Rubrik: RWE

Da gucken die Aktionäre gewaltig in die Röhre: RWE wird für das abgelaufene Geschäftsjahr keine Dividende zahlen! Sauer ist vor allem die Gruppe der Altaktionäre der öffentlichen Hand, also beispielsweise die Stadt Essen, die wie andere 129 Städte und Kreise rund 24 Prozent der RWE-Aktien halten. Viele Kommunen müssen nun Haushaltslöcher stopfen, denn die Dividenden waren ein fixer Anker in vielen Haushaltsplänen. Schließlich hat RWE 60 Jahre lang brav die „Kohle“ abgeliefert.

Fed-Chefin Janet Yellen bleibt vorsichtig. Die Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Federal Reserve machte recht deutlich, dass es Zinserhöhung in den USA nicht so bald anstehe. Sie sorgt sich wohl um die Weltkonjunktur, die nicht sonderlich floriert, vor allem China bereitet weiter Kopfzerbrechen. Damit rückt Yellen noch ein Stück weiter von ihrer Linie ab, die sie im Dezember mit der leichten Leitzinserhöhung eingeschlagen hat. Da wollte man eigentlich signalisieren, dass die Finanzkrise endgültig abgehakt sei und sich die Wirtschaft wieder zufriedenstellend entwickle. Es kam anders mit den entsprechenden Marktturbulenzen und dem Fall des Öl-Preises.

Nun hat sich der DAX doch noch dazu durchgerungen die Liquiditätsgeschenke Mario Draghis gebührend zu feiern. Das Plus zum Wochenschluss fällt beachtlich aus. Man ist wieder versöhnt mit der Europäischen Zentralbank (EZB) und ihrem Präsidenten. Am Tag der Entscheidung noch ein wenig geschockt über die fülle der Maßnahmen … da machte sich so mancher Börsianer doch wieder Gedanken über die Solidität der Finanzwelt, insbesondere in der Eurozone. Aber, vergessen und vorbei. Draghi hat mehr geliefert als er musste. Erstaunliches tut sich nach wie vor bei den Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank. Sie bestätigen ihre derzeit positive Grundaussicht.

Was ist der natürliche Reflex eine Vorstands, wenn sich das eigenen Geschäftsmodell als nicht mehr tragfähig herausstellt? Richtig. Es wird gespart [bis die Schwarte kracht, sagt man landläufig]. Bislang wollte der Versorger RWE bis 2017 rund 2 Milliarden Euro einsparen, nun sollen es bis 2018 rund 2,5 Milliarden Euro werden. Dadurch soll die „operative Schlagkraft“ gestärkt werden. Harte Einschnitte sind im konventionellen Stromgeschäft und beim britischen Vertrieb zu erwarten. RWE muss sparen, da zu lange damit gewartet wurde, sich auf neue Zeiten einzustellen. Deshalb wurde die Dividende für die Stamm-Aktien ausgesetzt und die der Vorzüge von 1 auf 0,13 Euro gesenkt.

Der DAX schaukelt so vor sich hin. Charttechnisch erweist sich der Widerstandsbereich bei 9.600 Punkten doch als recht robust. Mal ganz abgesehen von der Kurslücke (Gap), die noch bei etwa 9.000 Zählern klafft und sicher noch geschlossen werden will [haben wir hier ja bereits häufiger angesprochen]. Also wartet man am Aktienmarkt erstmal ab, was noch so passieren könnte. Aber es bleibt doch eine gewisse positive Grundstimmung spürbar, was auf der Long-Seite hoffen lässt.

Jetzt werden weitere Argumente nachgeliefert. Der Ifo-Index sinkt zum dritten Mal in Folge. Der Präsident des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn beschreibt das so: „Dies ist der dritte Rückgang in Folge. Die Unternehmen waren erstmals seit mehr als einem Jahr mehrheitlich pessimistisch bezüglich ihrer Geschäftsaussichten. Die aktuelle Lage wurde hingegen etwas besser eingeschätzt. Die Sorgen der deutschen Wirtschaft werden größer, insbesondere in der Industrie.“ Der DAX nimmt das recht gelassen mit einem leichten Rückgang, aber er hat ja bereits in den vergangenen Wochen kräftig vorgearbeitet. Die Lage in der Weltwirtschaft ist nicht sonderlich rosig, das wird nun auch nach und nach mit Zahlen unterlegt.

