Rubrik: ECB

Den deutschen Finanzminster Wolfang Schäuble hat sicherlich nicht gefreut, als der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, heute über die Notwendigkeit eines Schuldenschnitts (oder es heißt dann Umschuldung) für Griechenland sprach. Obwohl, auch Wolfgang Schäuble weiß, dass daran kein Weg vorbei führt. Aber Schäuble ist auch Polit-Profi genug, den richtigen Zeitpunkt dafür zu finden.

Griechenland hat wieder einmal das Zeug in die Wirtschaftsgeschichtsbücher einzugehen. Hat schon jemals ein Land seine Schulden beim Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht beglichen? Mir ist kein Fall bekannt, aber nun hat der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis wohl verkündet, dass er die anstehende Rate nicht begleichen möchte.

Die Griechen sollen allein in dieser Woche rund vier Milliarden Euro von ihren Konten bei griechischen Banken abgezogen haben. Rekord. Aber Hand auf die Brieftasche/Geldbörse: Würden Sie? Nein. Auf keinen Fall. Griechische Banken sind schwarze Löcher im Finanz-Universum. Wer dort sein Geld hat, muss um es fürchten.

Bei Kanzler Angela Merkel war gestern große Griechenland-Runde. IWF-Chefin Christine Lagarde war da, EZB-Präsident Mario Draghi, EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und auch Frankreichs Staatschef François Hollande. Es soll noch ein letztes, allerletztes Angebot der Gläubiger an Griechenland geben.

Aber: Do Not Panic! Meist folgen in Europa auf das letzte und allerletzte Angebot noch weitere letzte und allerletzte Angebote.

Für Griechenland gibt es im Prinzip nur zwei Wege: Entweder raus aus dem Euro und alle Schulden zusammenstreichen, sich dadurch sehr, sehr viel Ärger einhandeln und dann einen Reload wagen. Das würde jedoch weitere schlimme Jahre bedeuten. Ob das eine wackelige Demokratie aushält? Alternativ bleibt man im Euro und lässt sich weiter von der Eurogruppe dauer-alimentieren (und gängeln). Die Europäer scheinen dazu inzwischen bereit zu sein, nur um Ruhe zu haben. Die Griechen und ihre neue Regierung wirken noch unsicher.

Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem sprach heute viele schöne Sätze über Griechenland. Sie sind Zeugnis von einem gewissen Frust der herrscht: „Er kann nicht sagen, wo es Fortschritte gibt. Der Prozess muss schneller und schlagkräftiger werden.“

Der DAX legt hauchzart zu, was nich bedeuten muss, dass die Konsolidierung schon wieder vorbei ist. Auszuschließen ist das aber auch nicht. EZB-Chef Mario Draghi hatte nicht viel Neues zu verkünden. Die Leitzinsen bleiben unverändert und das Aufkaufprogramm von Staatsanleihen will er nicht vorzeitig stoppen. Noch nicht einmal eine aussagefähige Zwischenbilanz kann nach so kurzer Zeit getroffen werden, meiner Meinung nach. Es gibt unübersehbare Besserungstendenzen für die Eurozone. Aber das Aufschwüngchen bleibt doch vorerst noch fragil. Daher gibt es keinen Anlass für die EZB etwas an ihrer Strategie zu ändern. Die Geldflut wird die Märkte tendenziell weiter beglücken.

Griechenland könnte bald pleite sein. Bis Mitte Mai braucht das Land schon wieder 6,6 Milliarden Euro. An den Finanzmärkten ist kaum etwas zu holen. Die neue Regierung hat viel Vertrauen verspielt. Man wird wohl wieder auf die Hilfe der EU- beziehungsweise der Euro-Mitgliedsstaaten angewiesen sein. Doch diese werden sich bitten lassen.

1.140.000.000 Euro. So viel will der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, uns schenken [unter Notenbankern sagt man dazu: drucken]. Ab März kauft Draghi Monat für Monat Staatsanleihen aus der Eurozone im Wert von 60 Milliarden Euro mit frisch gedruckten Geld auf. Das nennt sich Expanded Asset Purchase Program, kurz EAPP. Schluss soll dann im September 2016 sein. Aber wer weiß, Schluss ist vermutlich erst dann, wenn die Inflationsraten in der Eurozone steigen und die Konjunktur floriert.

Draghi hat geliefert. Die Europäischen Zentralbank (EZB) wird von März 2015 bis September 2016 monatlich 60 Milliarden Euro Staatsanleihen aus der Eurozone kaufen. Damit können die Märkte mehr als zufrieden sein. Die Prognosen hatten im Durchschnitt bei 50 Milliarden Euro begrenzt auf ein Jahr gelegen.

Der DAX klettert weiter nach oben. Schön. Nun deutlich über die Marke von 10.000 Punkten. Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. Es die Vorfreude auf noch mehr Geld. Ist das schon ein wenig Economy by Simbabwe? In Simbabwe lag die Inflationsrate 2008 offiziell bei rund 100.000 Prozent pro Jahr (inoffiziell vermutlich sehr weit darüber), weil man ein wenig zu viel Geld gedruckt hat, aber – die Aktienkurse stiegen tatsächlich mit 340.000 Prozent sogar noch schneller. Anleger sollten das vielleicht im Hinterkopf behalten, wenn es um Prognosen, insbesondere für den weiteren Kursverlauf, geht.

Schweizgeddon. Die Eidgenossen haben genug vom bisherigen Mindestkurs von 1,20 Franken gegenüber dem Euro. Man könnte auch sagen: Es ist Tag an dem die Schweizer Export-Industrie verschwand. Gegenüber dem Euro wertet der Franken um rund 15 Prozent auf, zeitweise waren es deutlich mehr. Die Schweizer Aktienbörse verliert 1.000 Punkte oder 10 Prozent der Marktkapitalisierung werden mit einem Schlag durch die Notenbank vernichtet. Schweizer Güter werden teurer und die Wettbewerbsfähigkeit leidet.