Plusvisionen

Epochale Veränderungen / DAX, Telekom, Drägerwerk, Teamviewer, Shop Apotheke, TUI, Lufthansa

Da ist beim Blick auf die Kurse schon der Impuls: jetzt kaufen! K+S zum Beispiel: Auch wer kein großer Fan des Dünger- und Salzproduzenten ist, aber bei einem Börsenwert von 1,0 Milliarde Euro bei einem Eigenkapital von 4,5 Milliarden Euro beziehungsweise einem Kurs von 5,10 Euro und einem Buchwert von 23,49 Euro können Anleger schon nachdenklich werden. Oder braucht die Welt künftig weder Dünger noch Salz?

Oder die Deutsche Telekom: Erstaunlich und vielleicht liegt das an den Verkäufen von Indexfonds (ETFs), die Deutsche Telekom-Aktie notiert bei knapp elf Euro. Ist das übertrieben niedrig? Doch womöglich geht die Börse davon aus, dass die Dividende gestrichen wird und/oder die Telekom vor einer Verstaatlichung steht wie auch die Lufthansa oder die Deutsche Bank und die Aktionäre nicht oder nur zum Teil abgefunden würden.

Gilt das auch für Immobilien-Unternehmen wie Deutsche Wohnen oder Vonovia? Eigentlich sollte man meinen, dass jenen Werten der Corona-Crash angesichts von Immobilienvermögen und Mieteinnahmen weniger anhaben könnte. Aber auch diese Papier fallen stark.

Im Abwärtssog befinden sich auch Versorger wie Eon oder RWE oder Produzenten alternativer Energien wie Encavis oder 7C Solarparken, die vor allem von EEG-Umlagen leben. Anscheinend geht die Börse davon aus, dass diese gekürzt werden könnten, vor allem in Italien und Spanien, was Encavis schon treffen könnte.

Werte wie Shop Apotheke oder Teamviewer halten sich dagegen wacker, schließlich scheint ihr Geschäft in Corona-Zeiten recht stabil. Drägerwerk schnellt zeitweise im Kurs steil nach oben nachdem bekannt wurde, dass die Bundesregierung 10.000 Beatmungsgeräte geordert hat. Der Anstieg konnte aber nicht gehalten werden.

Gut im Markt liegt auch Compugroup, die für Krankenhäuser und Arztpraxen Software entwickeln (Nexus dagegen eher weniger). Auch eine Siemens Healthineers präsentiert sich relativ robust dieser Tage.

Könnten sich Käufe in einzelne Titel (schon) lohnen? Durchaus, aber es bedarf guter Nerven, um auch weitere Rückschläge aushalten zu können. Wirtschaftlich ist derzeit so ziemlich alles möglich. Der ZEW-Indikator signalisiert eine Katastrophe, nicht nur für Unternehmen wie die Lufthansa oder TUI.

Die große Frage ist nun, ob eine Deflationsspirale ausgelöst durch eine Angebots– und Nachfragekrise mit anschließenden Pleiten und letztlich einer Kredit– und Schuldenkrise noch gestoppt werden kann. Offen diskutiert wird inzwischen „Hubschrauber-Geld“ (Helicopter Money), wo jeder einen Geldbetrag ohne Gegenleistung bekommt. Aber was nützt das, wenn keine Geschäfte mehr auf haben und keiner mehr zum Kaufen raus darf?

Die Börse ist immer auch Abbild von Stimmungen – und diese ist zurzeit sehr nervös bis panisch. Im DAX-Chart wird das durch einen Doji sichtbar (siehe Chart unten). Die Börse kann erst dann wieder steigen, wenn klarer ist wie lange die Corona-Krise dauern wird und ob der Virus vielleicht im Herbst zurückkehrt. Wichtig ist längerfristig auch: Kommt es gar zu epochalen Veränderungen? Müssen wir die Globalisierung ein Stück weit zurückdrehen? Die Börse preist diese nicht abwegigen Risiken gerade ein.

DAX-Index (Tageschart): Doji als Zeichen der Nervosität

DAX, Börse

Bildquelle: Rosel Eckstein / Pixelio.de

 

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