Rubrik: Bundesanleihen

Die vergangenen Wochen haben die Märkte – mal wieder – in Aufruhr versetzt und die eigentlich überwunden geglaubte Euro-Krise wieder aufkochen lassen. Was ist passiert? Italien hat gewählt und sich mehrheitlich für Populisten am rechten und am linken Rand des Spektrums entschieden. Der Koalitionsvertrag dieser unwahrscheinlichen Allianz enthält eine Vielzahl teurer Versprechen; ein garantiertes Mindesteinkommen für jeden, Steuersenkungen und ein früherer Renteneintritt. Jeder Wähler sollte glücklich gemacht werden. Eine einzige Frage bleibt offen. Wie sollte das ganze finanziert werden?

Freuen wir uns: Wir werden alle tendenziell älter und verbringen den Lebensabend noch dazu in besserer Gesundheit. All das ist nach der aktiven Zeit im Arbeitsleben möglich – allerdings müssen dazu auch die finanziellen Mittel vorhanden sein. Die staatliche Rente ist sicherlich ein guter Grundstock, doch es könnte sich eine Lücke auftun, zwischen dem, was möglich ist und dem, was gewünscht ist. Wer im Alter seinen Lebensstandard halten will, muss privat vorsorgen, denn das Niveau der staatlichen Rente wird von derzeit (2015) 47,5 Prozent – schon das ist nicht üppig – nochmal auf 43 Prozent vor Steuern im Jahr 2030 absinken. Ergo: Ein finanzielles Ruheposter muss her. Aber wie?

Wir haben uns daran gewöhnt: Die Kurse von Bundesanleihen steigen immer und damit auch der Bund Future. Entsprechend rückläufig sind die Renditen für deutsche Staatspapiere. Die Umlaufrendite (ein Durchschnitt der Renditen von Bundespapieren) ist negativ, die Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen war negativ, ist nun aber mit 0,105 Prozent wieder leicht positiv. Die Auktion für dreißigjähre Bundesanleihen erreicht allerdings mit 0,65 Prozent soeben ein neues Rekordtief. Wird das „ewig“ so weitergehen mit den sinkenden Renditen? Vielleicht ist es an der Zeit über einen Bund-Future-Short nachzudenken.

Die Märkte scheinen sich auf eine weitere (geldpolitische) Lockerungsrunde der Europäischen Zentralbank (EZB) einzustellen. Heute hat die europäische Statistikbehörde (Eurostat) bekanntgegeben, dass die Inflationsrate im Februar auf minus 0,2 Prozent gerutscht ist. Im Januar waren es noch plus 0,3 Prozent. Somit ist man wieder im Deflationsterrain. Das könnte auch bedeuten, dass sich EZB-Präsident Mario Draghi wieder herausgefordert fühlt, die Geldschleusen für die Eurozone weiter zu öffnen. Dezente Andeutungen gab es bereits auf der vergangenen Sitzung, weil es mit der Weltwirtschaft nicht sonderlich gut läuft.

Der DAX schaukelt so vor sich hin. Charttechnisch erweist sich der Widerstandsbereich bei 9.600 Punkten doch als recht robust. Mal ganz abgesehen von der Kurslücke (Gap), die noch bei etwa 9.000 Zählern klafft und sicher noch geschlossen werden will [haben wir hier ja bereits häufiger angesprochen]. Also wartet man am Aktienmarkt erstmal ab, was noch so passieren könnte. Aber es bleibt doch eine gewisse positive Grundstimmung spürbar, was auf der Long-Seite hoffen lässt.

Was für ein Börsentag. Ist das schon Crash oder doch nur eine gesunde Korrektur? Wobei es so scheint als sei Krise an der Börse – und keiner (kaum) jemand geht hin. Aber vielleicht ist auch das eine Ursache für den aktuellen drastischen Rückgang im DAX. Es fehlen die Käufer. Obwohl auch das ist typisch an Korrekturphasen. Es geht zunächst noch recht geordnet nach unten. Nun könnte man meine, das sei ein gutes Zeichen, aber weit gefehlt. Erst wenn Panik einsetzt, beginnt die letzte Phase einer Baisse. Am Freitag gab es allenfalls den Hauch einer Panik; also steht der finale Ausverkauf (Sell off) noch aus. Mit den Kursen im DAX dürfte es somit noch weiter abwärts gehen.

Und ewig grüßt Griechenland. Es ist eine schlimme Endlosschleife. Der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann ist nach Athen gereist und will dort noch einmal sein Bestes geben. Hoffentlich ist sein Bestes nicht (viel) Geld. In Berlin ist man mal wieder skeptisch. In Griechenland ist es vermutlich wie immer, man mag Geld, aber keine Reformen (Veränderungen). Alle gemeinsam sind genervt von dem Hickhack und doch irgendwie vereint in der Hoffnung doch noch ein Lösung zu finden, welche auch immer.

Es bleibt dabei. Es ist Mai und nur an der Börse grünt es nicht. Daran wird sich vermutlich auch nicht so bald etwas ändern; der Kursaufschwung seit Jahresanfang will erst einmal verdaut werden. So wechseln sich Bullen- und Bärenfallen scheinbar munter miteinander ab. Mal belasten die Griechen, dann die Konjunktur, dann der Euro, dann sind es Unternehmensnachrichten. Es findet sich immer etwas, wenn man nur will. Und dann ist da natürlich noch der Crash am Rentenmarkt. Platzt etwa die Mutter aller Blasen (schon)?

Sie erinnern sich? Griechenland? Richtig, das Land ist pleite, also so gut wie. Jetzt brauchen die Griechen mal wieder dringend Geld, dringend, am besten von den schlimmen Euro-Finanzministern, weil ja sonst kein anderer mehr Geld gibt. Was machen die Märkte: Der DAX ist recht gelassen und notiert auf Vortagesniveau. Aber in dieser Wochen stehen auch noch zahlreiche Unternehmens- und Konjunkturdaten an, etwa Wirtschaftsdaten aus den USA und Wachstumszahlen Griechenland.

Der DAX hat seinen Übermut von gestern etwas abgestreift – und verhält sich heute vorsichtiger, so scheint es zumindest. Insgesamt bleibt die Aufwärtsbewegung der vergangenen Wochen doch sehr erstaunlich. Selbst kleiner Rückschläge wurden immer wieder zu Käufen genutzt, was nun schon seit neun Wochen für steigende Kurse sorgt. Hauptantrieb bleibt dabei die große Liquidität, die sich im Markt befindet, weil die Europäische Zentralbank (EZB) am Montag begonnen hat, Anleihen am Markt aufzukaufen. Bereits 9,8 Milliarden Euro sollen dafür schon ausgegeben worden sein. Fehlen noch 50,2 Milliarden Euro für diesen Monat.

Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem wartet auf einen Brief aus Griechenland. Die Griechen wollen nun doch um eine Verlängerung des Hilfspakets bitten. Es zeichnet sich somit doch noch eine Last-Minute-Einigung im Schuldenstreit ab. Das sorgt natürlich für gute Stimmung an den Märkten. Der DAX schieb sich um eine halbes Prozent ins Plus und bewegt sich damit nach wie vor auf hohem Niveau. Der griechische FTSE Greece Aktien-Index verbessert sich um knapp 5 Prozent. Der Euro scheint sich um die Streitereien zwischen Athen und Brüssel nicht mehr so recht zu kümmern.