Rubrik: Sparen

Sind wir den Zins endlich los, dem schon immer etwas Unmoralisches und Verwerfliches anhing? Geld sei aus dem Tausch entstanden, philosophierte einst Aristoteles, doch durch den Zins vermehre sich dieses Geld durch sich selbst, was sehr deutlich dem Naturrecht widerspreche. Martin Luther bezeichnete den Zins als „größtes Unglück“. Dagegen sprachen Albert Einstein und der Bankier Mayer Amschel Rothschild als die „größte Erfindung des menschlichen Geistes“ beziehungsweise als das „achte Weltwunder“. Was ist eigentlich der Zins?

Jens Jennissen ist Gründer von Fairr.de, einem Portal, das Altersvorsorge – insbesondere das Riester-Sparen – einfach, kostengünstig und transparent gestalten will.

Welche Bedeutung hat die Aktie bei der Altersvorsorge?
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Anlage in Produktivkapital gerade über langfristige Zeiträume auskömmliche Renditen brachte. Daher ist ein hoher Aktienanteil gerade für junge Sparer, die privat für das Alter vorsorgen möchten, ein absolutes Muss. Auf Grund der langen Ansparphasen sind kurzfristige Kurseinbrüche kein Grund zur Panik. Auf der anderen Seite ist eine hohe Aktienquote aufgrund möglicher Kursschwankungen kurz vor Renteneintritt nicht sinnvoll.

Lieber Jeroen,

diesmal meinen wir es ernst. Wir wollen reformieren. So geht das auch nicht mehr weiter bei uns. Jetzt stecken wir schon seit Jahren in der Krise – und wenig tut sich. Die Arbeitslosigkeit ist hoch und das Wachstum schwach. Die Kassen sind leer und unsere Banken marode. Ihr hab uns schon viel Geld überwiesen. Eigentlich wollten wir das viele Geld doch gar nicht. Es ist ohnehin eigentlich nie bei uns angekommen. Sondern, mal ehrlich, damit habt ihr doch eure eigenen Banken gerettet, na ja, vielleicht auch ein paar griechische. Wir Griechen sind im Grunde genommen arm … gerade einmal rund 22.000 Euro pro Kopf haben wir von der Troika, ähm von den Institutionen bekommen.

Stopp. Schluss. Aus. Wir Deutschen sparen zu viel. In allen Belangen. Der Staat. Die Unternehmer. Wir alle. Der Staat mit seiner Fixierung auf die schwarze Null. Die Unternehmen, die inzwischen eine beachtliche Eigenkapitalausstattung vorweisen können – und natürlich die Sparer, die rund 2 Billionen Euro auf ihren Konten angehäuft haben. Was wollen wir mit all dem Geld? Sind wir einfach glücklich damit, es zu haben? Natürlich haben wir Deutschen Bedenken, das ist einfach so, das ist unsere Mentalität. Auch deswegen sparen wir und sorgen für eine ungewisse Zukunft vor, die freilich auch für andere (Nationen) ungewiss ist, aber für uns ist sie immer noch ein wenig ungewisser. Jammern als Prinzip, gepaart mit Angst. Und da liegen sie nun die vom Konsum abgezwackten 2 Billionen Euro. Die Banken wollen sie nicht mehr haben. Demnächst sind dafür wohl Gebühren fällig, wie für ein Schließfach. Die kleine Skatbank hat damit schon angefangen, für Vermögen ab 500.000 Euro und die Commerzbank zog nun für größere Einlagen nach. Die Europäische Zentralbank (EZB) will uns Deutschen das Sparen austreiben. Dafür sind ihr alle Mittel recht, auch negative (nominelle) Zinsen, real sind sie ja schon lange negativ und waren es auch schon öfter in der bundesdeutschen Geschichte (siehe Grafik unten).

Und sie bewegen sich doch. Lange Zeit schien es ja als sei die schwarze Null der transzendentale Urklang der Haushaltspolitik. Ihr bedingungsvolles Vibrieren war der Takt für Alles im Euroraum. Keine neuen Schulden lautete das Mantra teutonisch-fiskalpolitischer Befindlichkeit. Andere stöhnten ebenso gleichförmig und andauernd deswegen auf.

Der Euroraum leidet unter einer hartnäckigen Wachstumsschwäche. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält dagegen indem sie immer mehr Geld ins Finanzsystem pumpt, in der Hoffnung, dass dadurch die Kreditvergabe anspringt und wieder mehr investiert wird. Dabei schreckt sie selbst vor unkonventionellen Maßnahmen, wie die EZB selbst sagt, nicht zurück. Aber was helfen all die Milliarden, wenn sie nicht ihren Weg in die Wirtschaft finden. Banken halten sich mit der Darlehen zurück, weil sie ihre Bilanzen sanieren müssen und Konsumenten scheuen sich vor neuen Anschaffungen, weil sie um ihren Arbeitsplatz bangen. So bewegt sich wenig, zu wenig.

20 Prozent der Deutschen setzt bei der Altersvorsorge weiter auf das Sparbuch, steht im aktuellen Vermögensbarometer 2014 der Sparkassen. 20…

Die Sparkassen – wenn’s ums Geld geht – haben auch in diesem Jahr wieder nachgefragt, wie es um die Deutschen und ihr Erspartes bestellt ist. Herausgekommen ist dabei Folgendes:

58 Prozent der Deutschen erklären, dass sie mit ihren finanziellen Lebensumständen zufrieden sind – ein
Wert, der im Verlauf der vergangenen zehn Jahre deutlich angestiegen ist.

Die Hälfte der deutschen Bevölkerung (49 Prozent) macht sich Sorgen, dass ihre Altersvorsorge geringer ausfallen könnte als geplant.

Die Deutschen vertrauen weiter auf Betongeld: Eine selbst genutzte Immobilie sehen 52 Prozent als ideale Form der Vermögensbildung – das Interesse der Deutschen an dieser Anlageform steigt.

Nur 11 Prozent der Deutschen setzt auf Aktien bei der Vermögensbildung. Hier besteht noch erheblicher Nachholbedarf.

15 Prozent mögen Edelmetalle beim der Vermögensbildung.

20 Prozent bevorzugen weiter das Sparbuch! Dabei scheint es egal zu sein, wie niedrig die Zinsen sind.

Dennoch bereitet 45 Prozent das Zinsumfeld und die Geldpolitik beim Sparen Sorgen.

Der Euro bereitet allerdings nur 5 Prozent Kopfzerbrechen bei der Geldanlage.

50 Prozent der unter 30-Jähringen beschäftigt sich gar nicht mit der Altersvorsorgen. 23 Prozent sehen sich finanziell dafür nicht in der Lage.

Weck die Kinder! „Wake the kids!“ ruft Rudolf E. Havenstein in einem Tweet. Darüber der Screenshot eines CNBC-Beitrags mit dem…

Zinsen sind ja eine sehr heikle Angelegenheit und deshalb auch immer wieder Anlass für mehr oder weniger heftige Kontroversen. Das das mag zu einem großen Teil daran liegen, dass der eine sie zahlen muss und der andere sie bekommt. Aber Zinsen wurden immer wieder auch ethisch angezweifelt. Sie galten/gelten als „größtes Unglück“ (Luther), als „widernatürlich“ (Aristoteles) und für Albert Einstein war es in der erweiterten Variante des Zinseszinses wahlweise die „größte Erfindung des menschlichen Geistes“ oder die „stärkste Kraft im Universum“.