Rubrik: Japan

Es bleibt dabei: Der deutsche Aktienmarkt wird weiter vom billigen Geld getrieben. EZB-Präsident Mario Draghi hat noch einmal bekräftig die niedrige Inflation und Inflationserwartungen „mit Druck“ zu bekämpfen. Neben dem Aufkaufprogrammen für Pfandbriefe (Covered Bonds) und Kreditverbriefungen (ABS-Papiere) scheint es nur noch eine Frage der Zeit bis auch in größerem Umfang Staatsanleihen mit frisch gedrucktem Geld gekauft werden. Draghi hat bereits das Ziel ausgegeben die Bilanzsumme der EZB um rund 1 Billion Euro auszuweiten. Vermutlich wird er dazu Quantitative Easing (QE) brauchen. In der Tendenz dürfte das den DAX (und auch andere Aktienmärkte in der Eurozone) weiter nach oben treiben. Der Euro gegenüber dem Dollar wird darunter leiden, was auch gewünscht ist, um die Unternehmen der Eurozone wettbewerbsfähiger auf den Weltmärkten zu machen. Also ein zusätzliches Konjunkturprogramm und der Import von Inflation. Die Märkte für Staatsanleihen in der Eurozone sollten auch zulegen, mit der Aussicht, dass die Notenbank womöglich demnächst als Käufer auftritt.

Philipp Vorndran, der für die Deutsche Bank, Julius Bär und Credit Suisse tätig war. Von 1991 bis 1996 managte er den damals größten Derivatefonds weltweit. Seit 2009 ist er als Kapitalmarktstratege operativ für die Vermögensverwaltung Flossbach von Storch, tätig, davor war er längere Zeit deren Aufsichtsrat.

Antworten Sie: quick & clean. Smart wäre auch gut. Also effiziente Antworten, schließlich geht es um Wirtschaft.

Haben wir uns in den vergangenen Jahren umsonst Sorgen gemacht? Nicht, dass man sich eine Krise herbeiwünscht, aber gekommen ist sie auch nicht. Oder?
Die Sorgen sind weiter berechtigt. Echte Besserung gab es kaum. Realwirtschaftlich hat sich nicht viel geändert. Es wurde viel Geld von den Notenbanken in den Kreislauf gepumpt, was zu einem Anstieg der Vermögenspreise geführt hat. Gleichzeitig haben wir keine Marktzinsen mehr, sondern planwirtschaftlich festgelegte Zinsen nahe Null.

Der Dow Jones erreicht neue Rekordstände. War der dortige massenhafte Aufkauf von Anleihen mit frisch gedruckten Geld – Quantitative Easing – somit ein Erfolg?
Die Notenbanken haben den Regierungen durch Quantitative Easing Zeit geschenkt. Das ist eine der Voraussetzung für durchgreifende strukturelle Änderungen. Tatsächlich sind die USA hier weiter als Europa und Japan. Vor allem die Probleme im Finanzsektor wurden in den USA beherzter angegangen und viele Banken geschlossen. Aber auch in den USA sehe ich keinen tragfähigen Aufschwung. 2015 wird ein Jahr des Übergangs. Danach ist denkbar, dass die amerikanische Notenbank wieder ein QE-Programm auflegen muss.

Japan hat vor allem ein Problem. Seine Wirtschaft kommt nicht in Gang. Zwar ist es nicht mehr so schlimm wie noch vor ein paar Jahren, aber so richtig gut ist es auch nicht. Das Wirtschafswachstum soll als Internationalen Währungsfonds in diesem und im nächsten Jahr bei knapp einem Prozent liegen. Wenigsten die Inflationsraten scheinen anzuziehen. Sie könnten nach jahrelanger Deflation oder Fast-Deflation 2,5 beziehungsweise 3,0 Prozent erreichen. Dafür hat Japan gewaltig was getan. Seit dem Amtsantritt von Premier Shinzo Abe Ende 2012 verfolgt die Bank von Japan eine ultralockere Geldpolitik. Flankiert wird diese Strukturreformen und staatliche Konjunkturprogramme für die Infrastruktur. Die Staatsverschuldung ist dadurch (und die vielen Konjunkturprogramme zuvor) bereits auf knapp 250 Prozent des Bruttoinlandprodukts geschnellt. Die Notenpressen der Zentralbank laufen bereits zügig.

