Rubrik: Leitzinsen

Die Börsen befinden sich im Billig-Geld-Rausch. Inzwischen muss man auch bezahlen, wenn man dem italienischen Staat sein Geld für zwei Jahre überlässt. Klingt das vernünftig? Zweifel sind angebracht.

Der DAX schnellt steil nach oben – und es sieht nicht danach aus, als ob die Aufwärtsbewegung bald vorbei sein.

Schlechte Nachrichten sind offenbar auch wieder schlechte Nachrichten. Der DAX und der Dow Jones fallen deutlich nach Bekanntgabe der Zahlen. Man sorgt sich um die US-Konjunktur. Nicht gerade Grund zum Optimismus geben auch die Auftragseingänge in der Industrie in den USA. Auch sie fielen negativer als prognostiziert aus.

Die Konjunktur-Sorgen werden nicht kleiner, die Wahrscheinlichkeit einer US-Leitzinserhöhung 2015 allerdings schon. So werden wir uns weiter von Job-Daten zu Job-Daten hangeln.

Hat die Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed), Janet Yellen, das Debakel an den Aktien-Märkten bereits geahnt – oder es ausgelöst? Wahrscheinlicher ist die erste Variante. Der DAX leidet besonders, wegen seinen Automobil-Titeln und seinen Versorger-Werten, aber auch Dow Jones und Nikkei geht in die Knie. Was ist es, was die Aktien-Börsen nach unten drückt? Naheliegend ist die Sorge um die Weltwirtschaft, womit man schnell bei China ist.

Das Hochamt der Kapitalmärkte rückt immer näher. Am Donnerstag tagt die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Börsen ringen nach wie vor mit der Frage, ob die Fed die Leitzinsen erhöhen wird oder ob erstmal alles so bleibt wie es ist. Es wäre die erste Leitzinserhöhung seit einer gefühlten Ewigkeit. Seit Dezember 2008 stehen die Fed Fund Rate bei Null. Zum letzten Mal angehoben wurde sie im Juni 2006. Nullzinsen sind inzwischen normal geworden, auch wenn es jetzt heißt, man wolle wieder zur Normalität zurückkehren. Doch angesichts gewaltiger Schuldenberge und einer noch immer für Rückschläge anfälligen Konjunktur (global) werden Minizinsen wohl auch in den kommenden Jahren das Maß aller Dinge bleiben.

Bei gut 10.000 Punkten scheint der DAX erstmal zufrieden zu sein. Kein totaler Absturz, aber auch nicht mehr Erholung – man weiß ja nie, was noch so kommen könnte. China ist nach wie vor ein großer Unsicherheitsfaktor, obwohl die Regierung in Peking weitere Markt-Manipulationen plant. Sie will nun anscheind zu große Schwankungen eindämmen und entsprechend eingreifen. Die chinesische Festlandsbörse ist auf dem besten Weg eine planwirtschaftliche Kurs-Feststellungsbehörde zu werden. Freie Preisfindung ist wohl immer weniger.

Charttechnisch bleibt es klar beim Abwärtstrend im DAX. Nun wurde auch das Juli-Tief unterschritten, was keine deutliche Bestätigung des Trends ist. Sehr kritisch würde es bei Kursen unter rund 9.600 Punkten (Aufwärtstrend seit 2011) und unter 8.200 Punkten (Aufwärtstrend seit 2009).

Wenn nun aber die Fed die Leitzinsen im September anheben sollte, wäre das eine Stärkung des Dollar und eine Schwächung der US-Exportwirtschaft. Ob dies die amerikanische Industrie verkraften würde? Wohl eher nicht. Zweifel, ob die Fed wirklich die Leitzinsen erhöht bleiben derzeit angebracht, auch wenn alle Welt fest damit rechnet.

Der DAX scheint durchaus angetan von der Idee einer US-Leitzinserhöhung. Schließlich, so das Kalkül, würde dann der Euro fallen und könnte so weiter die europäische Exportindustrie einschließlich deren Gewinne befeuern. Wohl noch nie hat sich ein Index derart auf eine Leitzinserhöhung gefreut …

Aktien-Crashs sind in China immer eine ernste Angelegenheit, eine sehr ernste. Anders als bei uns zockt in China quasi jedermann mit Aktien, was bei einem drastischen Kurs-Rückgang natürlich entsprechende Auswirkungen auf das Vermögen/Einkommen hat oder haben könnte. Der Reich-Fühl-Faktor hat in China in den vergangenen Wochen erheblich gelitten, die Notierungen von Festlands-A-Aktien rauschen seit Anfang Juni nach unten.

Es ist eines dieser wunderbaren Themen an der Börse: Wann wird die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) die Leitzinsen erhöhen – oder werden sie überhaupt angehoben. Manche rechnen schon im September mit einem Zinsschritt der Fed nach oben, Markus Koch zum Beispiel, der diese Meinung kürzlich bei einem gemeinsamen Guidants-Webinar vertrat. Sein Argument: Die Wirtschaft in den USA laufe weitaus besser als es scheint, zudem haben sich viele Fed-Akteure schon für eine Leitzinserhöhung bereits in diesem Jahr ausgesprochen. Die Fed könne deshalb schon früher als gedacht die Zinsen „normalisieren“. Ich sehe es skeptischer.

Viele dunkle Kerzen wurden zuletzt beim Euro vs. Dollar angesteckt. Nach dem Doppel-Boden im März/April war die europäische Gemeinschaftswährung fast bis auf 1,15 Dollar gestiegen. Inzwischen ist der Euro auf einen Kurs unter 1,09 Dollar gerutscht. Dabei wurde der kurzfristige Aufwärtstrend gebrochen und zudem noch zwei mehr oder weniger massive charttechnische Unterstützungslinien. Nun sieht es so aus, als würde der Euro erneut das Tief bei 1,05 Dollar testen wollen.