Rubrik: Nullzinsen

Die Aktien von europäischen Banken galten lange Zeit als die Parias der Börse. Unberührbare, die das Depot nur in die Tiefe rissen. Doch diese Zeiten scheinen vorbei. Seit einem knappen Jahr geht es mit den Kursen der Euro-Banken (im Durchschnitt) nach oben. Abgelesen werden kann das am besten am Euro-Stoxx-Banken-Index. Er hat sich von Juli 2016 von 77 auf 140 Punkte verbessert – derzeit konsolidieren die Kurse etwas. Es besteht somit noch Hoffnung, was die europäischen Banken angeht – und es gibt eine interessante Bonus-Chance.

Die Deutschen lieben ihr Sparbuch, obwohl es keine Zinsen bringt und auch noch nie wirklich brachte. Selbst in Hochzinsphasen blieben real kaum noch Erträge übrig, weil dann die Inflation die Rendite wegfraß. Über weite Strecken befand sich der reale Zins im negativen Bereich, wie die Bundesbank aufgezeigt hat. Aber wahrscheinlich lieben die Deutschen ihr Sparbuch gerade deswegen, weil es verlässlich keine Zinsen bringt. Verlässlichkeit scheint in Anlagedingen in Deutschland über alles zu gehen.

Fuck up! Machen wir uns nichts vor. Es steht Spitz auf Knopf in der deutschen Bankenwelt. Seit Tagen gibt Gerüchte über Staatshilfen bei der strauchelnden Deutschen Bank. Den Kurs des Bankhauses rammt es einstweilen in den Börsenboden. Es wird beschwichtigt und dementiert, natürlich. Die Sache soll nicht noch schlimmer werden als sie ohnehin schon ist. Aber je mehr abgewiegelt wird, desto skeptischer werden die Märkte neudeutsch Crowd. Und jeder weiß, wenn es hart auf hart kommt, dann wird der Staat bei der Deutschen in die Bresche springen. Bail out. Bail in. Was auch immer.

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Tom Hillenbrand, Autor und Wirtschaftsjournalist, über das Spekulieren, Insider, Nullzinsen, Welthandel, Zölle, Kaffee aus dem Fass und warum die Börse beziehungsweise die Crowd zwar häufig treffsicher, aber keineswegs intelligent ist.

Freuen wir uns: Wir werden alle tendenziell älter und verbringen den Lebensabend noch dazu in besserer Gesundheit. All das ist nach der aktiven Zeit im Arbeitsleben möglich – allerdings müssen dazu auch die finanziellen Mittel vorhanden sein. Die staatliche Rente ist sicherlich ein guter Grundstock, doch es könnte sich eine Lücke auftun, zwischen dem, was möglich ist und dem, was gewünscht ist. Wer im Alter seinen Lebensstandard halten will, muss privat vorsorgen, denn das Niveau der staatlichen Rente wird von derzeit (2015) 47,5 Prozent – schon das ist nicht üppig – nochmal auf 43 Prozent vor Steuern im Jahr 2030 absinken. Ergo: Ein finanzielles Ruheposter muss her. Aber wie?

Sparbuch, Bausparvertrag und Kapital-Lebensversicherung – sie waren einst die Dreifaltigkeit des deutschen Sparers. Ob große oder kleine Dinge oder der Lebensabend, mit ihnen konnten Träume verwirklicht werden. Doch spätestens seit es keine Zinsen mehr gibt ist der Vorsorge- und Anspar-Traum geplatzt. Sparer müssen kreativer werden, wenn sie aus Geld etwas mehr Geld machen wollen. Aber Geld ist eigentlich nichts mehr wert, zumindest auf den Kapitalmärkten nicht.

Das sind Sätze, die man als Börsianer nicht lesen möchte, schon gar nicht als Aktionär der Münchener Rückversicherung (Munich Re). Das spricht Finanzvorstand Jörg Schneider davon, dass das Ergebnis des ersten Quartals unter den Erwartungen liege. Die ersten drei Monate wären zwar von einer zufallsbedingt unterdurchschnittlichen Belastung durch Großschäden geprägt gewesen, allerdings hätte man hohe Belastungen beim Kapitalanlageergebnis zu verkraften gehabt. Und jetzt die Botschaft, die Tränen in die Augen der Munich-Re-Getreuen treibt: Die Gewinneinbußen im ersten Quartal dämpfen den Optimismus für das Jahresergebnis. Eine Gewinnwarnung bei der Munich Re, dem Hort der Solidität!

Natürlich wird kaum jemand den 500-Euro-Schein wirklich vermissen, aber es geht ein fatales Signal davon aus, diesen nicht mehr zu drucken: Ist das nur der Auftakt dafür, Bargeld ganz abzuschaffen? Sind das schon die Vorbereitungen für Negativzinsen auch für Privatsparer?

Sparkassentag in Düsseldorf. Die Atmosphäre ist erfüllt von einer Melange aus Panik, Hoffnung und Aufbruch. Auch wenn es keiner direkt aussprechen mag, in der Branchen wird in den nächsten Jahren nichts so bleiben wie es ist – und das dürfte eher noch eine Untertreibung sein. Banken und Sparkassen bangen um ihr Geschäftsmodell oder es ist ihnen sogar schon längst abhanden gekommen, aufgerieben zwischen Digitalisierung und Nullzinsen.

Für den DAX sollten die geldpolitischen Beschlüsse der EZB eigentlich reichlich Inspiration sein, wenn da nicht im Hinterkopf auch noch die erwähnte Konjunkturschwäche wäre, die auch die Unternehmensgewinne empfindlich treffen könnte. So sacken die DAX-Kurse nach einer kurzen Draghi-Anfangseuphorie ins Minus. Oder die Märkte sind inzwischen schon so gierig geworden, dass sie nach dieser hohen Dosis schon wieder eine noch höhere Verlangen. Alles Geld-Junkies?

German Angst ist auch Aktien-Angst. 2014 haben sich 500.000 von Aktien oder Aktienfonds getrennt, trotz steigender Kurse, hat das Deutsche Aktieninstitut herausgefunden. Seit 2001 summiert sich die Zahl der Aktien-Aussteiger auf 4,4 Millionen. Übrigbeblieben sind 8,4 Millionen Deutsche oder 13,1 Prozent der Bevölkerung, die derzeit (noch?) am Aktienmarkt engagiert sind. Die Zahl der Aktionäre liegt sogar noch tiefer bei lediglich bei 4,1 Millionen (minus 400.000) oder 6,4 Prozent der Bevölkerung.