Rubrik: ECB

Der Hausjurist des Europäische Gerichtshof (EuGH), der Spanier Pedro Cruz Villalón, hat den Weg für umfangreiche Staatsanleihenkäufe – Quantitative Easing – QE – wohl freigemacht. Alles müsse nur „verhältnismäßig“ sein und dürfe nicht zu einer direkten Staatsfinanzierung führen. Aber was heißt das schon, verhältnismäßig, ein sehr dehnbarer Begriff. Jens kommt in das Büro von Mario.

Mario: Jens, du siehst aber schlecht aus.

Jens: Warum grinst du so, wenn du das sagst.

Auf und nieder immer wieder, so lassen sich recht treffend die DAX-Bewegungen in den vergangenen Handelstagen beschreiben. Auffällig bleibt: Erst mit der Eröffnung der Wall Street kristallisiert sich so etwas wie ein Trend heraus. Vorher wird eher lustlos vor sich hingehandelt. Wall Street könnte ja rauf – oder runter oder … Heute also abwärts und der DAX kratz wieder an der Dreiecksformation, aus der er gestern ausgebrochen ist.

So viel griechischer Wein muss gar nicht mehr sein, dieser Tage, um über die griechische Wirtschaftstragödie zu kommen. Der Grexit ist vertagt, was bleibt sind die Neuwahlen am 25. Januar. Dann wird wohl der nächste griechische Premierminister Alexis Tsipras heißen. Er kommt von der Linkspartei Syzria und war der Auslöser für die Unruhe zuvor, bei der sich sogar die deutsche Bundesregierung genötigt sah, darüber zu orakeln, ob ein Ausstieg Griechenlands aus dem Euro wirklich so schlimme Folgen hätte, wie noch vor ein paar Jahren behauptet. Damals hieß es ja, wer den Euro gefähre, der gefähre Europa, als die ganz große Nummer.

Ups! Die Preise fallen in der Eurozone. Im Dezember um 0,2 Prozent (siehe Grafik unten). Das ist nicht viel, aber immerhin. Sind rückläufige Preise eigentlich schlimm? Es klingt manchmal so. Als Verbraucher werden Sie sagen, prima, wenn die Preise fallen, dann bekomme ich mehr für mein (verdientes) Geld, zumal wenn es Lohn- und Gehaltssteigerungen gibt. Die Kaufkraft steigt – und das ist zunächst einmal gut so. Damit nimmt gewissermaßen auch der Wohlstand zu, weil man sich mehr leisten kann. Mehr Kleid, mehr Anzug, mehr Kühlschrank, mehr … Die Japan leben schon seit Jahren mit wenig Inflation oder sogar rückläufigen Preisen. Dabei wirkt es keineswegs so, als wäre das Land in einer Krise, die Infrastruktur ist exzellent, es gibt wenig Arbeitslose und keine Armut.

Gläsern und schroff erheben sich die beiden Türme im Osten der Stadt 185 Meter in die Höhe; dort wo dereinst Obst und Gemüse verkauft wurden, wird heute Geld gehandelt. Es ist die letzte Sitzung in diesem Jahr und die erste in den Türmen. Grandiose Aussicht vom Sitzungssaal.

Handelnde Personen
Jens: Deutscher und Notenbanker mit Hang zur Sparsamkeit
Mario: Italiener und Notenbanker mit Hang zur Lockerheit (Dolce Denaro)

Jens: Kennst du eigentlich Carlo Pietro Giovanni Guglielmo Tebaldo Ponzi?

Mario: Wen?

Jens: Ponzi. Ein Landsmann von dir.

Mario: Einer von uns?

Jens: Du meinst, ein Notenbanker?

Mario: Ja.

Jens: Ja … ähm … nein. Nein!

Gestern war die Enttäuschung über die Europäische Zentralbank (EZB) und deren Präsident Mario Draghi groß. Die Börsianer hatten sich mehr erwartet, vielleicht sogar die Ankündigung eines QE-Programms. Doch Draghi blieb vage. Er wolle erst sehen, wie sich die Wirtschaft entwickle … Der DAX reagiert verschnupft. Heute jedoch geht es wieder deutlich nach oben, sogar bis über die magische Marke von 10.000 Punkten. Vor allem die guten US-Arbeitsmarktdaten und die Zahlen zu den deutschen Auftragseingängen im Oktober machen Laune. Die Orders stiegen um 2,5 Prozent. Experten hatten lediglich ein Plus von 0,5 Prozent erwartet. Das lässt für den weiteren Konjunkturverlauf hoffen. Und auch die Bundesbank sieht die deutsche Wirtschaft in weiterhin „guter Verfassung“. Es bestehte die begründete Hoffnung, „dass sich die aktuelle Schwächephase als vorübergehend erweist“, sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann zur neuen Halbjahresprognose.

Der Euro hat sich zunächst wieder etwas stabilisiert. Hier macht sich das Zögern Draghis bemerkbar. Später drückten die US-Arbeitsmarkten den Euro unter die 1,23 Dollar.

Beim Öl wirkt es so, als würde es bald noch weiter nach unten gehen.

Die Aktie der Telekom notiert wieder über der Abwärtstrendlinie. Die Branche ist wieder gefragt und insbesondere auch die T-Aktie.

