Rubrik: Tsipras

Bei Kanzler Angela Merkel war gestern große Griechenland-Runde. IWF-Chefin Christine Lagarde war da, EZB-Präsident Mario Draghi, EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und auch Frankreichs Staatschef François Hollande. Es soll noch ein letztes, allerletztes Angebot der Gläubiger an Griechenland geben.

Aber: Do Not Panic! Meist folgen in Europa auf das letzte und allerletzte Angebot noch weitere letzte und allerletzte Angebote.

Für Griechenland gibt es im Prinzip nur zwei Wege: Entweder raus aus dem Euro und alle Schulden zusammenstreichen, sich dadurch sehr, sehr viel Ärger einhandeln und dann einen Reload wagen. Das würde jedoch weitere schlimme Jahre bedeuten. Ob das eine wackelige Demokratie aushält? Alternativ bleibt man im Euro und lässt sich weiter von der Eurogruppe dauer-alimentieren (und gängeln). Die Europäer scheinen dazu inzwischen bereit zu sein, nur um Ruhe zu haben. Die Griechen und ihre neue Regierung wirken noch unsicher.

Mal ehrlich, neulich beim Griechen, haben Sie da nicht vielleicht auch daran gedacht, ob nicht griechische Aktien wieder ein Investment wert sind? Der US-Nobelpreisträger Robert Shiller und der Emerging-Market-Spezialist Mark Mobius äußerten sich positiv zum griechischen Aktienmarkt. Bei aller Liebe zur Theorie der gegensätzlichen Meinung (Contrarian) und zum antizyklischen Handeln, klingt das doch sehr verwegen. Nur wer gegen den Strom schwimme, komme auch zur Quelle, heißt es, doch bei Griechenland hat man eher das Gefühl vom Strom möglicher Katastrophen wie einer Staatspleite und/oder eines Ausstritts aus der Eurozone (Grexit) mitgerissen zu werden.

Griechenland könnte bald pleite sein. Bis Mitte Mai braucht das Land schon wieder 6,6 Milliarden Euro. An den Finanzmärkten ist kaum etwas zu holen. Die neue Regierung hat viel Vertrauen verspielt. Man wird wohl wieder auf die Hilfe der EU- beziehungsweise der Euro-Mitgliedsstaaten angewiesen sein. Doch diese werden sich bitten lassen.

Der DAX trudelt zum Wochenauftakt müde nach unten. Kein Wunder nach all der Feierlaune. Immer aufwärts, das geht dann doch nicht. Vielleicht kommt sie nun, die erwartete Konsolidierung. Charttechnisch deuten die Kerzen der vergangenen Woche (Tageschart) dies dezent an. Aber mal sehen, schließlich ist der mittel- und langfristige Trend nach wie vor klar aufwärts gerichtet. Zu Aktien gibt es keine ernstzunehmende Konkurrenz aus Investmentsicht.

Am Freitag braucht Griechenland Geld, viel Geld, 1,95 Milliarden Euro muss das krisengeschüttelte Land berappen, um fällige Schulden zu begleichen. Woher nehmen und nicht stehlen? Der Internationale Währungsfonds (IWF) will bezahlt werden und es ist eine Staatsanleihe über 1,6 Milliarden Euro zu tilgen. Jetzt soll die Eurogruppe Hilfsgelder, die zugesagt sind, schneller überweisen. Aber eigentlich wollen die Griechen eigentlich kein Geld mehr von der EU oder man will es doch – man weiß es inzwischen nicht mehr.

Griechenland schmollt. Womöglich gönnt man den Deutschen weder die niedrigen Zinsen noch den kleingedruckten Euro (und die damit verbundenen möglichen Exporterfolge). Da möchte man als Grieche doch teilhaben. Schließlich kommen die homöopathischen Zinssätze und der Euroverfall nicht von ungefähr. Griechenland habe daran doch erheblichen Anteil, so vermutlich die Denkweise.

Lieber Jeroen,

diesmal meinen wir es ernst. Wir wollen reformieren. So geht das auch nicht mehr weiter bei uns. Jetzt stecken wir schon seit Jahren in der Krise – und wenig tut sich. Die Arbeitslosigkeit ist hoch und das Wachstum schwach. Die Kassen sind leer und unsere Banken marode. Ihr hab uns schon viel Geld überwiesen. Eigentlich wollten wir das viele Geld doch gar nicht. Es ist ohnehin eigentlich nie bei uns angekommen. Sondern, mal ehrlich, damit habt ihr doch eure eigenen Banken gerettet, na ja, vielleicht auch ein paar griechische. Wir Griechen sind im Grunde genommen arm … gerade einmal rund 22.000 Euro pro Kopf haben wir von der Troika, ähm von den Institutionen bekommen.

Dem DAX fällt nichts Neues ein. Drum bleibt er einfach dort, wo er ist. Wer weiß schon, wie das mit Griechenland ausgeht, obwohl, es wird gut ausgehen. Die vorgelegte Reformliste wird akzeptiert werden und das Hilfsprogramm verlängert. Griechenland verspricht schließlich schöne Dinge: Man möchte die Steuermoral stärken (auch bei den Reichen), privatisieren und die Korruption bekämpfen. Na dann. Wieso hat man das eigentlich nicht schon die vergangenen Jahre gemacht? Aber die neue Regierung sollte eine faire Chance bekommen.

Es ist ein wenig wie eine Bescherung, ob gut oder schlecht, das muss sich noch zeigen. Die Griechen müssen noch heute ihre Reformliste vorlegen, damit sie ihr Hilfsprogramm von der EU verlängert bekommen . Europa ist gespannt. Aber die Griechen haben ja schon vorgesorgt: Akzeptiert die Liste oder lasst es, hat ihr Finanzminister gesagt. Na, man wird sehen. Vertraut eigentlich noch irgendjemand den Griechen, rein wirtschaftlich gesehen? Egal, man scheint froh zu sein, wenn es irgendwie mit Griechenland und der Eurozone weitergeht, ohne dass alle zu genervt sind und vielleicht noch einen klitzekleinen Teil des verliehen Geldes zurückbekommen. 240 Milliarden Euro sind bereits nach Griechenland geflossen.

Wie schön es doch ist, wenn man sich heute noch Briefe schreibt. Heute hat Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem Post aus Griechenland erhalten. Die Griechen könnten schon bald etwas klamm sein, deshalb würden sie von der EU gerne etwas Geld bekommen. Aber eigentlich wollen sie gar kein Geld von der EU, weil die EU schon viel zu viel gegeben hat, doch so ganz ohne geht es halt auch nicht in Griechenland. Schon gar nicht möchte man für dieses Geld etwas tun, sodass die Geldgeber mit der Gewissheit ihr Geld überweisen, ihre Kredite irgendwann einmal zurückgezahlt zu bekommen.

Wir Griechen brauchen nun doch noch etwas Geld von euch. Ich weiß, wir haben eigentlich gesagt, dass ihr uns schon viel zu viel Geld gegeben habt und ihr deswegen an unserer Misere Schuld seit … vergessen wir das einfach und trinken einen Ouzo darauf. Geht auch auf’s Haus. Jamas! Also, wir würden gerne das Hilfsprogramm verlängern. Bitte glaubt nicht, dass mir es leicht fällt, das zu schreiben, aber es geht nicht anders. Ende Februar geht uns das Geld aus. Und wir müssen doch all die Beamten bezahlen, die wir erst rausgeschmissen und nun wieder eingestellt haben.