Rubrik: Glyphosat

Im freien Fall befindet sich zum Wochenstart die Bayer-Aktie (BAY001). Der Grund: Am späten Sonntag veröffentlichte der Bayer-Konzern eine Nachricht, wonach eine klinische Studie mit dem Hoffnungsträger Asundexian wegen mangelnder Wirksamkeit abgebrochen wurde. Und schon bricht die ohnehin gebeutelte Bayer-Aktie in der Spitze um mehr als 20 Prozent ein.

Die 2018 abgeschlossene Monsanto-Übernahme kostete Bayer satte 66 Milliarden US-Dollar. Sie war der Anfang einer rasanten Aktien-Talfahrt, da Monsanto in seinem Unkrautvernichter Roundup den möglicherweise krebserregenden Wirkstoff Glyphosat verwendet. Dies sorgte für milliardenschwere Klagen, die noch immer nicht abgeschlossen sind. Trotzdem steigt die Bayer-Aktie (BAY001) seit geraumer Zeit. Dafür gibt es handfeste Gründe.

Schlechte Nachrichten für Bayer aus den USA. Es gibt Verzögerungen beim geplanten Glyphosat-Vergleich. Eine US-Richter will quasi sicherstellen, dass Menschen, die den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup nutzen, auch entschädigt werden. Er äußerte sich zudem skeptisch zum vorgesehenen medizinischen Überwachungsprogramm. Somit schaut es so aus, dass Bayer den milliardenschweren Vergleich erneut nachbessern muss. Die Übernahme der nordamerikanischen Monsanto erweist sich somit immer mehr zum Milliardengrab. Die Aktie (BAY001) bleibt daher uninteressant, ein Reverse Bonus-Zertifikat (GH574S) gefällt uns hingegen gut.

Bayer macht – so heißt es – Fortschritte den Rechtsstreit um eine möglicherweise krebsauslösende Wirkung des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup mit einem Elf-Milliarden-Dollar-Vergleich zu beenden. Ist das nun ein Grund zur Freude oder zur Trauer der Bayer-Aktionäre? Irgendwie beides. So richtig gute Laune haben die Anteilseigner von Bayer schon lange nicht mehr. Das hat einen Grund.

Der Bayer-Aufsichtsrat verlängerte vor wenigen Tagen den Vertrag mit Vorstandschef Werner Baumann, der eigentlich zur Hauptversammlung 2021 ausgelaufen wäre. Nun darf der Glyphosat-Käufer tatsächlich bis 2024 die Scherben zusammenkehren, die er selber mit dem milliardenschweren Fehleinkauf verursacht hat. Immerhin hat Bayer einen neuen Kompromiss mit US-Klägern ausgehandelt. Details werden nun dem zuständigen US-Gericht zur Genehmigung vorgelegt. Allerdings war genau dort der vorherige Kompromissvorschlag abgelehnt worden. Daher gibt es weiterhin Unsicherheiten. Dies mag die Börse nicht und erklärt die zuletzt schwache Performance der Aktie (BAY001).

Bayer hat im Streit um die Gesundheitsrisiken der Verhütungsspirale Essure eine Vereinbarung mit Klägeranwälten getroffen. Bayer wird rund 1,6 Milliarden US-Dollar bezahlen. Leider ist dies bei dem größeren Problem, dem Glyphosat-Streit, noch nicht der Fall. Diese Streitigkeiten werden den Aktienkurs (BAY001) noch eine Weile belasten, obwohl auch hier inzwischen Fortschritte in den Verhandlungen mit den Anwälten erzielt wurden.

Der Bayer-Konzern legt für das Geschäftsjahr 2019 ansehnliche Zahlen vor und zahlt eine ordentliche Dividende. In den vergangenen Monaten ist die Aktie deswegen auch bereits kräftig gestiegen. Doch das Papier belasten weiter Risiken, allen voran Glyphosat. Ist der Unkrautvernichter krebserregend? Bei Gerichten in den USA liegen deswegen zahlreiche Klagen und Bayer drohen Milliardenforderungen. Zudem stellt sich die Frage, ob Glyphosat (teuer mit Monsanto eingekauft) überhaupt eine Zukunft hat.

Bayer erhält Unterstützung von der US-Umweltbehörde EPA. Sie stuft Glyphosat als nicht krebserregend ein. Könnte das die Aktie weiter nach oben treiben? Dennoch sind Schadensersatzforderungen in Milliardenhöhe längst noch nicht vom Tisch. Aber vielleicht hat sich ja die Börse bereits genügend ausgetobt? Und dann gibt es da bei der Bayer-Aktie noch einen besonderen Reiz.

Bei der Bayer-Aktie kam es nach einer charttechnischen Bodenbildung nun zu einem Pullback zur Ausbruchslinie. Getrieben werden könnte das Papier von der Hoffnung auf einen außergerichtlichen Vergleich mit den Glyphosat-Klägern schon im kommenden Jahr. Käme es tatsächlich dazu, wäre Bayer von einer großen Last befreit. Die Börse scheint Witterung aufgenommen zu haben. Wird die Bayer-Aktie nun wieder ansteigen?

Bayer verkleinert seinen Vorstand von sieben auf fünf Mitglieder. Dies spart tatsächlich etwas Geld, dürfte aber eher ein psychologischer Aspekt für die aktuellen Kursgewinne gewesen sein. Viel wichtiger bleibt der Ausgang der Glyphosat-Klagewelle in den USA, die zuletzt etwas bessere Nachrichten lieferte. Genau hier liegt der Hauptgrund für die jüngsten Kursgewinne, das Thema bleibt aber auch der größte Risikofaktor, weshalb ein eher defensives Bonus-Zertifikat eine Alternative zur Aktie (BAY001) sein kann.

Bei der Bayer-Aktie gibt es charttechnische Hoffnungschimmer. Sowohl im Tages- als auch im Monatschart deutet sich eine Bodenbildung an. Scheinbar sind die vorgenommenen Risikoabschläge der Börse zunächst genug. Das gilt aber nur, wenn es zu dem „erträumten“ Vergleich vor Gericht wegen der anhängigen Glyphosat-Klagen kommt. Die spannende Bayer-Pharma-Sparte tritt da (fast) in den Hintergrund.

Bei Bayer geht es wieder einmal massiv nach unten, nachdem ein US-Gericht eine Entscheidung im Glyphosat-Prozess getroffen hat, die milliardenschwere Schadenersatzforderungen auslösen kann. Die Aktie (BAY001) bricht daher um mehr als zehn Prozent ein, hat aber noch kein neues Tief markiert. Wir beschreiben ein Argument, warum es kurzfristig nicht noch weiter nach unten geht, stellen aber auch Zertifikate (CU0REE, GM9CZW) vor, die Anlegern trotz der Schwäche Freude machen können, wenngleich auch dort natürlich Risiken vorhanden sind.