Rubrik: Braun

Der DAX-Wert Wirecard stellt beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Das ist schon ein bisschen pleite. Häme ist allerdings unangebracht. Der Schaden bei den Stakeholdern ist immens. Auch dürfte die ohnehin kaum vorhandene Aktienkultur in Deutschland erneut gelitten haben. Ist die Wirecard-Aktie – quasi in Liquidation – noch etwas wert?

Wirecard ist eine Minusvision. Der Rauch hat sich längst noch nicht gelegt. Die Suche nach den knapp zwei Milliarden Euro, die angeblich auf asiatischen Treuhandkonten liegen sollen, geht weiter. Sind sie verschwunden oder waren sie nie da? Ist das wichtig? Schon. Die Wirecard-Aktie steigt wieder, begleitet von der Nachricht in Singapur eine Banklizenz beantragen zu wollen, deutlich an. Aber die Katze dürfte tot sein.

Markus Braun, der inzwischen geschasste jahrelange Chef von Wirecard, war wohl auch in Sachen Buchhaltung sehr kreativ. Kaum ist er geschasst, muss der Zahlungsdienstleister einräumen, dass die Bücher sehr wahrscheinlich frisiert sind. Ein Offenbarungseid. An der Börse fällt die Aktie knapp unter zwölf Euro. Wo der faire Wert der Aktie liegen könnte.

Die Suche nach den 1,9 Milliarden Euro geht bei Wirecard weiter – und das könnte für Wirecard existenzbedrohend werden. Chef Braun tritt mit sofortiger Wirkung zurück. Zuvor spricht er noch von einem Betrugsfall. War das schon Realitätsverlust? Später twittert er von einem „starken Businessmodel“. Es bleibt nur noch Kopfschütteln. Anleger können die Aktie für längere Zeit vergessen, sie ist zum Zockerpapier verkommen.

Zur Wirecard-Aktie gibt es nicht mehr viel aus Anlegersicht zu schreiben: Das Papier ist zum reinen Spekulationsobjekt verkommen. Die Veröffentlichung des Jahres- und Konzernabschluss 2019 ist erneut – unglaublich! – verschoben. Das Unternehmen ist auf der Suche nach Bankguthaben in einer Höhe von 1,9 Milliarden Euro. Letztlich geht es um die Existenz von Wirecard. Anleger könnten die Aktie für lange Zeit vergessen.

Unglaublich: Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft München gegen Wirecard-Vorstandsmitglieder wegen des Verdachts auf Marktmanipulation und hat deswegen Büros durchsucht. Anleger fragen sich wie lange das Drama um den Zahlungsabwickler noch andauern soll? Die jetzige Geschäftsführung hat nach unruhigen Jahren jeglichen Kredit aufgebraucht. Ihr ist es nicht gelungen Ruhe und Seriosität zu vermitteln. Wann können Anleger wieder zugreifen?

Wirecard-Chef Markus Braun hat über gute Zukunftsaussichten getwittert und macht der Börse damit (weiter) Mut: Der Markt könne sich wieder auf Wirecard-Innovationen und starke Ergebnisse fokussieren. Allein, es bleibt das mulmige Gefühl, dass die Financial Times schon demnächst wieder „nachlegen“ könnte. Auch charttechnisch könnte es nun Widerstand geben. Für die Aktie spricht die aktuelle Aufwärtsdynamik.