Rubrik: Grexit

Der DAX strebt wieder ein Stückchen nach oben. Der Aufwärtsdrang bleibt somit vorhanden. Charttechnisch bewegt sich der DAX allerdings nach wie vor unter der flachen Abwärtstrendlinie. Sie wäre erst bei rund 11.650 Punkten überschritten. Der DAX bewegt sich in eine Dreieck hinein. Ausbruch nach oben oder unten? Gefühlt eher nach oben, aber man wird sehen.

Auch solche Tage braucht es an der Börse. Es ist wenig bis gar nichts los. Na ja, natürlich gibt es Griechenland. Doch das Aufregungspotenzial dieses Themas ist doch arg gesunken. Das griechische Parlament hat weitere Reformen durchgewunken – man braucht halt Geld und da möchte man schon ein bisschen guten Willen demonstrieren. Der Euro dankt es mit einem Anstieg bis auf 1,10 Dollar, was natürlich dem DAX gar nicht gefällt. Er verharrt im Prinzip auf Vortagesniveau. Vielleicht hat er sich doch entschlossen, noch die Löcher (Gaps) zu stopfen, die auf dem Weg nach oben entstanden sind. Auf jeden Fall wirkt es etwas unausgegoren. Nach oben fehlt der Elan, nach unten will man auch nicht.

Charttechnisch befindet sich der DAX nun wieder in einem Aufwärtstrend. Der Abwärtstrend, der sich im März/April herausbildete, hat keinen Bestand mehr. Bei knapp unter 12.000 Punkten stößt der DAX auf die alte mittelfristige Aufwärtstrendlinie, die nun eine Widerstandslinie ist. Es bleiben auch noch zwei Kurslücken (Gaps) bei rund 11.000 und 11.400 Punkten, die noch zu schließen sind.

Der DAX entwickelt sich verhalten. Nach dem steilen Anstieg der vergangenen Tage ist das aber auch nicht weiter verwunderlich. Es waren sieben weiße Kerzen in Folge. Allein das ist erstaunlich und spricht für einen gewissen grundsätzlichen Drang nach oben. Aber klar, Griechenland und China sind noch nicht vom Tisch. Insbesondere die konjunkturelle Entwicklung in der Volksrepublik sollte man sorgsam verfolgen.

Heute war Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt. EZB-Präsident. Mario Draghi, hat natürlich auch über Griechenland gesprochen. Die Hilfskredite (ELA) für die griechischen Banken wurden um 900 Millionen Euro erhöht. Die EZB sei nicht dafür zuständig zu entscheiden, welches Land in die Eurozone gehöre oder nicht. Deshalb habe man auch sehr umfänglich ELA-Kredite gewährt, heißt es von Draghi. Der Vorwurf einer Liquiditätsverknappung sei angesichts von 90 Milliarden Euro ELA-Kredite doch sehr abenteuerlich. Aber ELA-Kredite dürften auch nicht an Pleite-Banken vergeben werden, so sei eben mal die Satzung.

Der DAX plätscherte heute so dahin. Immerhin ein Plus. Man wartet im Prinzip mal wieder darauf, was Griechenland macht. Heute steht die Entscheidung über das Reformpaket im Parlament an. Premier Alexis Tsipras soll seinen Genossen schon mit Rücktritt gedroht haben, wenn sie nochmals mit Oxi (Nein) stimmen. Aufgrund des drohenden Grexits und weil Staat und Banken ziemlich klamm sind, hat sich Tsipras innerhalb kürzester Zeit zum Realpolitiker gewandelt, zumindest scheint es so. Tsipras ist nun klar: Ohne Reformen (zumindest ohne eine ernsthafte Ankündigung und einen Parlamentsbeschluss) wird es kein neues Geld aus Europa geben.

Grundsätzlich Gutes ist auch von der Wall Street zu vernehmen. Dort wurden die Protokolle der vergangenen Sitzung der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) veröffentlich. Und siehe da: Die Räte sind sich uneinig über den Zeitpunkt einer möglichen Leitzinserhöhung. September? Dezember? 2016? Man möchte halt nichts kaputtmachen, was man mühsam ein wenig aufgepäppelt hat.

Das kann doch alles nicht wahr sein. „Wir haben noch nie konkrete Vorschläge gehört“, wütet der belgischer Liberale Guy Vorhofstadt im europäischen Parlament den griechischen Premier Alexis Tsipras an. „Ich bin wütend!“

Der DAX macht heute wieder etwas Boden gut, notiert aber nach wie vor unter der ehemaligen Unterstützungslinie, die nun eine Widerstandslinie ist, von 10.800 Punkten. Der Abwärtstrend ist weiter intakt, entsprechend vorsichtig sollte auf der Long-Seite agiert werden. Noch ist auch keine untere Wendeformation erkennbar. Fraglich ist, ob das gestern bereits schon ein Ausverkauf (Sell off) war. Die Situation bleibt angespannt.

Nach dem Oxi werden die Verhandlungen zwischen Eurogruppe und Griechenland noch schwerer. Wer zuerst zuckt, hat verloren. Vermutlich wird sich…