Rubrik: Rocket Internet

Es wurde nie Liebe. Und der Name hielt auch nicht das, was er versprach. Die Rocket Internet-Aktie war allenfalls für kürzere Phasen ihres nun (wohl) bald endenden Börsenlebens eine Rakete. Nun soll Rocket Internet durch ein Aktienrückkaufprogramm und einem Abfindungsangebot von 18,75 Euro von der Börse verschwinden. Die Aktie dürfte nicht vermisst werden.

Bei Rocket Internet lesen sich neue Geschäftszahlen sehr gut. Allerdings sind auf den zweiten Blick auch hohe Risikofaktoren im Geschäftsmodell zu erkennen. So werden Exits durch Börsengänge aufgrund der trüben Stimmung an den Kapitalmärkten immer schwieriger. Das könnte den Gewinn rasch wieder nach unten drücken. Die Börse ist jüngst vorsichtig geworden und stufte den Titel zurück. Nun nähert sich der Kurs zwei wichtigen Unterstützungslinien. Wird es da zur Wende kommen?

Rocket Internet hat im ersten Halbjahr 2018 den ersten Konzerngewinn in der Unternehmensgeschichte erzielt. Zudem plant das Beteiligungsunternehmen ein weiteres Aktienrückkaufprogramm. Gehen Rocket Internet die Ideen aus oder warum kauft das Management eigene Aktien zurück? Die Börse reagiert freudig und der langfristige Chart stimmt durchaus zuversichtlich. Wird sich der Kursaufschwung weiter fortsetzen?

Rocket Internet glänzt durch einen Cash-Bestand von 1,7 Milliarden Euro (Ende 2017) bei einem Börsenwert von rund 4,0 Milliarden Euro. Jetzt kamen noch einem 150 Millionen Euro dazu, da Rocket Internet bei seiner Beteiligung HelloFresh Kasse gemacht hat. Das Unternehmen kann es sich deshalb leisten, auch wenn der Cash-flow negativ ist, sein Aktienrückkaufprogramm kürzlich auf 15,47 Millionen Stücke oder maximal 9,37 Prozent des Grundkapitals aufzustocken. Spannend könnte bei Rocket Internet auch ein Discount-Zertifikat sein. Beispiel: HW9NPP. Mit ihm ist eine maximale Rendite 7,4 Prozent möglich.

Der Grund für die Aktienrückkäufe bei Rocket Internet könnte somit sein, dass die Samwers den geprügelten Aktienkurs etwas aufpeppen wollen, um dann gegebenenfalls eigene Anteile zu höheren Preisen am Markt verkaufen zu können. Aktuell halten die Samwers über ihre Investmentfirma Global Founders rund 37 Prozent der Anteile. Ein Bonus-Zertifikat mit Teilschutz könnte eine Alternative zur Aktie sein.

Bei Rocket Internet hoffen Anleger immer wieder auf den ganz großen Börsengang (IPO). Zweifellos hatte der Inkubator in diesem Bereich mit Zalando oder DeliveryHero schon Erfolge. Im Aktienkurs machte sich das aber nur (sehr) kurz bemerkbar. Der nächste Börsengang, der anstehen könnte: HelloFresh. Wird das den Aktienkurs wieder (kurzfristig) nach oben bringen? Ein interessante Alternative: Mit einem gekappten Bonus-Zertifikat sind bis Mitte September rund fünf Prozent Rendite möglich.

Die Ergebnisse von Rocket Internet im ersten Quartal sind nicht berauschend. Das Unternehmen schreibt rote Zahlen. Immerhin sind die Cash-Reserven reichlich. Hier kann noch lange verbrannt werden, bis es brennt. Die Aktie befindet sich derzeit in einem Aufwärtstrend. Nun wartet ein Widerstand. Fundamental bleibt es eher undurchsichtig und somit eher Glaubenssache. Aber es gibt Alternativen zur Aktie.

Der Großaktionär Kinnevik steigt bei Rocket Internet aus. Die schwedische Risikokapital-Beteiligungsgesellschaft verkauft die Hälfte ihrer Anteile – 10,9 Millionen Stück für 210 Millionen Euro. Die restlichen 6,6 Prozent sollen noch bis Ende Mai auf den Markt kommen. Der Frust oder die Unstimmigkeiten scheinen sehr groß zu sein. Kinnevik wirkt wie auf der Flucht. Die Aktie rutscht tief und schnell. Droht nach dem Abpraller am mittelfristigen Abwärtstrend nun sogar ein Fall aus dem Seitwärtstrend?

Kürzlich hat sich die Rocket-Internet-Aktie steil nach oben bewegt. Auslöser war die Bestätigung einer Kauf-Empfehlung durch die Deutsche Bank. Ist damit die zähe Seitwärtsbewegung abgeschlossen und es beginnt ein Aufwärtstrend? Es gibt Gründe weiter skeptisch zu sein, aber auch Hoffnungsschimmer.

Es läuft nicht sonderlich gut bei Rocket Internet, was die Ergebnisse angeht, das ist kein Geheimnis. Im ersten Halbjahr ist ein Verlust von 617 Millionen Euro aufgelaufen. Wie es im dritten Quartal war, wird man am 30. November erfahren. Verständlich wäre es schon, wenn die (Personal-)Aufwendungen runter sollten, um den schwarzen Zahlen näher zu kommen …

Auch die Zeiten für die FinTech Group werden härter. Das zeigt der Blick auf den Chart und nun auch auf die Halbjahresbilanz. Nach der grandiosen Aufwärtsentwicklung der Aktie von Anfang 2014 bis Ende 2015 als sich der Kurs rund verfünffacht hat, ist dieser Trend inzwischen gebrochen und das Papier in eine Seitwärtsbewegung übergegangen. Ungewöhnlich ist das nicht nach solch einem Kursplus. Da muss nun so manches noch konsolidiert werden, wie man so sagt. Zum Halbjahr findet sich nun in den Büchern ein Umsatzplus von 39,6 Prozent. Allerdings ist der Betriebsgewinn (Ebitda) um 9,1 Prozent auf 13,8 Millionen Euro zurückgegangen.

Nun hat Rocket Internet für das erste Geschäftshalbjahr auch noch einen stattlichen Verlust von 617 Millionen Euro gemeldet. Sondereffekte aufgrund von Wertberichtigungen bei der Global Fashion Group (GFG) hätten das Ergebnis belastet. Das Wort „Sondereffekte“ kommt in diesem Zusammenhang etwas seltsam daher, da die GFG Abschreibungen auf den Firmenwert und immaterielle Vermögenswerte vorgenommen hat, was nichts besonders bei einer Beteiligungsgesellschaft sein sollte, sondern Kerngeschäft ist. Sondereffekte soll wohl dem geneigten Anleger suggerieren, dass es sich hier um etwas Außergewöhnliches handele – und es somit in Zukunft keinesfalls mehr vorkomme.