Rubrik: K+S

Window-Dressing zum Jahresende: Verlierer-Aktien entwickeln sich an den letzten Handelstagen des Jahres schwächer als der Gesamtmarkt, holen dann aber mit schöner Regelmäßigkeit an den ersten Handelstagen des neuen Jahres wieder auf. Das Silvester-Zertifikat greift diese Systematik nun auf …

Im ersten Halbjahr sind die Umsätze von K+S um 20 Prozent eingebrochen und der Betriebsgewinn (operatives Ebit) hat sich mehr als halbiert. Im zweiten Quartal lief es noch katastrophaler: In diesem Zeitraum hat sich der Betriebsgewinn sogar fast völlig aufgelöst (minus 92 Prozent). Der Ausblick fällt entsprechend mau aus: Für das Geschäftsjahr soll das Ebitda nun zwischen 500 und 600 Millionen Euro (2015: 1,1 Milliarden Euro) und das Ebit zwischen 200 und 300 Millionen Euro (2015: 782 Millionen Euro) betragen. Man hatte sich doch etwas mehr erwartet. Bei machen Anlegern scheint der Gedanke zu reifen: Das wird nichts mehr mit K+S – entsprechend wird auch verkauft und der Aktien-Kurs sinkt deutlich. Ist das schon die (finale) Kapitulation?

Nun hat K+S für einen niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag den chinesischen Herstellers von magnesiumsulfathaltigen Düngemitteln Huludao Magpower Fertilizers übernommen, vielleicht um nicht schon bald selbst wieder Übernahmekandidat zu werden, wobei diese Mini-Übernahme K+S davor nicht bewahren dürfte.

Beteiligungsgesellschaften wie Indus oder Scherzer leiden traditionell unter Bewertungsabschlägen. Rund 20 Prozent vom realen Wert gelten als realistische Größe. Die Gründe sind schnell erzählt: So können potentielle Käufer nie zielgerichtet akquirieren, da zu viel „Ramsch“ aus Branchen dabei sein könnte, den der Übernehmer nicht haben will. Hinzu kommt eine gewisse Schwerfälligkeit solcher Konglomerate. Und auch die Tatsache, dass sich die einzelnen Beteiligungen gegenseitig vielfach nicht befruchten (Stichwort Synergieeffekte), trübt den Wert am Kapitalmarkt. Oft kommt dann auch ein gewisser Transparenzmangel hinzu

War das schon die Wende im DAX? Vorerst zumindest. Könnte gut sein. Nach dem Absturz auf 9.600 Punkte hat sich der DAX dann doch wieder berappelt. Im Bereich von 9.400/9.600 Punkten befindet sich eine kräftige charttechnische Unterstützungszone, die von den Tiefs im August beziehungsweise im September/Oktober gebildet wird. Diese scheint sich nun als stabil erwiesen zu haben, auch wenn sie nur knapp erreicht war.

Der DAX beendet das Jahr 2015 mit einem Plus von 9,6 Prozent bei 10.743,01 Punkten. Deutsche Standard-Aktien hätten sich somit gelohnt, mal wieder. Ganz besonders im Vergleich zu deutschen Staatsanleihen, die aktuell nur eine durchschnittliche Rendite (Umlaufrendite) von 0,45 Prozent bringen, im April waren es sogar nur noch 0,05 Prozent. Aber so glatt lief das Aktien-Jahr dann doch nicht. Sorgen um Griechenland (Grexit) und einem Auseinanderbrechen der Eurozone, die Furcht vor einer harten Landung der Konjunktur (Rezession) in China, Probleme in den Schwellenländern (Emerging Markets) und die künftige Politik der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB) waren wichtige kursbewegende Faktoren. Aber was könnte 2016 auf die Finanzmärkte zukommen? Gerechnet wird bereits mit weiteren Leitzinserhöhungen durch die Fed.

Schon wachsen wieder die Zweifel. Geht es der amerikanischen Wirtschaft wirklich so gut, wie es die Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Janet Yellen, bei ihrer Entscheidung die Leitzinsen in den USA zu erhöhen, suggerieren wollte? Das Verbraucher-Vertrauen ist nicht sonderlich hoch und die Kapazitätsauslastung der Industrie eher niedrig. Immerhin, die Kerninflation bewegt sich wieder auf einen gewollten Niveau von 2 Prozent. Aber die Zahlen einer boomenden Industrie sehen üblicherweise anders aus.

Alles an der Börse, das auch nur entfernt mit Rohstoffen in Verbindung gebracht werden kann, tut sich derzeit sehr schwer bei Investoren attraktiv zu erscheinen. K+S der Produzent von Kalium- und magnesium-Produkten sowie von Salz zählt auch zu diesem Dunstkreis. Wie so oft in der Rohstoffbranche geht es auch bei K+S um Schweinezyklen und Überkapazitäten. Nun will man sich wieder mehr auf das Salz-Geschäft besinnen. Aber ob mehr Salz in der Unternehmenssuppe bei K+S auch den nötigen Pepp in die Aktie bringt?

Keine Krise. Keine Panik. Die Anleger behalten die Nerven an Tag eins nach den Anschlägen in Paris, auch wenn sich die Welt wieder verändert hat, wie damals, als die beiden Flugzeuge in das World Trade Center in New York rasten. Noch ist nicht klar, welche Auswirkungen der Terror in Paris auf die Weltwirtschaft haben wird, aber es wird sie geben, allein wegen der ernüchternden Erkenntnis vom Wochenende, dass 14 Jahre Kampf gegen den Terror die Terroristen nicht stoppen konnte. Sie können scheinbar noch immer und überall Anschläge verrichten. Der Kampf gegen den Terror wird weitergehen (müssen), vermutlich sogar mit einer stärkeren Intensität.

Der DAX hämmert sich nach oben. Gestern hat es einen charttechnischen Hammer gegeben (Kerzencharts), heute wurde dieser bestätigt, so der DAX im Plus bleibt. Es scheint einen neuen Anlauf auf die 200-Tage-Durchschnittslinie zu geben. Zudem will der Markt wohl die Abwärtstrendlinie bei 11.100 Punkten testen. Man wird sehen, ob dieser Test gelingt. Momentan sieht es recht gut aus. Der DAX befindet sich in einem leichten Aufwärtstrend. Was stört, ist allerdings die Kurslücke (Gap) bei 10.500 Punkten, die sicherlich noch geschlossen werden will. Dennoch, der Markt scheint eher nach oben zu wollen.

Getrieben wird der DAX zurzeit weiter von der Hoffnung auf geldpolitische Lockerungen (in der Eurozone, in den USA, in Japan und in China). Die Welt-Konjunktur läuft nicht sonderlich gut. Das haben heute die Auftragseingänge für die deutsche Industrie gezeigt. Sie fielen deutlich schlechter als erwartet aus. Wird Mario Draghi, EZB-Präsident, das Aufkaufprogramm ausweiten? Unwahrscheinlich ist das nicht. Auf noch mehr Geld von der Notenbank hofft man auch in Japan. Schlechte Konjunktur-Daten, so scheint es, sind somit wieder gute Nachrichten für die Börsen. Und an eine US-Leitzinserhöhung glaubt eigentlich niemand mehr so recht.