All das reicht aber offenbar nicht. Japan muss Wachstumspünktchen immer teurer einkaufen. Ein Grund dafür könnte auch die alternde Bevölkerung sein, die immer weniger konsumiert und die wesentlichen Anschaffungen im Leben bereits getätigt hat. Nun sollen die Notenpressen noch schneller laufen. Die monetäre Basis soll verbreitet werden, wie es heißt.

Der DAX feiert den japanischen Druckpressetag. Dort hat sich die Bank von Japan entschlossen, angesichts der nach wie vor lahmenden Wirtschaft, noch etwas mehr Geld in den Kreislauf zu pumpen. Nun sollen es 80 Billionen Yen oder umgerechnet 570 Milliarden Euro pro Jahr sein. Bislang hatte man von 60 bis 70 Billionen Yen pro Jahr angepeilt.

Der Dow Jones erreicht ein neues Rekordhoch.

Der Euro möchte derzeit nach unten. Argumente scheinen sich dafür irgendwie immer zu finden. Mal fällt er weil die US-Konjunktur gut läuft, dann wieder, weil die US-Wirtschaft schwächelt. Heute waren es die rückläufigen US-Konsumausgaben, die ihn in den Keller schickten. Eigentlich wäre das ein Anlass für einen Anstieg gewesen. Doch hier sieht man vermutlich die schwindenden Inflationsgefahren. Generell ist der Dollar nach dem Ausstieg der amerikanischen Notenbank aus Quantitative Easing, also der tendenziellen Straffung der US-Geldpolitik, für Investoren wohl attraktiver. Zusätzlich profitiert der Dollar grundsätzlich auch von der großen japanischen Gelddruckaktion. Vermutlich belastet den Euro auch die Spekulation auf ein umfangreiches Anleihekaufprogramm durch die EZB.

Der DAX schiebt sich nach oben. Erstmals seit Tagen ist kein Abwärtsdrang zu spüren. Die Lage entspannt sich somit etwas, auch wenn von einer Trendwende noch keine Rede sein kann. Dennoch die negativen Prognosen häufen sich, was ein Zeichen dafür sein könnte, dass viele bereits verkauft haben.
Die EON-Aktie steigt zum Beispiel nach einem Gewinneinbruch. In den Kursen war dieser allerdings schon enthalten.
Interesssant ist auch die Bewegung im Nikkei. Der japanische Index steigt an, wenn auch nur leicht, obwohl sich die Wirtschaftstätigkeit im zweiten Quartal um 1,7 Prozent (Prognose: -1,8 Prozent) abgeschwächt hat. Zurückzuführen ist das vor allem auf die Mehrwertsteuererhöhung am 1. April von 5 auf 8 Prozent. Dadurch wurden viele Ausgaben auf das ersten Quartal vorgezogen. Im ersten Quartal legte die Wirtschaft um 1,5 Prozent zu. Im zweiten Quartal ging nun der private Konsum um 5 Prozent zurück. Der Einbruch dürfte nur vorübergehend sein, aber dennoch sind die Zweifel am Erfolg der sogenannten Abenomics (ultralockere Geldpolitik) gewachsen. Der Anstieg im Nikkei ist vermutlich auch auf Spekulationen zurückzuführen, dass die Bank of Japan ihre Anleihekäufe noch ausweiten könnte.

Der DAX fällt endgültig ins Sommerloch, geschupst von zahlreichen miesen Quartalsergebnissen, insbesondere denen von Adidas und Lufthansa. Hinzu kommen die politischen Stressfaktoren Russland und Gaza. Recht Gutes gibt es vom Arbeitsmarkt zu berichten. „Die Arbeitslosigkeit ist allein aus jahreszeitlichen Gründen angestiegen. Der Arbeitsmarkt steht insgesamt stabil da“, sagte der Arbeitsagentur-Chef Frank Weise. In der Eurozone insgesamt sinkt die Arbeitslosigkeit, was grundsätzlich ein positives Signal ist.
Argentinien ist pleite. Mal wieder. Der letzte Staatsbankrott war 2002 und die jetzige Zahlungsunfähigkeit hängt damit eng zusammen. Es ist wohl eine der kuriosesten Staatspleiten. Argentinien will seine Schulden bei einigen Hedgefonds nicht zu 100 Prozent tilgen. Diese beharren aber darauf, obwohl sich Agrentinien mit seinen Gläubigern von 2002 auf einen Schuldenschnitt von 70 Prozent geeinigt hat. Eine Geschichte von Misswirtschaft, Autarkie, Nötigung, Moral und Renditestreben.
Erholung beim Euro, nach dem kräftigen Rückschlag gestern.
Russlands Börse hält sich wacker, trotz der Sanktionen.

