Rubrik: Grexit

Der DAX gibt, heruntergezogen von den Banken- und Finanztiteln, rund 1,5 Prozent nach. Panik oder Krisenstimmung ist allerdings nicht zu spüren, es wird pflichtgemäß nach unten korrigiert, wegen der neuerlichen Unsicherheit, die es nun in der Griechenland-Frage wieder gibt. Charttechnisch wurden nun noch einmal die Juni-Tiefs getestet. Bislang habe sie gehalten. Derzeit scheint es so, als sei der Markt damit zufrieden. Je länger sich die Griechenland-Verhandlungen hinziehen, desto größer dürfte der Griechenland-Malus werden.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat inzwischen nochmal nachgerechnet: Bis 2018 werden für Griechenland rund 50 Milliarden Euro Schulden fällig. So viel Geld braucht man somit allein zum tilgen, zusätzlich zu dem, was sonst noch so bezahlt werden muss. Wir haben es schon lange geahnt: Griechenland wird seine Schulden nicht mehr zurückzahlen können – nie mehr. Der IWF fordert deshalb nun einen Schuldenschnitt und 20 Jahre Ruhe, in denen Griechenland keine Schulden mehr zurückzahlen muss.

Der DAX ist jedoch sehr guter Dinge und klettert um fast 2,5 Prozent. Ist Hoffnung oder ist von ihm eine Last abgefallen? Wer weiß das letztlich. Aber man hat bereits die vergangenen Tage gespürt, dass er eigentlich nur widerwillig gefallen ist. Chattechnisch sieht es weiter nach einer Bodenbildung im Bereich von 11.000 Punkten aus, allerdings ist der Abwärtstrend noch intakt. Vor einem nachhaltigen Anstieg, müsste dieser erst überwunden werden.

Der DAX reagiert durchaus zufrieden auf das „Einlenken“ Griechenlands und erklimmt zwischenzeitlich die Gewinnzone, fällt dann aber wieder zurück. Ähnlich beim Euro, der sich aber generell sehr gut hält. Es bleibt ein Abwarten. Charttechnisch hat der DAX derzeit etwas Schlagseite nach unten, auch wenn kein echter Verkaufsdruck aufkommt, was nun gut oder schlecht sein kann. Gut, weil anscheinend kein Grund gesehen wird, sich von seinen Beständen zu trennen und schlecht, weil ein finaler Sell off mit hohen Umsätzen noch ausstehen könnte.

Griechenland hat wieder einmal das Zeug in die Wirtschaftsgeschichtsbücher einzugehen. Hat schon jemals ein Land seine Schulden beim Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht beglichen? Mir ist kein Fall bekannt, aber nun hat der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis wohl verkündet, dass er die anstehende Rate nicht begleichen möchte.

Geht! Bitte! Merkt ihr? Wir flehen schon fast. Wir wollen Ruhe! Macht alles dicht! Grenzen, Konten, Häfen, Geldautomaten und was es sonst noch so alles gibt. Die Schulden müsst ihr auch nicht mehr zurückzahlen, könnt ihr ohnehin nicht. Geschenkt. Ein Europa ohne diese Kinderkacke ist uns dies wert.

Es gibt ja auch gute Nachrichten an solch einem Tag, Gold zum Beispiel. Es bewegt sich kaum, was in Sachen Krise doch sehr offen lässt, denn wenn der Gold-Preis ernsthaft steigen würde, müsst man sich wohl tatsächlich Sorgen machen. So aber, klar, die Kurse im DAX fallen deutlich, müssen sie quasi, aber so recht weiß man doch nicht warum. Es geschieht so ein wenig widerwillig.

Die Banken in Griechenland bleiben is zum 6. Juli geschlossen. Bis dahin dürfen täglich lediglich 60 Euro abgehoben werden. Man nennt das Kapitalverkehrskontrollen um einen exzessiven Abfluss von Geldern ins Ausland und massenhafte Abhebungen von Bargeld zu verhindern. Offenbar sieht sich dazu die griechische Regierung genötigt. Dabei hatte Premier Alexis Tsipras verkündet, dass die Spareinlagen sicher seien (so wie damals Angela Merkel und Peer Steinbrück auf dem Höhepunkt der Finanzkrise). Allein die Griechen glauben ihm wohl nicht so recht.

Die Verhandlungen zwischen Griechenland und der Eurogruppe laufen. Wird es noch eine Einigung geben? Die Griechen haben mal wieder alles abgelehnt und wollen nun ein Referendum über Reformen am 5. Juli abhalten. Die Eurogruppe reagiert darauf äußerst gereizt. Der deutsche Finanzminister Wolfang Schäuble sieht sogar keine Grundlage mehr für weitere Gespräche.