Daimler verkauft gut und auch die Aktie entwickelt sich erfreulich. Sie lässt den langfristigen Abwärtstrend wieder deutlicher hinter sich.

Die Deutsche Bank Aktie scheint die Bodenbildungsphase beenden zu wollen. Es geht weiter aufwärts.

Eon profitiert weiter von dem angekündigen Konzernumbau, der die Abspaltung von Kohle-, Öl-, Gas- und Atomkraftwerken vorsieht.

Am Donnerstag tagt der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) zum letzten Mal in diesem Jahr. Präsident Mario Draghi wird im Anschluss an die Sitzung die geldpolitische Strategie der Notenbank darlegen. Viel Neues dürfte es nicht geben. Er wird sich vermutlich alle Möglichkeiten offenhalten, besonders die für weitere Lockerungen. Der Euro sinkt gegenüber dem Dollar schon mal – proaktiv – unter die Marke von 1,24 Dollar. Der Devisenhandel rechnet wohl schon fest mit Quantitative Easing (QE), also dem massenhaften Aufkauf von Staatsanleihen mit frisch gedrucktem Geld. Inzwischen sind schon die ersten Wunschlisten bei Draghi eingegangen …

Hand aufs Herz, haben Sie noch Vertrauen in unser Geld, den Euro? Wenn nicht, ist das schlecht, denn der Wert unseres Geldes besteht nur aus Vertrauen, unser Vertrauen in dieses Geld. Ist dieses Vertrauen weg, dann ist auch das Geld nichts mehr Wert. Denn Geld entsteht heute aus dem Nichts, einfach so. Sie schütteln erstaunt den Kopf? Ja, das klingt fantastisch, ist aber so. Der Geld-Zauber besteht nur aus zwei Zutaten: Banken und Kredite. Hokuspokus ist ein einfacher Buchungssatz. Los geht die Zauberei: Da fragt einer einen Kredit bei einer Bank nach. Die Bank sagt, angenommen, oh ja, gerne, wie viel darf es denn sein? Na, so 10.000 Euro. Und schon bucht die Bank in ihrer Bilanz auf der linken Seite (Aktiva) eine Forderung gegen über dem Kreditnehmer von 10.000 Euro ein und auf der rechten Seite (Passiva) wird der Betrag dem Kundenkonto des Kreditnehmers gutgeschrieben. Fertig. War doch gar kein Hexenwerk. Dadurch sind 10.000 Euro entstanden und die Bilanz der Bank wird um diesen Betrag länger.

Nach dem großen Erfolg von „What ever it takes“ geht die Sage nun weiter mit „We will do what we must“. EZB-Präsident Mario Draghi kündigte auf der Eröffnungsrede des Europäischen Bankenkongresses in der Alten Oper in Frankfurt an, den Druck weiter zu erhöhen. Inflation und Inflationserwartungen müssen steigen, so schnell wie möglich. Dafür müsse getan werden, was getan werden muss. An dem Märkten kam diese Botschaft sofort an. Sie wurde sehr willkommen geheißen. Der DAX klettert um fast 2,5 Prozent und schiebt sich damit über die Marke von 9.700 Punkten. Es deutet sich an, dass der Markt wohl vor Jahresende nochmal die Marke von 10.000 Punkten sehen möchte – angesichts der geldpolitischen Aussichten ist das keine Fantasterei.

Jens und Mario begegnen sich in der Kantine des neuen EZB Gebäudes. Jens kommt gerade aus Passau. Mario am Mittwoch aus dem Wochenende.

Mario: Na Jens, das ist schon was anderes als dein grauer Klotz. Wir mögen es halt unkonventioneller.

Jens: Ich finde Beamte …

Mario: Ja, ja, bloß nixe inflationiere. Was nimmst du? Ich nehme die Spaghetti Arrabiata.

Jens: Vielleicht was Kleines … einen Salat … oder den Leberkäse mit Spiegelei …

Mario: Jens, ich lad‘ dich ein. Meine Karte ist frisch randvoll mit Geld aufgeladen. Wenn es hier an einem nicht mangelt, dann ist es Geld! Andere in der Kantine blicken bei dem Wort Geld auf.

Jens: Ach …

Auf der Internationalen Edelmetall- und Rohstoffmesse in München am 7. November stellte Jürgen Stark die Frage: „Mehr Macht den Zentralbanken: Die neue Normalität?“ Unter anderem glaubt er, das EZB-Präsident durch die abgesagte Palastrevolte nun gestärkt ist. Quantitative Easing (QE), also der Ankauf von Staatsanleihen, auch von Bundesanleihen, mit frisch gedrucktem Geld, sei wohl nur noch eine Frage der Zeit. Tweets zum Vortrag:

Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) hat es wieder geschafft die Märkte zu überraschen, zumindest kurzfristig. Vielleicht war es aber auch einfach so, dass man sich freuen wollte. Der DAX schoss um 100 Punkte nach oben und der Euro sackte ab. Die Euphorie im DAX war allerdings schnell verfolgen und die Gewinne bröckelten zum Teil wieder ab. Viel Neues hatte Draghi auch nicht zu verkünden: Die Leitzinsen bleiben bei null. Eine Änderung war nicht erwartet worden.