Der DAX dreht nach anfänglichen Verlusten ins Plus. Inspirierend für die Börsianer ist vor allem der gute deutsche Einkaufsmanagerindex. „Der Anstieg des deutschen Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe ist eine echte Überraschung. Damit bleibt Deutschland der Fels in der Brandung“, meint Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe. Positiv auch: In Spanien fällt die Arbeitslosigkeit weiter. Die Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe fallen auf 284.000. Erwartet wurden 310.000 nach 302.000 in der Vorwoche. Die US-Wirtschaft läuft somit gut, sehr gut. BASF legt gute Ergebnisse vor und bestätigt seine Jahresprognose. Der Börse reicht das nicht, sie schickt die Aktie in den Keller – minus 1,9 Prozent. Besonders übel wird genommen, dass es kein neues Aktienrückkaufprogramm geben soll. Die Aktie der Deutschen Bank schafft den Sprung über den Abwärtstrend – eine nachhaltige Wende ist das allerdings noch nicht.

Zu China schreibt Gitzel: „Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe legt im Juli von 50.7 auf 52 Punkte zu. Der Anstieg des Konjunkturbarometers ist über die vergangenen Monate betrachtet durchaus beachtenswert. Die Massnahmen zur Stützung der Konjunktur der chinesischen Regierung zeigen also ihren Erfolg. Damit dürften die Wachstumsraten des Landes in den kommenden Quartalen sogar leicht zulegen. Der aktuelle moderate Aufschwung sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die chinesische Volkswirtschaft mit strukturellen Problemen kämpft. Die weitere Öffnung des Landes muss vorangetrieben werden.“

Japan überrascht mit dem zweiten Rückgang der Exporte in Folge. Zum Vorjahresmonat beträgt das Minus 2 Prozent. Experten hatten ein Plus von einem Prozent erwartet.

Facebook kann seinen Umsatz im Jahresvergleich im zweiten Quartal um 61 Prozent steigern, vor allem über Werbung auf mobilen Endgeräten. Hier war dem Unternehmen immer eine Schwäche nachgesagt worden. Wie es scheint, ist diese überwunden.

Gold …

Die Worte der Präsidentin der amerikanischen Notenbank (Fed), Janet Yellen, haben dem Nikkei-Index der Tokioter Börse sehr gutgetan. Ohnehin ist…

Japan erwirtschaftet 2014 voraussichtlich ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 532.485,8 Billionen Yen (3,9 Billionen Euro). Das Wirtschaftswachstum soll 1,4 Prozent betragen.…

Der DAX rechnet weiter mit einer Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) auf der nächsten Sitzung am 5. Juni. Das ist ihm ein neues Rekordhoch wert. EZB-Chef Mario Draghi hatte dies bereits auf der vergangenen Sitzung „angekündigt“. Verschiedenen EZB-Ratsmitglieder äußern sich nun auch in Richtung Lockerung, etwa Ewald Nowotny aus Österreich oder Vitor Constancio aus Portugal. Der Euro tun derartige Spekulationen gar nicht gut. Er fällt, sogar unter die Marke von 1,37 Dollar. Herrn Draghi dürfte dies freuen, bereitet ihm doch ein starker Euro „ernsthafte“ Sorgen, wie übrigens auch eine zu niedrige Inflation, die über zu lange Zeit anhält. ESM-Chef Klaus Regling zur Krise in der Eurozone: „Die Erfolge der Rettungsschirme sind da. Wichtig ist allerdings, dass die Reformen in den Programm-Länder weitergehen.“ Erfreuliches gibt es aus der deutschen Wirtschaft: Sie wächst so kräftig wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr. Im ersten Quartal legt sie im Jahresvergleich 2,5 Prozent zu. Im Quartalsvergleich beträgt das Plus 0,8 Prozent. Stark gewachsen ist auch die japanische Wirtschaft im ersten Quartal mit 5,9 Prozent. Experten hatten 4,2 Prozent erwartet. Der Nikkei fällt dennoch, weil der Yen aufgrund des deutlichen Plus‘ leicht zulegte. Die Situation an der Tokioter Börse bleibt fragil. Bald stehen Steuererhöhungen an.