Rubrik: Marketwatch

Der DAX wirkt zum Wochenschluss etwas unentschlossen. Gestern gab es zwei charttechnisch starke Signale mit dem Sprung über die 200-Tage-Durchschnittlinie und dem Bruch des Abwärtstrends vom Allzeithoch. Beides ist sehr positiv. Allerdings: Im Tagesverlauf hat sich ein sogenannter Shooting Star herausgebildet, also eine Kerze, die von einem gewissen Überschwang an der Börse zeugt. Häufig kommt es nach einem solchen Tag erstmal zu Gewinnmitnahmen. Zum Wochenschluss bestätigte der DAX jedoch die positive Grundstimmung mit einem weiteren Kursanstieg. Es scheint so, als habe der Markt einen echten Aufwärtswillen.

Auch heute zeigt der DAX einen gewissen Aufwärtsdrang. Man könnte auch sagen: die Börse will nach oben. Erstaunlich. Aber anscheinend ist der DAX nach wie vor inspiriert von der Aussicht auf noch mehr billiges Geld von der Europäischen Zentralbank (EZB). Sollte es dem DAX auch noch gelingen den Widerstandsbereich von gut 11.000 Punkten – dort verläuft die 200-Tage-Durchschnittslinie und die Abwärtstrendlinie seit April – zu überwinden, dann, ja dann, läge das bisherige Jahreshoch bei 12.400 Punkten durchaus im Bereich des Erreichbaren.

Der DAX macht zum Wochenausklag ein wenig die Biege. Alles aber nicht sonderlich dramatisch. Es geht halt impulslos ein wenig nach unten. Die Gründe: Das Wachstum in den Eurozone und in Deutschland hat sich im dritten Quartal etwas abgeschwächt. Schuld ist vermutlich die Weltwirtschaft die etwas lahmt. EZB-Präsident Mario Draghi hatte ja bereits angedeutet, dass es Risiken auf der Abwärtsseite gebe. So fragen sich die Börsianer, ob das Wachstum noch ausreicht, um die Unternehmensgewinne ordentlich zu befeuern und die derzeitige Bewertung am Aktien-Markt gerechtfertigt ist.

Heute war der Meister, EZB-Präsident Mario Draghi, wieder bei der Arbeit. Er deutete weitere geldpolitische Lockerungen durch die Europäische Zentralbank an. Man werde alle Instrumente im Rahmen des Mandats nutzen, um das Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen … Für die Wirtschaft der Eurozone bestehen Risiken, durch die globale Konjunktur, auf der Abwärtsseite … Die Märkte reagierten prompt: Der DAX stieg und der Euro fiel gegenüber dem Dollar. Allerdings nur kurz. Dann verpufften die Worte Draghis. Man möchte auch noch hören was Janet Yellen und andere führende US-Notenbanker heute noch zu sagen haben.

Es tut sich wenig im DAX. Aber man soll nicht unzufrieden sein. Er hält sich wacker, was auch schon was ist, angesichts der dürftigen Nachrichtenlage. In Griechenland fallen die Kurse weiter. In China gibt es den Versuch einer Erholung. Gold wird nun auch von Sal. Oppenheim zum Verkauf empfohlen. Was sagt uns das? Wenn alle verkauft haben, kann es nur noch nach oben gehen.

Die Wirtschaft in den USA läuft gut, aber auch nicht mehr. Im zweiten Quartal betrug das Plus 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Gestern gab es von der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) keine besonderen Hinweise auf eine bevorstehende Leitzinserhöhung. Das Komitee sprach nach wie vor von Risiken für die Konjunktur und den Arbeitsmarkt und dass man die Situation sehr genau beobachten werde.

Der DAX macht sozusagen ein bewegtes Nichts und klammert sich an die obere Begrenzungslinie des alten Abwärtstrends. Die Kurslücken (Gaps) sind weitgehend zu, wobei es derzeit nicht unbedingt nach einem anstehenden Aufwärtstrend aussieht, auch wenn China bislang gut vom DAX weggesteckt wurde.

China, das war erstmal gestern. Nun, das Thema wird wiederkommen, dafür ist es zu brisant und wichtig, aber heute scheint es den DAX nicht zu kümmern. Er steigt, zeitweise sogar deutlich. Charttechnisch wurden die Kurslücken (Gaps), die es auf dem Weg nach oben gerissen hatte nahezu geschlossen, es fehlen nur noch ein paar Pünktchen. Die Kerze heute zeugt (bislang) von einer nach wie vor hohen Nervosität, der Markt weiß nicht so recht wohin er will.

Charttechnisch sieht es im DAX nach wie vor so aus, als würde er zumindest die noch offene Kurslücke bei 11.040 Punkten schließen wollen. Dabei sollte er allerdings nicht deutlich unter 11.000 Punkte fallen. Eine neue Kurslücke hat es heute bei der Abwärtsbewegung gerissen. Der DAX ist nun auch wieder in den alten Abwärtstrend eingetaucht. Nach Sommer-Rallye sieht das nicht aus.

Still schwitzt der DAX. Es gibt kaum Reaktionen auf Gutes und Schlechtes. Wenig Erfreuliches ist beispielsweise aus China zu vernehmen. Dort ist der Einkaufsmanagerindex auf den tiefsten Stand seit gut einem Jahr gefallen. Die Stimmung in den chinesischen Unternehmen scheint recht mies zu sein. Aber eine wirkliche Überraschung ist auch diese Nachricht nicht, die Börse ahnt bereits seit einiger Zeit, dass die Konjunktur in der Volksrepublik durchaus Anlass zur Sorge gibt.

Recht gut war dagegen der Einkaufsmanager für die Eurozone, trotz eines Mini-Rückgangs. Allerdings hält er sich nach wie vor über der Marke von 50 Zählern, was Expansion bedeutet. Angesichts von der Griechenland-Debatte hätte der Rückgang sogar noch schärfer ausfallen können. Der PMI bleibt nahe seines 4-Jahres-Hochs. Das ist positiv.

Auch solche Tage braucht es an der Börse. Es ist wenig bis gar nichts los. Na ja, natürlich gibt es Griechenland. Doch das Aufregungspotenzial dieses Themas ist doch arg gesunken. Das griechische Parlament hat weitere Reformen durchgewunken – man braucht halt Geld und da möchte man schon ein bisschen guten Willen demonstrieren. Der Euro dankt es mit einem Anstieg bis auf 1,10 Dollar, was natürlich dem DAX gar nicht gefällt. Er verharrt im Prinzip auf Vortagesniveau. Vielleicht hat er sich doch entschlossen, noch die Löcher (Gaps) zu stopfen, die auf dem Weg nach oben entstanden sind. Auf jeden Fall wirkt es etwas unausgegoren. Nach oben fehlt der Elan, nach unten will man auch nicht.