies, wir zweifeln jedoch an einem langfristigen Aufschwung des Papiers.

Die Deutsche Bundesbank sorgt sich aufgrund der demografischen Entwicklung um die gesetzliche Rente. Wird nicht der Bundeszuschuss drastisch erhöht, sind wohl tendenziell sinkende Altersrenten bei einem gleichzeitig höherem Renteneintrittsalter die Folge. Ist da die private Vorsorge die Rettung, jetzt wo es keine Zinsen mehr gibt? Selbst für zehnjährige Bundespapiere sind die Realzinsen schon seit Jahren negativ.

Auch die Umweltbank-Aktie leidet unter dem Malus eine Bank zu sein. Welcher Anleger will derzeit schon Bankaktien im Depot haben? Aber die Umweltbank ist sicher keine Bank im klassischen Sinne. Sie finanziert mit Kundeneinlagen Umweltprojekte und ist damit hochprofitabel. Zehn Dividenden-Erhöhung sind Ausdruck dieses Erfolgs. Aber wird das auch in Zukunft so bleiben?

Bei der Daimler-Aktie scheint sich nach einem Jahr Kurstalfahrt eine Wendeformation im Chart herauszubilden. Begleitet wird das durch die Ankündigung von Sparmaßnahmen und besseren Konjunkturaussichten in der Volksrepublik China. Dürfen Optimisten wieder hoffen? Die Bewertung der Aktie bleibt sensationell. Aber vielleicht ist das nur Ausdruck der Krise?

2018 betrug der durchschnittliche Einlagenzins nur 0,19 Prozent und die Inflationsrate 1,93 Prozent, woraus sich ein negativer Realzins im abgelaufenen Jahr von minus 1,74 Prozent errechnet. In der Summe macht das einen Kaufkraftverlust von insgesamt 38,9 Milliarden Euro oder 470 Euro pro Bundesbürger im Jahr 2018 aus. Zu diesen Ergebnissen kommt der comdirect Realzins-Radar. Anleger sollten sich daher genau überlegen, welchen Teil sie kurzfristig verfügbar halten wollen.

Nach einer Auswertung der Hamburger Sutor Bank verzichten Frauen überdurchschnittlich häufig auf Aktienfonds beim Vermögensaufbau in Form von vermögenswirksamen Leistungen (VL). Woran liegt das? Dabei muss die Anlegerin (oder auch der Anleger) keinen eigenen Cent investieren, wenn der Arbeitgeber die Sparraten übernimmt. Das kann bei vermögenswirksamen Leistungen (VL) bis zu 40 Euro monatlich für eine Anlage in einen Banksparplan, einen Fondssparplan oder einen Bausparvertrag ausmachen. Hinzu kommt noch die staatliche Förderung.

Was wird nicht alles unternommen, um uns Deutschen den Vermögensaufbau näher zu bringen, generell und auch mit Aktien. Indes, es gelingt nicht. Bei den Männern nicht und bei den von Marketing-Experten neue entdeckten Zielgruppe der Frauen schon gar nicht. Darüber hinaus gibt es wohl auch ein West-Ost-Gefälle: Im Osten besitzt kam jemand Aktien, wie nun die Comdirect herausgefunden hat.

Seit 2011 steigen die Aktienmärkte fast ohne Unterbrechung kontinuierlich an und erreichen regelmäßig neue Höchststände. Im letzten Jahr gewannen Anleger im DAX beispielsweise 12,5 Prozent. Gleichzeitig gingen klassische Sparer nahezu leer aus, da sich die Zinsen auf Tagesgeld, Sparbuch und Festgeld unverändert auf oder sogar unter der Null-Linie bewegten.

Die Deutschen lieben ihr Sparbuch, obwohl es keine Zinsen bringt und auch noch nie wirklich brachte. Selbst in Hochzinsphasen blieben real kaum noch Erträge übrig, weil dann die Inflation die Rendite wegfraß. Über weite Strecken befand sich der reale Zins im negativen Bereich, wie die Bundesbank aufgezeigt hat. Aber wahrscheinlich lieben die Deutschen ihr Sparbuch gerade deswegen, weil es verlässlich keine Zinsen bringt. Verlässlichkeit scheint in Anlagedingen in Deutschland über alles zu gehen.

Mehr als 16,5 Millionen Deutsche haben seit der Einführung im Jahr 2002 einen Riester-Vertrag abgeschlossen. Riester lockt mit einer Grundzulage von 154 Euro und/oder Steuervorteilen. Zusätzlich schießt der Staat für jedes Kind 185 Euro zu, für ab 2008 geborene Kinder sind es sogar 300 Euro. Um in den Genuss der vollen Grundzulage zu kommen, muss jedoch mindestens vier Prozent des (sozialversicherungspflichtigen) Vorjahres-Bruttoeinkommens – mindestens 60, maximal 2100 Euro – in den Riester-Vertrag fließen.