Rubrik: Bayer

Bei der stark gebeutelten Bayer-Aktie keimt etwas charttechnische Hoffnung auf. Ob mehr daraus wird? Ein Discount-Zertifikat verspricht eine schöne Rendite. Auf dem Chemie- und Pharma-Konzern wird noch auf Jahre hinaus ein Prozessrisiko lasten, auch wenn jetzt gerade ein Verfahren wegen der Chemikalie PCB in den USA zugunsten von Bayer entschieden wurde.

Das Jahr 2018 brachte die wohl teuerste Fehlentscheidung eines deutschen DAX-Managers. Denn noch immer belastet den Bayer-Konzern die 60-Millarden-Euro-Übernahme des US-Konzerns Monsanto, die der damalige Vorstandschef Werner Baumann durchzog und trotzdem das Unternehmen bis ins Vorjahr führen durfte. Wir nennen Fakten.

Im freien Fall befindet sich zum Wochenstart die Bayer-Aktie (BAY001). Der Grund: Am späten Sonntag veröffentlichte der Bayer-Konzern eine Nachricht, wonach eine klinische Studie mit dem Hoffnungsträger Asundexian wegen mangelnder Wirksamkeit abgebrochen wurde. Und schon bricht die ohnehin gebeutelte Bayer-Aktie in der Spitze um mehr als 20 Prozent ein.

Die 2018 abgeschlossene Monsanto-Übernahme kostete Bayer satte 66 Milliarden US-Dollar. Sie war der Anfang einer rasanten Aktien-Talfahrt, da Monsanto in seinem Unkrautvernichter Roundup den möglicherweise krebserregenden Wirkstoff Glyphosat verwendet. Dies sorgte für milliardenschwere Klagen, die noch immer nicht abgeschlossen sind. Trotzdem steigt die Bayer-Aktie (BAY001) seit geraumer Zeit. Dafür gibt es handfeste Gründe.

Bei Bayer gibt es im er wieder gute Nachrichten aus dem operativen Geschäft. So auch zum Wochenauftakt: Der Chemie- und Pharmakonzern meldete die US-Zulassung für sein Medikament Finerenon, dass gute Erfolge bei chronischen Nierenerkrankungen und der Typ-2-Diabetes zeigt. Trotzdem kann sich die Bayer-Aktie (BAY001) nicht vom Jahrestief im Bereich um 50 Euro lösen. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Die Zulassung war erwartet worden. Zudem belasten den Kurs weiter die ungelösten US-Rechtsstreitigkeiten.

Schlechte Nachrichten für Bayer aus den USA. Es gibt Verzögerungen beim geplanten Glyphosat-Vergleich. Eine US-Richter will quasi sicherstellen, dass Menschen, die den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup nutzen, auch entschädigt werden. Er äußerte sich zudem skeptisch zum vorgesehenen medizinischen Überwachungsprogramm. Somit schaut es so aus, dass Bayer den milliardenschweren Vergleich erneut nachbessern muss. Die Übernahme der nordamerikanischen Monsanto erweist sich somit immer mehr zum Milliardengrab. Die Aktie (BAY001) bleibt daher uninteressant, ein Reverse Bonus-Zertifikat (GH574S) gefällt uns hingegen gut.

Es gibt immer wieder Streit unter Großkonzernen: Aktuelles Beispiel ist die Entwicklung zwischen dem einstigen US-Riesen General Electric (GE), der dank Missmanagement schon im Jahr 2018 den renommierten Auswahlbarometer Dow Jones Industrial Average hat verlassen müssen, und dem Siemens Ableger Siemens Energy. GE wirft dem deutschen Rivalen vor, mit verbotenen Methoden mehrere attraktive Aufträge im Milliarden-Volumen für Gasturbinen ergattert zu haben. Wir sagen, warum der Siemens Energy-Aktie (ENER6Y) nun Ärger droht und warum wir nun ein gut gepuffertes Bonus-Zertifikat (HR32QC) dem Direktinvestment vorziehen.

Sie haben es schon wieder getan! Bayer kauft für umgerechnet 3,4 Milliarden Euro (1,7 Milliarden Euro sofort und 1,7 Milliarden Euro als Meilensteinzahlungen) das amerikanische Biotechunternehmen Asklepios BioPharmaceutical. Es gehe um die Stärkung der Produkt-Pipeline, sagt Bayer. Nun denn. Allerdings haben die Leverkusener mit Übernahmen nicht unbedingt ein glückliches Händchen bewiesen. Droht ein weiterer Kurssturz?

Die Bayer-Aktie stürzt erneut sehr tief nach unten. Die Aktionäre stimmen mit den Füssen ab. Wer will es ihnen verdenken? Zwar bestätigt Bayer aktuell seine bereits gekürzte Prognose für das laufende Geschäftsjahr, schaut aber eher wenig optimistisch in die Zukunft. Die Geschäftsleitung scheint den Konzern nicht stabilisiert zu bekommen. Dennoch wurde der Vertrag von Chef Werner Baumann kürzlich verlängert. Für die Aktionäre ist das ein negatives Signal.

Bayer macht – so heißt es – Fortschritte den Rechtsstreit um eine möglicherweise krebsauslösende Wirkung des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup mit einem Elf-Milliarden-Dollar-Vergleich zu beenden. Ist das nun ein Grund zur Freude oder zur Trauer der Bayer-Aktionäre? Irgendwie beides. So richtig gute Laune haben die Anteilseigner von Bayer schon lange nicht mehr. Das hat einen Grund.

Der Bayer-Aufsichtsrat verlängerte vor wenigen Tagen den Vertrag mit Vorstandschef Werner Baumann, der eigentlich zur Hauptversammlung 2021 ausgelaufen wäre. Nun darf der Glyphosat-Käufer tatsächlich bis 2024 die Scherben zusammenkehren, die er selber mit dem milliardenschweren Fehleinkauf verursacht hat. Immerhin hat Bayer einen neuen Kompromiss mit US-Klägern ausgehandelt. Details werden nun dem zuständigen US-Gericht zur Genehmigung vorgelegt. Allerdings war genau dort der vorherige Kompromissvorschlag abgelehnt worden. Daher gibt es weiterhin Unsicherheiten. Dies mag die Börse nicht und erklärt die zuletzt schwache Performance der Aktie (BAY001).

Bayer hat im Streit um die Gesundheitsrisiken der Verhütungsspirale Essure eine Vereinbarung mit Klägeranwälten getroffen. Bayer wird rund 1,6 Milliarden US-Dollar bezahlen. Leider ist dies bei dem größeren Problem, dem Glyphosat-Streit, noch nicht der Fall. Diese Streitigkeiten werden den Aktienkurs (BAY001) noch eine Weile belasten, obwohl auch hier inzwischen Fortschritte in den Verhandlungen mit den Anwälten erzielt wurden.