Rubrik: Allianz

Die Versicherungsgeschäfte laufen zwar noch ganz gut, doch keiner weiß so recht wie lange das noch so sein wird. Gewiss ist nur, dass der Wandel in den kommenden Jahren tiefgreifend sein wird. Geldanlage muss anders funktionieren als über die klassischen Lebens- oder Rentenversicherungen und Versicherungen werden generell anders verkauft werden. Diese Unsicherheit schlägt sich auch in der Bewertung von Versicherungswerten wie der Allianz Aktie nieder …

Das Grundrauschen ist Moll bei der Allianz. Im ersten Halbjahr 2016 kamen noch Naturkatastrophen sowie höhere Groß- und wetterbedingte Schäden hinzu, die auf die Erträge drücken. So fiel das operative Ergebnis um 10,3 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. Allein im zweiten Quartal sank es um 17,2 Prozent. Der Quartalsüberschuss sackte gar um 46,0 Prozent ab. Doch Bäte bleibt mutig. Er peilt nach wie vor ein Jahresergebnis von 10,5 Milliarden Euro, plus minus 500 Millionen Euro an. Und er muss seinen Aktionären etwas bieten, damit sie bei der Stage bleiben …

Des einen Freud‘, des anderen Leid. Der DAX versuchst energisch die Brexit-Scharte wieder auszuwetzen. Dabei setzt er – natürlich – Sie ahnen es … richtig … auf Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) und Retter alles Europäischen. Er soll die Geldpolitik (noch) weiter lockern, um die Brexit-Schmerzen für Europa und die insbesondere für die Eurozone weiter zu lindern. Doch für die Finanzbranche sind die sinkenden Zinsen längst zur Belastung geworden.

Was für eine albtraumhaft schöne Bullen-Falle. Dienstag sah alles noch so gut aus im DAX. Die amerikanischen Arbeitsmarktdaten waren mäßig gewesen und die Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Janet Yellen, murmelte etwas davon, dass sie sich mit einer Leitzinserhöhung womöglich doch noch etwas Zeit lassen könnte. Oh, dachten sich die Märkte, das ist ein gutes Zeichen, mehr Liquidität, mehr Fun, mehr steigende Kurse. Der DAX überschritt den seit Dezember (2015) vorherrschenden Abwärtstrend – es konnte weiter aufwärts gehen.

Der DAX wurstelt weiter so vor sich hin – und läuft charttechnisch in eine Dreiecksformation hinein. Ein Richtungsentscheidung könnte somit anstehen, muss aber nicht. Belastend ist die Aussicht auf eine Leitzinserhöhung in den USA. Sie wird aktuell mal wieder diskutiert, weil es ein paar bessere Zahlen gab. Allerdings muss man feststellen, dass die eigentlich angedachten US-Leitzinserhöhungen immer wieder verschoben worden sind.

Der DAX kann sich derzeit nicht so recht entscheiden, ob er weiter nach oben streben soll oder doch eher nach unten. So bleibt es bei einer Seitwärtsbewegung um die Marke von 10.000 Punkten. Er bewegt sich zwischen den beiden Polen einer mäßig florierenden Weltwirtschaft und der Hoffnung auf noch mehr Geld durch die EZB, na ja, dann ist da auch noch die Furcht vor einem Brexit, zu dem es aber wahrscheinlich nicht kommen wird.

Ist das jetzt schon Sell-in-May-and-go-away? Der DAX kann nicht so recht etwas mit sich anfangen, deshalb gibt er vorsichtshalber nach. Und Gründe findet man dazu auch: Mit der Weltkonjunktur läuft es nicht sonderlich gut, das haben die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) nun unisono bestätigt, die eine im Protokoll ihrer vergangenen Sitzung, die andere in ihrem Jahresbericht. Die Botschaft der Notenbanken dabei ist klar: Die Zentralbanker werden sehr vorsichtig bei Zinserhöhungen sein (Fed) beziehungsweise die Märkte mit noch mehr Liquidität versorgen (EZB).

Ich bin bekennender Allianz-Aktien-Fan. Mir gefällt vor allem die Solidität und die Bewertung. Solide deshalb, weil im vergangenen Jahr ein Betriebsergebnis (operatives Ergebnis) von 10,7 Milliarden Euro erzielt wurde, was ein Plus von 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr darstellt. Ja, die Sprünge bei der Allianz sind nicht allzu groß und werden sie auch im laufenden Jahr nicht sein. Die Versicherung geht von einem Betriebsgewinn von 10,5 Milliarden Euro plus-minus 500 Millionen Euro aus. Beim Gewinn je Aktie hat die Allianz 2015 ein Ergebnis von 14,56 Euro erreicht, im Vergleich zu 13,71 Euro im Jahr davor. Daraus errechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis des aktuellen Kurses von 136,55 Euro von 9,4. Teuer sieht anders aus.

Nun hat sich der DAX doch noch dazu durchgerungen die Liquiditätsgeschenke Mario Draghis gebührend zu feiern. Das Plus zum Wochenschluss fällt beachtlich aus. Man ist wieder versöhnt mit der Europäischen Zentralbank (EZB) und ihrem Präsidenten. Am Tag der Entscheidung noch ein wenig geschockt über die fülle der Maßnahmen … da machte sich so mancher Börsianer doch wieder Gedanken über die Solidität der Finanzwelt, insbesondere in der Eurozone. Aber, vergessen und vorbei. Draghi hat mehr geliefert als er musste. Erstaunliches tut sich nach wie vor bei den Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank. Sie bestätigen ihre derzeit positive Grundaussicht.

Der Geist von Magic Mario, alias EZB-Präsident Mario Draghi, wabert schon über das Börsen-Parkett. Der Euro fällt und der DAX steigt. [Wir haben das auch hier im Video bereits thematisiert.] Die Konjunktur in der Eurozone (und auch weltweit) läuft aus Sicht der Notenbanker nicht gut genug, um tatenlos zusehen zu können. Weitere Lockerungsmaßnahmen werden erwartet. Beispielsweise könnte das derzeitig Anleihe-Kaufprogramm mit einem Volumen von monatlich 60 Milliarden Euro noch ausgeweitet werden. Oder der Einlagezinssatz könnte von aktuell minus 0,3 Prozent erneut gesenkt werden. Die EZB möchte Inflation und dazu muss die Kreditvergabe angeregt werden. Also sollen die Geschäftsbanken, wenn sie ihre Einlagen bei der EZB hinterlegen, dafür Strafe bezahlen. Das Geld soll unter die Investoren, was auch sinnvoll ist, nur müssen sich auch Investoren einfinden.

Der DAX schaukelt so vor sich hin. Charttechnisch erweist sich der Widerstandsbereich bei 9.600 Punkten doch als recht robust. Mal ganz abgesehen von der Kurslücke (Gap), die noch bei etwa 9.000 Zählern klafft und sicher noch geschlossen werden will [haben wir hier ja bereits häufiger angesprochen]. Also wartet man am Aktienmarkt erstmal ab, was noch so passieren könnte. Aber es bleibt doch eine gewisse positive Grundstimmung spürbar, was auf der Long-Seite hoffen lässt.