Rubrik: Vossloh

Vor allem zwei Treiber sieht CFO Thomas Triska auf den heute und morgen stattfinden 10. Hamburger Investorentagen (HIT) für das Geschäft des Bahn-Ausrüsters Vossloh: die Dekarbonisierung und der Investitionsstau vieler Bahn-Betreiber in den vergangenen Jahren. Ohne einen leistungsfähigen Schienenverkehr werde die Senkung der CO2-Emissionen des Verkehrs insgesamt nicht gelingen und zudem wurde in zahlreichen Ländern bei der Bahn auf Verschleiß gefahren. Da müsse nun investiert werden, was bereits auch passiert. Wie es mit der Vossloh-Aktie weitergeht.

Noch im April bestätigte Vossloh seine Prognose, trotz eines starken ersten Quartals. Ein Großauftrag im Juni sorgte dann aber dafür, dass die Guidance doch erhöht wurde. Die Aktie machte danach aber nur einen kurzen Freudensprung, ehe es wieder nach unten ging. Wir erklären die Situation und sagen, warum der Titel trotzdem Charme versprüht.

Anfang August war die Vossloh-Aktie (766710) durchgestartet – bis auf 49,45 Euro, was dem höchsten Niveau seit 2018 entsprach. Geholfen hat eine positive Analystenstudio, die Kurse von 56 Euro für realistisch erachtete und der Investor Carlyle, der für den Mitbewerber Schaltbau ein Übernahmeangebot vorlegte. Anschließend konsolidierte der Wert. Die 9-Monate-Zahlen waren aber gut, sie werden von neuen Großaufträgen garniert und verleihen der Aktie neuen Schwung, deren charttechnisches Bild sich dadurch verbesserte.

Nach guten Halbjahreszahlen hat Vossloh die Guidance für das Gesamtjahr erhöht. Doch auch dies schützte die Aktie (766710) vor Wochenbeginn nicht vor Kursverlusten, nachdem der Markt die vierte Corona-Welle heraneilen sieht. Im Detail: Vossloh erzielte nach vorläufigen Daten einen Halbjahresumsatz von 462,6 Millionen Euro, was einem Plus von 17,7 Prozent entspricht. Das operative Ergebnis (Ebit) stieg gleichzeitig um 40,9 Prozent auf 42,4 Millionen Euro, woraus sich eine von 7,6 auf 9,2 Prozent verbesserte Ebit-Marge errechnet.

Wenn das kein Chart-Boden ist! Seit Oktober ist der Kurs der Vossloh-Aktie nicht mehr wesentlich unter die Marke von 40 Euro gerutscht. Aber wann könnte es wieder aufwärts gehen mit der Aktie des Schienenlogistikers? Ober bleibt es bei der Seitwärtsbewegung? Eine spannende Alternative zur Aktie könnte ein Discount-Zertifikat sein, mit dem Anleger auch dann profitieren können, wenn die Aktie ihrer Bandbreite treu bleiben sollte.

Seit Jahren (2011) geht es mit der Vossloh-Aktie per saldo bergab. Jetzt sieht es so aus als könnte mit einem Boden bei gut 35 Euro eine Stabilisierung stattfinden. Neben dem Halten der Unterstützungslinie aus dem Jahr 2006 noch weitere Hinweise auf ein mögliches Ende der Baisse. Wird dieses Szenario auch fundamental gestützt? Derzeit wird die Vossloh-Aktie mit einem Vertrauensvorschuss der Börse gehandelt. Wird das Bahninfrastrukturunternehmen diesen durch die Restrukturierung rechtfertigen?

Es könnte sich lohnen, den langfristigen Chart von Vossloh in der nächsten Zeit im Auge zu behalten. Der Aktie des Schienenausrüsters könnte es gelingen, den langfristigen Abwärtstrend zu knacken – noch ist das aber nicht so. Dieser besteht schon seit Anfang 2011 und schon im Oktober 2015 sah es einmal so aus, als würde der Bruch gelingen. Es ging schief. Und wie so oft in solchen Fällen … Könnte es die Aktie jetzt schaffen?

Die Vossloh mit Sitz in Werdohl, Nordrhein-Westfalen, ist ein weltweit führendes Bahntechnik-Unternehmen. Die Schienenbefestigungen und Weichensysteme werden in mehr als 65 Ländern eingesetzt. Im Geschäftsjahr 2015 erwirtschafteten 4.875 Mitarbeiter einen Umsatz von gut 1,2 Milliarden Euro, das Konzernergebnis betrug 77,8 Millionen Euro. Von den 15.967.437 ausgegebenen Aktien befinden sich 41,5 Prozent in Streubesitz. Sie sind im SDAX gelistet und hatten ihr Allzeithoch am 4. April 2011 bei 96,59 Euro.

Es sieht deutlich nach Konsolidierung im DAX aus. Er verliert rund 1,5 Prozent, zeitweise waren es sogar 2 Prozent. Woran liegt es? Der Markt muss pausieren. Der Aufwärtstrend war zu steil geworden. Wie lange sich die Pause hinziehen wird? Der mittelfristige Aufwärtstrend verläuft derzeit bei 10.600 Punkten. Bis dahin könnte somit der DAX fallen, ohne dass sich an der positiven Grundausrichtung etwas ändern würde. Längerfristig für Aktien sprechen klar die attraktiven Dividendenrenditen und die fehlende Konkurrenz vom Anleihenmarkt.

Nicht viel los mit dem DAX zum Wochenausklang, bislang. Wall Street hat ja noch nicht richtig losgelegt. Immerhin, er hält sich auf dem aktuellen Nivau. Ist damit das Gap-Closing, das Schließen der Kurslücke, beendet und es geht wieder nach oben? Derzeit ist kein besondere Aufwärtsdrang am deutschen Aktienmarkt verspürbar. Aber so etwas kann sich schnell ändern. Noch hallt die Einschätzung eines amerikanischen Notenbankers nach, der in den USA Inflationsgefahren sieht. Das hilft tendenziell auch dem Euro. In der Eurozone hat sich die Stimmung in der Wirtschaft etwas eingetrübt. Der Eurozone Economic Sentiment Indicator erreicht im Juni 102 Punkte, nach 102,6 im Mai. Seit April hat sich die Einschätzung somit nicht mehr verbessert, aber der Index bleibt über der Marke von 100 Zählern, die grundsätzlich Wachstum signalisiert. Schön sind die Anstiege in Spanien und Griechenland auf 104,1 beziehungsweise 103,7 Punkten. Sie rücken damit näher an Deutschland, das bei 106,5 Punkten steht. Griechland erreicht zum ersten Mal seit 2008 einen Wert über 100. Die Reformen zahlen sich offenbar aus, wie auch der Berenberg-Experte Christian Schulz schreibt. Verhalten sind die Reaktionen von Gold und Silber auf die Inflationsbefürchtungen in den USA. Nimmt man diese dort nicht so richtig ernst – oder ist Gold und Silber schon die Tage zuvor ausreichend gestiegen. Steil abwärts geht es bei der Aktie des Bahntechnikherstellers und einstigen Börsenlieblings Vossloh. Das Papier verliert nach einer Gewinnwarnung rund 11 Prozent.