Rubrik: Grexit

Die Verhandlungsrhetorik ist bekannt: die Vorschläge seinen inakzeptabel, es stehe 50 zu 50, ohne Reformen kein Geld … Der DAX schafft dennoch ein kleines Plus. Doch was hat dieses schon für eine Aussagekraft, wenn demnächst alles ganz anders kommen könnte. Die Märkte sehnen sich nach einer Entscheidung. Charttechnisch gelingt dem DAX in dieser Situation nicht der Sprung über die Abwärtstrendlinie. Wer will es ihm verdenken.

Die Verhandlungen zwischen der Eurogruppe und Griechenland sind mal wieder gescheitert, man hat sich auf das Wochenende vertagt.

Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble ist der Meinung, dass es eher rückwärts als vorwärts gehe in den Gesprächen.

Kanzlerin Angela Merkel wird zur letzten Hoffnung Griechenlands [oh!]. Sie will weiter verhandeln.

Der Euro macht in dieser Situation besser nichts.

Der DAX zieht sich auf die Nulllinie zurück.

Wird der Düngemittelproduzent K+S vom kanadischen Konkurrenten Potash übernommen? Angeblich liegt ein (freundliches) Angebot vor. Es entstünde der weltgrößte Kaliförderer.

Griechenland hat uns sediert. Es ist soweit. Nichts passt mehr rein. Alles wurde gesagt, besprochen, ausgetauscht. Papers verteilt, immer in letzter Minute. Dann ein Ultimatium. Neue Forderungen. Und das Ganze von vorne. Nachrichten-Talibanismus. Ein ökonomisch so kleines Land, aber seit gefühlt sechs Jahren bestimmt es die Wirtschaftsmeldungen, auch das ist eine Leistung. Fast möchte man schreien: BITTE! WIR KÖNNEN NICHT MEHR. MACHT IRGENDWAS, ABER MACHT.

Der DAX wirkt bei alle dem recht ratlos. Dreht sich um, zuckt mit den Schultern, so als wolle er sagen: was? Der Euro weiß sich auch keinen Rat. Immerhin keine Kursrückgänge. Im Gegenteil im DAX geht es mit den Kursen recht deutlich aufwärts. Vielleicht warten die Märkte nur auf eine Entscheidung, um nach oben durchzustarten. Eine Erleichterungshausse.

Rocket Internet kann sich nach der gestrigen Hauptversammlung ein wenig verbessern. Die Aktie befindet sich im Abwärtstrend.

Medigene scheint ernsthaft an höheren Kursen interessiert zu sein.

Spannend könnte es bei Logwin werden. Gestern sah es schon fast nach einem Ausbruch nach oben aus.

Südzucker bleibt motiviert, was den Aufwärtstrend angeht.

Für den DAX scheint es abgemacht, man wird sich schon einig werden wegen der griechischen Schulden, irgendwie, wie halt immer, und wenn nicht, auch egal, Griechenland ist wirtschaftlich nicht so groß, als dass es ernsthaft Schaden anrichten könnte, auch wenn gerne anderes erzählt wird. Der DAX gewinnt gut ein Prozent und gleichzeitig feiert man schon in Griechenland, wo der FTSE Greece Index sich heute um 5 Prozent verbessert, nachdem es gestern schon gut 11 Prozent waren.

Es ist ja immer so eine Sache mit dem Vorfeiern. Soll man nicht. Wer weiß schon, ob man das Ereignis noch erlebt. Die Börse feiert heute auch schon mal vor. Sie begrüßt eine noch nicht ausgehandelt Einigung auf dem Sondergipfel heute Abende zwischen Griechenland und der Eurozone (was schon irgendwie klingt, als sei Griechenland gar nicht mehr dabei) mit einem Kursanstieg von zeitweise fast 4 Prozent. Heureka, möchte man das fast rufen!

Huch! Haben die Märkte Griechenland schon abgehakt? Der DAX steigt, dabei ist längst nicht klar, wie das Griechenland-Drama wohl ausgehen mag. Griechenland ist pleite, daran gibt es keinen Zweifel. Die Griechen räumen ihre Konten – und die Lände, in die das Geld überwiesen wird bezahlen über den Umweg Europäische Zentralbank (EZB – Eurosystem) dafür. Nebenbei: Da stellt sich schon die Frage, wieso die Griechen Kapitalverkehrskontrollen einführen sollten? Das macht für mich so lange keinen Sinn, wie die EZB die sogenannte Emergency Liquidity Assistance (ELA) den griechischen Geschäftsbanken, damit diese ihre Auslandsüberweisungen abwickeln können, zur Verfügung stellt. Heute hat die EZB beschlossen ELA ein weiteres Mal aufzustocken.

In den USA gab es recht gute Konjunkturdaten, was dafür spricht, dass sich die Wirtschaftsentwicklung festigt. Gestern hatte die Chefin der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed), Janet Yellen, die Leitzinsen unverändert gelassen. Sie nörgelt ein wenig an der Preisentwicklung und am Arbeitsmarkt herum. Die Preise (Inflation) würden noch nicht so stark steigen wie gewünscht und am Arbeitsmarkt laufe es zwar recht gut, aber man wolle das weiter beobachten. Zudem sei ein Zinsschritt, so er denn komme, nicht so besonders, da man vermutlich nur ein wenig die Leitzinsen anheben werde.

Und ewig grüßt Griechenland. Es ist eine schlimme Endlosschleife. Der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann ist nach Athen gereist und will dort noch einmal sein Bestes geben. Hoffentlich ist sein Bestes nicht (viel) Geld. In Berlin ist man mal wieder skeptisch. In Griechenland ist es vermutlich wie immer, man mag Geld, aber keine Reformen (Veränderungen). Alle gemeinsam sind genervt von dem Hickhack und doch irgendwie vereint in der Hoffnung doch noch ein Lösung zu finden, welche auch immer.

Der DAX legt bei alle dem eine großartige Erholung hin. Nach einem Start im Minus schafft der Index die Wende und schließt noch im Plus. Ein One-Day-Reversal. Ist das schon die Wende? Für den ganz großen Jubel ist es sicherlich zu Früh. Wie schnell die Stimmung umschlagen kann – in die eine und in die andere Richtung – hat sich in den vergangenen Tagen/Wochen immer wieder gezeigt.