Der Steuerzahler soll wieder mal ran bei den Versorgern Eon und RWE, was die Verschrottung der Kernkraftwerke angeht. Darüber freut sich natürlich die Börse, weil dann sehr wahrscheinlich deutlich weniger Kosten auf die Versorger zukommen würden. Die Kurse der Aktien von Eon und RWE steigen kräftig.

Die Situation an den Börsen bleibt angespannt, auch wenn sich die Erholung im DAX noch trägt. Treibende Kraft ist dabei die Erholung des Öl-Preises. Offenbar zeigt die Ankündigung Russlands und Saudi-Arabiens doch Wirkung, zumindest psychologische. Man hat die Short-Seller verunsichert – und das reicht einstweilen. Faktisch dürften die Folgen eher gering sein. Die Produktion und damit das Angebot dürften hoch bleiben, schon allein, weil Russland und Saudi-Arabien nicht auf die Einnahmen aus dem Öl-Geschäft verzichten können. Ungeklärt bleibt auch, wie sich der Iran verhalten wird, der bald wieder auf den Markt treten wird.

Witwen, Waisen und Kämmerer aufgemerkt! Die Aktien von RWE ist nach wie vor kein passendes Instrument mehr für die Altersvorsorge oder die Aufbesserung der Gemeindekasse. Dieser Satz in der Pressemitteilung vom 17. Februar 2016 gefällt mir besonders: Der fortgesetzte Preisverfall im Stromgroßhandel, führe zu einer „Erosion der Kraftwerksmargen“. Die Perspektiven in der konventionellen Stromerzeugung haben sich weiter verschlechtert. Dies veranlasst RWE zu einer Wertberichtigung von 2,1 Milliarden Euro auf deutsche und britische Kraftwerke, die das neutrale Ergebnis mindern. RWE geht weiter voRWEg. Das Betriebsergebnis für 2015 beträgt voraussichtlich 3,8 Milliarden Euro und das bereinigte Nettoergebnis 1,1 Milliarden Euro. Unbereinigt macht RWE netto 200 Millionen Euro Miese. Das sei „außergewöhnlich schwach“, konstatiert man im Konzern niedergeschlagen. Die Schulden die auf dem Konzern mit einem Börsenwert von ??? Milliarden Euro lasten, betragen 25 Milliarden Euro.

Die Implosion der Deutschen Bank setzt sich wieder fort. Das Gerücht über den möglichen Rückkauf eigener Anleihen (Schulden) hat gerade mal einen Tag den Kurs getragen. Jetzt werden schon wieder die Risiken gesehen. Zur schlechten Stimmung haben sicherlich die neusten Zahlen von Konkurrent SocGen beigetragen. Die Franzosen mussten Rückstellungen für Öl-Geschäfte bilden. Die SocGen-Aktie büßt zeitweise 13 Prozent ein. Bei einem Derivate-Portfolio der Deutschen Bank von 52 Billionen Euro kann einem da schon Angst werden. Unter deutlichen Abschlägen leidet auch die Commerzbank-Aktie. Die Baisse im Banken-Sektor hat sich noch nicht ausgetobt. Im Gegenteil, die Risiken steigen derzeit noch.

Es ist einfach kein gutes Zeichen, wenn Gold steigt, zumindest nicht für den Aktien-Markt. So, der DAX ist nun unter den Dreifachboden bei rund 9.300 Punkten gerutscht. DAS IST KEIN GUTES OMEN! Wird eine solche Unterstützungszone unterschritten, deutet das in aller Regel auf eine hartnäckige Marktschwäche hin. Ausnahme: Dieser Rückschlag würde sich in den kommenden Tagen als Bären-Falle herausstellen, also die Kurse würden wieder rasch über 9.300 Zähler steigen. Danach sieht es derzeit allerdings eher nicht aus. Der Markt fühlt sich sichtlich wohl sich immer tiefer ins Börsengebälk zu bohren. Die Stimmung ist desolat.

Wer glaubt, das unternehmerische Debakel um Eon und RWE sei schon ausgestanden, der sieht sich getäuscht. Bei RWE drohen wohl erneut Milliarden-Abschreibungen auf das Kraftwerksgeschäft. Konkurrent Eon hatte ja bereits schon wegen des Strompreisverfalls Wertminderungen vorgenommen. Das Geschäftsmodell der ehemals so stabilen Versorger wankt doch nach wie vor gewaltig.

Allerdings hinterlassen die jüngsten Einschläge bei der Kursentwicklung keine größeren Dellen mehr. Im Gegenteil, die Milliarden-Abschreibungen bei RWE wurden sogar mit einem Kurs-Plus goutiert. Hat sich die Baisse ausgetobt?