Rubrik: Marketwatch

In der Leichtigkeit des Sommers gibt der DAX ein paar Pünktchen ab. Verschreckt wird er auch etwas von den jüngsten Quartalszahlen aus den USA. Microsoft, Apple und Yahoo haben nicht sonderlich überzeugt.

Charttechnisch scheint sich der DAX dazu entschlossen zu haben, die noch offenen Kurslücken (Gaps) zu schließen. Das könnte nochmal Kurse von um die 11.000 Zähler bedeuten.

Der DAX entwickelt sich verhalten. Nach dem steilen Anstieg der vergangenen Tage ist das aber auch nicht weiter verwunderlich. Es waren sieben weiße Kerzen in Folge. Allein das ist erstaunlich und spricht für einen gewissen grundsätzlichen Drang nach oben. Aber klar, Griechenland und China sind noch nicht vom Tisch. Insbesondere die konjunkturelle Entwicklung in der Volksrepublik sollte man sorgsam verfolgen.

Heute war Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt. EZB-Präsident. Mario Draghi, hat natürlich auch über Griechenland gesprochen. Die Hilfskredite (ELA) für die griechischen Banken wurden um 900 Millionen Euro erhöht. Die EZB sei nicht dafür zuständig zu entscheiden, welches Land in die Eurozone gehöre oder nicht. Deshalb habe man auch sehr umfänglich ELA-Kredite gewährt, heißt es von Draghi. Der Vorwurf einer Liquiditätsverknappung sei angesichts von 90 Milliarden Euro ELA-Kredite doch sehr abenteuerlich. Aber ELA-Kredite dürften auch nicht an Pleite-Banken vergeben werden, so sei eben mal die Satzung.

Der DAX plätscherte heute so dahin. Immerhin ein Plus. Man wartet im Prinzip mal wieder darauf, was Griechenland macht. Heute steht die Entscheidung über das Reformpaket im Parlament an. Premier Alexis Tsipras soll seinen Genossen schon mit Rücktritt gedroht haben, wenn sie nochmals mit Oxi (Nein) stimmen. Aufgrund des drohenden Grexits und weil Staat und Banken ziemlich klamm sind, hat sich Tsipras innerhalb kürzester Zeit zum Realpolitiker gewandelt, zumindest scheint es so. Tsipras ist nun klar: Ohne Reformen (zumindest ohne eine ernsthafte Ankündigung und einen Parlamentsbeschluss) wird es kein neues Geld aus Europa geben.

Es war fast zu erwarten gewesen, nach all dieser „Euphorie“ über das AGreekMent. Der DAX hatte spurtete nach oben, riss richtige Löcher (Gaps) dabei – und hat sich wohl etwas verausgabt dabei. Es wirkte bereits gestern etwas gewollt, angestrengt, dieser Anstieg um 1,5 Prozent. Heute geht es schon wieder Abwärts, wenn auch bislang nur um ein halbes Prozent, aber die Dynamik ist dahin.

Charttechnisch klettert der DAX heute über den kurzfristigen Abwärtstrend und reißt erneut eine Kurslücke (Gap). Schon am Freitag war er mit einer derartigen Dynamik angestiegen, dass eine kleine Spalte zwischen Donnerstags- und Freitagskerze zurückblieb. Das ist einerseits positiv und andererseits negativ. Positiv, weil es zeigt, dass der Markt schnell nach oben möchte und negativ, da der DAX dazu neigt, Kurslücken über kurz oder lang zu schließen, also er nochmals auf das Ausbruchsniveau zurückfällt.

Der DAX sieht es wohl ähnlich und klettert zum Wochenschluss um 2,9 Prozent und schiebt sich bis an die kurzfristige Abwärtstrendlinie bei knapp 11.400 Punkten heran. Bei der Aufwärtsbewegung heute hat sich sogar eine Kurslücke (Gap) aufgrund der Dynamik gebildet. Traditionell sieht der DAX solche Lücken auf Dauer nicht gerne und neigt dazu diese früher oder später zu schließen.

Grundsätzlich Gutes ist auch von der Wall Street zu vernehmen. Dort wurden die Protokolle der vergangenen Sitzung der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) veröffentlich. Und siehe da: Die Räte sind sich uneinig über den Zeitpunkt einer möglichen Leitzinserhöhung. September? Dezember? 2016? Man möchte halt nichts kaputtmachen, was man mühsam ein wenig aufgepäppelt hat.

Der DAX macht heute wieder etwas Boden gut, notiert aber nach wie vor unter der ehemaligen Unterstützungslinie, die nun eine Widerstandslinie ist, von 10.800 Punkten. Der Abwärtstrend ist weiter intakt, entsprechend vorsichtig sollte auf der Long-Seite agiert werden. Noch ist auch keine untere Wendeformation erkennbar. Fraglich ist, ob das gestern bereits schon ein Ausverkauf (Sell off) war. Die Situation bleibt angespannt.

Charttechnisch hat sich beim DAX wenig getan. Der Abwärtstrend ist nach wie vor nicht gebrochen, aber die Unterstützung bei rund 11.000 Punkten scheint gehalten zu haben. Fazit: nach oben fehlt derzeit der Elan, nach unten besteht kein Interesse. Und ja, um auch heute Griechenland nicht völlig unerwähnt zu lassen, am Wochenende steht das Referendum an, vermutlich möchte man sich auch davor nicht größer positionieren.