Zwischen Wohl und Weh liegen manchmal nur vier Monate: Bei der Vorstellung der Jahreszahlen 2022 war der Anbieter von LED-Beleuchtungssystemen für Schienenfahrzeuge, Kommunen, Bahn und die Industrie, SBF, noch voller Optimismus: Für 2023 werde ein deutliches Wachstum bei Umsatz und Ergebnis erwartet. Im April wurde ein Umsatz von 40 Millionen Euro und ein wieder steigender operativer Gewinn (Ebitda) prognostiziert.
Ende August „aktualisiert“ der Vorstand den Ausblick auf einen wahrscheinlichen Umsatz zwischen 34 und 36 Millionen Euro und ein Ebitda von rund einer Millionen Euro. Zur Erinnerung: 2022 wurde ein Umsatz von 34,8 Millionen Euro (2021: 31,2 Millionen Euro) und Ebitda von 2,3 Millionen Euro (2021: 5,2 Millionen Euro) erreicht.
Im ersten Halbjahr 2023 gingen die Erlöse leicht von 17,7 auf 16,9 Millionen Euro zurück. Das Ebitda kam, ohne Berücksichtigung von Einmaleffekten durch Akquisitions- und Integrationskosten auf 0,4 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2022: 2,0 Millionen Euro). Der Gewinn war insbesondere durch höhere Material- und Personalkosten sowie „Projektverschiebungen seitens der Kunden“ belastet.
Das sind die bekannten Sätze wie sie derzeit oft aus der Industrie zu hören sind. Aufträge werden überdacht, verschoben oder ganz gestrichen. Allerdings und deshalb ist die Nachricht auch so enttäuschend, dass es die SBF mit vielen (langfristigen) öffentlichen Aufträgen nicht oder nicht so stark träfe. Entsprechend steil geht es mit der SBF-Aktie abwärts und der Kurs nähert sich wieder dem Oktober-Tief (2022) bei 5,80 Euro (siehe auch Tageschart unten).
Vielleicht ergeben sich dadurch gute Einstiegschancen bei der SBF-Aktie, denn mittel- bis langfristig scheint das Unternehmen gut positioniert und die Investitionen in den Schienenverkehr werden in den kommenden Jahren weiter zunehmen, um den Investitionsstau aufzulösen [siehe auch Plusvisionen-Bericht über Vossloh HIER].
Im Geschäftsfeld Schienenverkehr kletterte der Auftragsbestand zum Halbjahr um 48,1 Prozent auf 42,5 Millionen Euro. Um Lieferkettenproblemen vorzubeugen erhöhte SBF gleichzeitig den strategischen Lagerbestand um 8,5 Prozent auf 12,8 Millionen Euro, was Sicherheit bringt, aber auch Marge kostet.
Auch die Perspektiven für das Geschäftsfeld Öffentliche und Industrielle Beleuchtung sind spannend: Die Kommunen stehen durch die Energiewende zunehmend unter Druck, in moderne, energieeffiziente Beleuchtungssysteme zu investieren. Dafür dürfte auch die SBF profitieren.
Ja, die SBF hat (erneut) enttäuscht, aber die fundamentalen Aussichten bleiben gut und die Aktie ist mit einem Börsenwert von aktuell 61 Millionen Euro bei einem Eigenkapital von 36 und einem Zahlungsmittelbestand von elf Millionen Euro nicht üppig bewertet, aber auch nicht sensationell günstig, gerade mit Blick auf die jüngste Gewinn-Entwicklung.
Charttechnisch sollte die Aktie nicht deutlich/nachhaltig unter 5,80 Euro (Schlusskurs) fallen. Wenn doch, geht es vermutlich rasch runter auf 3,50 Euro.
Nachtrag vom 31. August 2023:
Zumindest charttechnisch sieht das nicht – mehr – gut aus. Das Oktober-Tief (2022) wurde unterschritten. Damit ist der Abwärtstrend (schon fast) bestätigt. Sollte sich das nicht noch als Bärenfalle herausstellen, drohen weitere (deutliche) Kursverluste.
SBF-Aktie (Tageschart, neuer Chart vom 31. August 2023): Tief unterschritten