Rubrik: Weltwirtschaft

Time is Money – Schnell ein paar Fragen an Marc Friedrich, Vermögensverwalter, Autor und Redner der Friedrich & Weik Vermögenssicherung, zur Gefahr einer Kernschmelze des Weltfinanzsystems. Seine Argumente: Alle Indikatoren deuteten auf ein Endspiel hin. Noch nie seien mehr Schulden im System gewesen. Die Zinsen seien auf dem tiefsten Stand seit 5.000 Jahren. Plusvisionen fragt nach.

Wir haben uns daran gewöhnt: Die Kurse von Bundesanleihen steigen immer und damit auch der Bund Future. Entsprechend rückläufig sind die Renditen für deutsche Staatspapiere. Die Umlaufrendite (ein Durchschnitt der Renditen von Bundespapieren) ist negativ, die Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen war negativ, ist nun aber mit 0,105 Prozent wieder leicht positiv. Die Auktion für dreißigjähre Bundesanleihen erreicht allerdings mit 0,65 Prozent soeben ein neues Rekordtief. Wird das „ewig“ so weitergehen mit den sinkenden Renditen? Vielleicht ist es an der Zeit über einen Bund-Future-Short nachzudenken.

Könnte die Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed), Janet Yellen, vielleicht doch die Leitzinsen weiter anheben, ermutigt durch den nun wieder höheren Öl-Preis? Es ist doch sehr unwahrscheinlich. Aber es könnte sie doch schon wieder mehr in den Fingern jucken als noch vor ein paar Wochen als sich die Märkte doch in einem recht desolaten Zustand präsentierten und Öl von Tag zu Tag billiger wurde – und damit auch signalisierte, dass es in der Weltwirtschaft nicht so gut lief läuft. Nein, die Fed wird abwarten und sich die Sache noch einmal sehr genau ansehen: Zum Beispiel das Wachstum in den USA. Der GDPNow-Indikator der Atlanta-Fed prognostiziert für das erste Quartal derzeit ein Plus von 1,9 Prozent. Das wird für die Fed nicht genug sein. Sie wird aber auch auf den Arbeitsmarkt blicken, wo eine Arbeitslosenrate von 4,9 Prozent schon fast wieder Vollbeschäftigung andeutet. Und sie dürfte auch die Preisentwicklung studieren. Die Inflationsrate nimmt um ein Prozent zu, was weit entfernt ist von den Zielmarken.

Die Märkte scheinen sich auf eine weitere (geldpolitische) Lockerungsrunde der Europäischen Zentralbank (EZB) einzustellen. Heute hat die europäische Statistikbehörde (Eurostat) bekanntgegeben, dass die Inflationsrate im Februar auf minus 0,2 Prozent gerutscht ist. Im Januar waren es noch plus 0,3 Prozent. Somit ist man wieder im Deflationsterrain. Das könnte auch bedeuten, dass sich EZB-Präsident Mario Draghi wieder herausgefordert fühlt, die Geldschleusen für die Eurozone weiter zu öffnen. Dezente Andeutungen gab es bereits auf der vergangenen Sitzung, weil es mit der Weltwirtschaft nicht sonderlich gut läuft.

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz Gruppe. Plusvisionen.de hat ihn am Rande der Jahrestagung des Münchner Finance Forums getroffen und mit ihm über die globalen Vermögensungleichgewichte, ein mögliche Zinserhöhung in den USA und die Gefahren für die Weltwirtschaft gesprochen.

Wo sehen Sie das größte Gefahren-Potenzial für die Weltwirtschaft? USA, Eurozone, China oder Japan?

Das Gefahren-Potenzial ist jetzt nicht in den Verteilungsfragen zu sehen, die eher mittelfristige Brisanz haben. Allerdings ist die Verteilungsfrage in den USA schon jetzt ein heiß debattiertes Thema. Die Ungleichverteilung in den USA, die noch ungleicher wird, ist sicherlich eine Bremse für Wachstum. Doch wie gesagt, das ist für die Wirtschaftsentwicklung der nächsten Jahre keine akute Gefahr. Die akute Gefahr ist eher, dass wir negative Finanzmarktreaktionen sehen werden, bei der anstehenden Zinswende der amerikanischen Notenbank …

Wird Öl zum Retter der Weltwirtschaft? Bereits drei mal hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft in diesem Jahr schon nach unten genommen. Zuletzt auf 3,3 Prozent für 2014. Vor allem in der Eurozone und in Japan geht es nur im Kriechgang mit plus 0,8 Prozent beziehungsweise plus 0,9 Prozent voran. Die Prognosen wurden um 0,3 Prozentpunkte beziehungsweise 0,7 Prozentpunkte nach unten genommen. Da kommt der Rückgang des Ölpreises sehr gelegen. Die Sorte West Texas Intermediate (WTI) kostet zuletzt im Tief gut 75 Dollar das Fass (Barrel / 159 Liter), im Juni waren es noch 100 Dollar. Der Rückgang um 25 Prozent könnte der Weltwirtschaft ein Plus von 0,5 Prozentpunkten bescheren. Die Faustformel lautet: Sinkt der Ölpreis um 10 Prozent, bedeutet das einen Anstieg des globalen Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozentpunkte, ungefähr.

Prächtige Aussichten für die Weltwirtschaft. Die Weltbank schätzt für das laufende Jahr ein Wachstumsplus von 3,2 Prozent.

So mancher fragt sich ja derzeit, wie es um unsere Wirtschaft beziehungsweise die Weltwirtschaft bestellt ist. Eine interessante Analyse dazu…