So richtig wahrgenommen haben viele Börsianer die Aktie von Net Digital (A2BPK3) noch nicht. Dies liegt wohl daran, dass der Payment Dienstleister vor geraumer Zeit in den leeren Börsenmantel der Black Pearl Digital geschlüpft ist. Seit dieser Zeit wird der Titel in Frankfurt, Düsseldorf und auf Xetra gehandelt. Die Truppe um den börsenerfahrenen CEO Theodor Niehues unterstützt Kunden in der digitalen Welt bei der Abrechnung ihrer Leistungen. Zusätzliche bietet das Unternehmen im Kunden- und Abo-Management und im digitalen Vertrieb entsprechende Services an. Eigentlich ein spannendes Thema für die Börse.
Die Kundenliste von Net Digital reicht von Streaming-Diensten über Telekommunikationskunden bis hin zu Verkehrsbetrieben, zum Beispiel aus dem Rhein-Main-Gebiet. Von den meisten Wettbewerbern setzt sich net digital durch die Lizenz als Zahlungsdienstleister ab, die es im Jahr 2021 von der BaFin erhielt. Damit können seitdem auch Zahlungsdienstleistungen für physische Güter abgewickelt werden. Ein klassisches Beispiel ist das Bezahlen mit Karte am Getränkeautomaten.
Dass die Gesellschaft künftig auch in neue Gefilde vorstoßen möchte, hat das Management gerade angekündigt – über die Tochtergesellschaft Irisnet möchte man auch in der Verkehrssensorik mitmischen. Das ist ein weltweiter Wachstumsmarkt, Stichwort „Smart City“. Dabei will Net Digital die konzerneigene Lösung für künstliche Intelligenz (KI) einsetzen. Die kommt aktuell bereits im Stammgeschäft zum Einsatz, wenn es gilt, Bildinhalte im Internet auf ihre Regelkonformität in Echtzeit zu prüfen, also sicherzustellen, dass beispielsweise keine anstößigen Inhalte hochgeladen werden.
Mittels Net Digital KI soll nun zusammen mit renommierten Partnern eine intelligente Ampel entwickelt werden. Die soll dann erkennen, wenn sich beispielsweise alte oder gehandikapte Menschen einer Kreuzung nähern. In diesem Fall würde sich die Grünphase der Ampel entsprechend verlängern. Mit im Boot bei dem Projekt sind die RWTH Aachen und die Bernard Gruppe, ein international aufgestellter Ingenieurdienstleister mit mehreren hundert Mitarbeitern und besten Kontakten in den Verkehrsbereich.
Wenn das Ampel-Projekt erfolgreich verläuft, erwartet Net Digital daraus im ersten Schritt in Deutschland einen zusätzlichen jährlichen Umsatz im Millionenbereich. Bei einem aktuellen Erlösniveau von rund zehn Millionen Euro jährlich wäre das ein bedeutsamer Sprung. Die intelligente Ampelsteuerung hat vor allem aber strategische Bedeutung, denn das Digitalunternehmen sieht sie nur als ersten Schritt, um in dem insgesamt westlich größeren Markt der intelligenten Verkehrssteuerung mit der eigenen KI Fuß zu fassen. Analysten erwarten, dass dieser Bereich in den kommenden Jahren global ein Milliarden-Dollar-Volumen erreicht. Bis sich die Deutschen dort als erfolgreicher Anbieter positionieren können, dürfte es auch im günstigsten Fall noch eine ordentliche Wegstrecke sein.
Anleger, die sich für die Net Digital-Aktie interessieren, müssen aber nicht nur auf die Phantasie durch KI setzen. Auch das angestammte Geschäft soll nach Analystenerwartungen in den kommenden Jahren im Durchschnitt um mehr als 20 Prozent pro Jahr wachsen. Die Ebitda-Marge kratzt aktuell an der Zehn-Prozent-Marke und soll künftig noch weiter zulegen. Dies unterfüttert das aktuelle Bewertungsniveau der Aktie, KI gibt es sozusagen noch obendrauf. Spekulative Anleger mit entsprechend langem Anlagehorizont können sich daher in der aktuellen Marktschwäche einige Stücke hinlegen. Käufe sind aber nur streng limitiert sinnvoll, da die Handelsumsätze gering sind.
Net Digital-Aktie (Tageschart): noch zeigt der Trend nach unten