An und für sich könnte der geneigte Anleger annehmen bei der Windkraft handele es sich um eine gmahde Wiesn, wie der Bayer sagt, eine todsichere Sache also, die – eigentlich – nicht schiefgehen kann. Doch bei Nordex war jüngst bislang vor allem eines sicher: Verluste. Dem Windkraftanlagen-Hersteller ringt mit gestiegenen Kosten. Nun aber gibt es einen kleinen Lichtblick.
Im ersten Halbjahr steigerte Nordex den Umsatz im Jahresvergleich von 2,1 auf 2,8 Milliarden Euro. Die Produktion der Turbinenmontage erreichte mit 2.886 Megawatt knapp das Volumen des Vorjahres. Die Anzahl der produzierten Rotorblätter kletterte von 2.162 auf 2.224 Stück an, davon stellte Nordex 506 Stück selbst her und beschaffte von externen Lieferanten 1.718 Rotorblätter.
Das führte zu einem operativen Ergebnis (Ebitda) von minus 114,3 Millionen Euro, nach minus 173,3 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2022. Die Ebitda-Marge verbesserte sich dadurch von minus 8,1 auf minus 4,2 Prozent.
Im zweiten Quartal allerdings – und das ist ein winziger positiver Fingerzeig – war das Ebitda mit 0,6 Millionen Euro positiv. Ein Hauch von Breakeven somit, der ein wenig hoffen lässt für die Aktie, die sich erst kürzlich wieder über die 200-Tage-Durchschnittslinie geschoben hat.
632 Windenergieanlagen hat Nordex in den ersten sechs Monaten 2023 in 22 Ländern mit einer Gesamtleistung von 3,1 Gigawatt errichtet, im Vorjahreszeitraum lag die Gesamtleistung bei 1,9 Gigawatt). Die Installationen im aktuellen Berichtszeitraum entfielen zu 60 Prozent auf Europa und zu 25 Prozent auf Lateinamerika.
Der Auftragseingang im Segment Projekte (ohne Service) betrug 2,6 Gigawatt und lag mit einem wertmäßigen Neuauftragsvolumen von satten 2.354 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahres.
Der Nordex-Vorstand ist deshalb recht optimistisch, was das laufende Geschäftsjahr angeht: Der Umsatz soll zwischen 5,6 und 6,1 Milliarden Euro liegen, bei einer Ebitda-Marge von minus zwei bis plus drei Prozent zu erzielen. Investitionen sind in Höhe von rund 200 Millionen Euro geplant.
Das Windkraft-Unternehmen hält an seinem strategischen Mittelfristziel mit einer Ebitda-Marge von acht Prozent fest. Bis dahin wird aber noch viel Wind über das Land wehen. Und letztlich muss Nordex auch unter dem Strich – mit seinem Geschäftsmodell – profitabel arbeiten. Bei einem Konzernverlust von 298,9 Millionen Euro und einem negativen freien Cash-flow von 281,6 Millionen Euro im ersten Halbjahr ist der Vorstand noch tüchtig gefordert. Immerhin sind noch flüssige Mittel (Kapitalerhöhung im Februar) von 651,0 Millionen Euro vorhanden.
Der kleine operative Quartalsgewinn könnte die Nordex-Aktie weiter nach oben treiben. Charttechnisch spannend wird es bei Kursen über 14/15 Euro (siehe Chart unten). Nachdem der Turnaround noch nicht wirklich geglückt ist, bleibt die Aktie spekulativen Anlegernaturen vorbehalten.
Nordex-Aktie (Tageschart): Gelingt die große Wende?