Rubrik: Tsipras

„Am 28., 24 Uhr, is over.“ Over and out. Ende der Durchsage. So knapp analysiert der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble die Situation im Schuldenstreit mit Griechenland. Es stellt sich eine gewisse Genervtheit beim Griechenland-Thema ein. Das griechische Weinen kann kaum noch jemand hören und die Griechen fühlen sich inzwischen verkannt und sind deshalb arg beleidigt. Es ist nur so: Sicherlich hat die Eurozone auch Fehler bei der Stabilisierung Griechenlands gemacht. Ja viel Hilfsgelder sind an Banken geflossen, aber wer hätte damals einen Bank-Run riskieren wollen. Hallo liebe Griechen, dann gäbe es heute nichts mehr zum Abräumen vom Konto. Zudem ist unser System so aufgebaut, dass unter anderem Banken Geld als Kredite an die Wirtschaft für Investitionen geben, ergo müssen sie als erstes gestützt werden. Warum also diejenigen beschimpfen, die Kredite als Hilfe gegeben haben? Das kostet Sympathiepunkte.

Der Poker im Griechenland-Schuldenstreit geht weiter. Wer blufft? Wer wird sich verzocken? Wessen Einsatz wird zu hoch sein? Griechenland wird schon bald das Geld ausgehen, wenn es keine Entscheidungen gibt. Das würde eine Staatspleite und wohl auch einen unkontrollierten Austritt aus der Eurozone bedeuten. Wird das jemand wollen? Kaum. Weder die Griechen noch die Verantwortlichen in der Eurozone.

Es ist ein stiller Bank Run. 4,2 Milliarden Euro wurden im Dezember von griechischen Konten geräumt, im Januar dürften es kaum weniger werden. Mehr wurde bislang nur im Juni 2012, auf dem Höhepunkt der Euro-Krise, in Sicherheit gebracht. Investoren sind auf der Flucht. Neu-Premier Alexis Tsipras macht ernst mit dem Politikwechsel und hat erstmal die Privatisierungen gestoppt und will auch noch 12.000 entlassene Beamte wieder einstellen. Konter-Reformen.

Die einen wollen, die anderen wollen nicht. Aber beide wissen, dass es so nicht weitergehen kann. Es geht um Griechenland und einen möglichen Schuldenschnitt (englisch: Haircut). Natürlich hätten die Griechen gerne einen. Wer würde das nicht wollen an ihrer Stelle? Erst Schulden machen – und dann nicht mehr zurückzahlen. Praktisch. Klar, dass all jene, welche die Kredite vergeben haben auch ihr Geld wieder zurück haben wollen. Wäre ja noch schöner, erst über die Verhältnisse leben und dann den Deckel nicht bezahlen wollen.

Der DAX legt, wenn auch nur leicht, aber alle Achtung. In Griechenland scheint ja gerade die Wirtschaftswelt unterzugehen und wenn nicht die, dann zumindest die Bankenwelt. Griechische Bank-Aktien verlieren heute knapp 30 Prozent. Investoren sind auf der Flucht. Der neue Chef Tsipras macht ernst mit dem Politikwechsel und hat erstmal die Privatisierungen gestoppt. Das heißt: Es kommt kein Geld auf diese Art in die klammen griechischen Kassen, kam es zwar vorher auch nicht, aber da war es wohl mehr Mauschelei – und nun ist es eine richtige Ankündigung.