Eines der wichtigsten Themen auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos wird die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich sein. Die Lücke sollte nicht zu groß werden, denn Demokratie, eine offene Gesellschaftsordnung und freier Handel funktioniert immer nur mit einer breiten Mittelschicht. Die Entwicklungshilfeorganisation Oxfam hat nun einige Zahlen für die Diskussion vorgelegt. Winnie Byanyima, Oxfam-Geschäftsführerin, die auch in Davos mit dabei sein wird, ist ernüchtert: “Es ist niederschmetternd, dass im 21. Jahrhundert die Hälfte der Weltbevölkerung nicht mehr als eine winzige Elite besitzt, die bequem in einem Zugwaggon Platz hätten.“
Fast die Hälfte des weltweiten Vermögens wird lediglich von einem Prozent der Bevölkerung besessen.
Das reichste ein Prozent vereint ein Vermögen von 110 Billionen Dollar auf sich. Das ist 65 mal mehr als das gesamte Vermögen der ärmsten Hälfte der Weltbevölkerung.
Die 85 reichsten Menschen auf dem Globus besitzen so viel wie die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung.
Sieben von zehn Menschen leben in Ländern, wo die wirtschaftlichen Ungleichgewichte in den vergangenen 30 Jahren zugenommen haben.
Das reichste ein Prozent hat seinen Anteil am Vermögen in 24 von 26 Ländern (für die Daten vorliegen) im Zeitraum von 1980 bis 2012 erhöht.
In den USA haben das reichste ein Prozent 95 Prozent des Wachstums nach der Finanzkrise 2009 vereinnahmt, während die unteren 90 Prozent ärmer geworden sind.
Weltweit haben Superreiche und Unternehmen Billionen am Fiskus vorbei in Steuerparadiese geschleust. Schätzungsweise liegen dort 21 Billionen Dollar.
In den USA besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Deregulierung und der Steigerung des Einkommensanteils der reichsten zehn Prozent, welcher den höchsten Stand seit der Großen Depression in den 1930er-Jahren erreicht hat.
In Indien hat sich die Zahl der Milliardäre in der vergangenen Dekade verzehnfacht, begünstigt durch ein laxes Steuersystem. Die Ausgaben für die Ärmsten blieben auf niedrigstem Niveau.
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Bildquelle: Oxfam
3 Kommentare
Was es aus meiner Sicht braucht, ist ein weniger mehr Ausgleich. Wenn jemand mehr leisten will, soll er mehr bekommen, richtig. Dass der Sozialstaat heute nicht mehr ohne die Reichen und deren Steuern über die Runden kommt, zeigt ja schon die Schieflagen im System. Ich bleibe dabei, eine Demokratie braucht eine breite Mittelschicht, welche die finanziellen Mittel und die Freiheit zum Konsumieren hat. Die wenigen Reichen können nicht all die Lebensmittel und Güter des täglichen Gebrauchs kaufen, sie kaufen wenige Luxusartikel, aber nicht Masse, die für eine funktionierende Volkswirtschaft wichtig ist. So müssen die ganz wenig Reichen inzwischen die Mittel- und Unterschicht alimentieren, damit sie genügend zum Konsumieren haben. Die einen werden zum Dauergeber und die anderen zum Dauernehmer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies das Modell der Zukunft sein kann.
Verschwiegen wird das Paradox des modernen Sozialstaats: er kommt ohne die Reichen nicht mehr über die Runden. Eine gleiche Verteilung bedeutet entweder weniger Sozialstaat, oder mehr Steuern auf Durchschnittsverdiener http://alternativlos.tk/?p=194
Armut und Reichtum
„Wir werden also, bei sonst gleichen Verhältnissen, jenes Land als auf der höheren Stufe volkswirtschaftlicher Entwicklung stehend zu bezeichnen haben, in welchem der Mittelstand am meisten vertreten ist. Wo aber der Mittelstand sich in fortschreitender Auflösung befindet, dort haben wir eine direkt dem Verderben entgegenreifende Entwicklung vor uns, und zwar umso sicherer, je größer der Reichtum ist, welcher diesen Auflösungsprozess des Mittelstandes begleitet.“
Dr. Gustav Ruhland, Berlin 1895
Manche Dinge werden immer wieder „vergessen“. Insbesondere gilt dies für die „Mutter aller Zivilisationsprobleme“, die systemische Ungerechtigkeit der Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz, die bisher alle Hochkulturen und Weltreiche in der Geschichte der halbwegs zivilisierten Menschheit zerstörte:
http://www.deweles.de/files/untergang.pdf
Die Ursache ist eine seit jeher fehlerhafte Geld- und Bodenordnung. Wie sie zu korrigieren ist, wurde bereits im Jahr 1916 von dem Sozialphilosophen Silvio Gesell vollständig und widerspruchsfrei beschrieben. Wer versuchte, „Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld“ anzuzweifeln (u. a. Franz Oppenheimer und John Maynard Keynes, um nur die bekanntesten zu nennen), ist gescheitert. Zur Marktwirtschaft ohne Kapitalismus (echte Soziale Marktwirtschaft) gibt keine „Gegenargumente“, sondern nur Vorurteile:
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/07/der-zins-mythos-und-wahrheit.html
Die tiefere Ursache aller Vorurteile – die solange erforderlich waren, wie die grundlegendste zwischenmenschliche Beziehung, das Geld, noch unverstanden war – ist wiederum das, was ein gewisser Karl Marx, auch wenn er als Ökonom keine Leuchte war, zutreffend als „Opium des Volkes“ bezeichnete. Alle wesentlichen Zusammenhänge – sofern sie das menschliche Zusammenleben im weitesten Sinne betreffen – werden allgemein verständlich, sobald die Religion erklärt und damit wegerklärt ist:
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2011/07/die-ruckkehr-ins-paradies.html