Rubrik: Varoufakis

Neu ist jedoch, dass bei einem JA Varoufakis zurücktreten will und dass er sich lieber den Arm abschneide, bevor er etwas unterzeichne, was keine Restrukturierung (ein anderes Wort für Schulden streichen/erlassen) der griechischen Außenstände beinhalte.

Geht! Bitte! Merkt ihr? Wir flehen schon fast. Wir wollen Ruhe! Macht alles dicht! Grenzen, Konten, Häfen, Geldautomaten und was es sonst noch so alles gibt. Die Schulden müsst ihr auch nicht mehr zurückzahlen, könnt ihr ohnehin nicht. Geschenkt. Ein Europa ohne diese Kinderkacke ist uns dies wert.

Immer wieder Griechenland, Griechenland, Griechenland. Es ist zum ewigen europäischen Wahnsinnsmantra geworden. Reformen. Nein. Reformen. Ein bisschen, vielleicht. Reformen. Vielleicht … So geht das hin und her zwischen Eurogruppe und der griechischen Regierung. Selbst die Griechen selbst sind nach einer Umfrage dem offenbar müde und wollen eine Einigung mit den Gläubigern. Zu diesen zählt auch der Internationale Währungsfonds (IWF). Der hatte gestern die Gespräche mit Griechenland erstmal abgebrochen, was an der Börse für Ernüchterung sorgte. Aber auch das gehört wieder zum Poker. Der Druck soll erhöht werden. Aber die Zeit scheint irgendwie für die Griechen zu arbeiten.

Für Griechenland gibt es im Prinzip nur zwei Wege: Entweder raus aus dem Euro und alle Schulden zusammenstreichen, sich dadurch sehr, sehr viel Ärger einhandeln und dann einen Reload wagen. Das würde jedoch weitere schlimme Jahre bedeuten. Ob das eine wackelige Demokratie aushält? Alternativ bleibt man im Euro und lässt sich weiter von der Eurogruppe dauer-alimentieren (und gängeln). Die Europäer scheinen dazu inzwischen bereit zu sein, nur um Ruhe zu haben. Die Griechen und ihre neue Regierung wirken noch unsicher.

Mal ehrlich, neulich beim Griechen, haben Sie da nicht vielleicht auch daran gedacht, ob nicht griechische Aktien wieder ein Investment wert sind? Der US-Nobelpreisträger Robert Shiller und der Emerging-Market-Spezialist Mark Mobius äußerten sich positiv zum griechischen Aktienmarkt. Bei aller Liebe zur Theorie der gegensätzlichen Meinung (Contrarian) und zum antizyklischen Handeln, klingt das doch sehr verwegen. Nur wer gegen den Strom schwimme, komme auch zur Quelle, heißt es, doch bei Griechenland hat man eher das Gefühl vom Strom möglicher Katastrophen wie einer Staatspleite und/oder eines Ausstritts aus der Eurozone (Grexit) mitgerissen zu werden.

Griechenland könnte bald pleite sein. Bis Mitte Mai braucht das Land schon wieder 6,6 Milliarden Euro. An den Finanzmärkten ist kaum etwas zu holen. Die neue Regierung hat viel Vertrauen verspielt. Man wird wohl wieder auf die Hilfe der EU- beziehungsweise der Euro-Mitgliedsstaaten angewiesen sein. Doch diese werden sich bitten lassen.

Am Freitag braucht Griechenland Geld, viel Geld, 1,95 Milliarden Euro muss das krisengeschüttelte Land berappen, um fällige Schulden zu begleichen. Woher nehmen und nicht stehlen? Der Internationale Währungsfonds (IWF) will bezahlt werden und es ist eine Staatsanleihe über 1,6 Milliarden Euro zu tilgen. Jetzt soll die Eurogruppe Hilfsgelder, die zugesagt sind, schneller überweisen. Aber eigentlich wollen die Griechen eigentlich kein Geld mehr von der EU oder man will es doch – man weiß es inzwischen nicht mehr.

Der DAX fällt. Ist das schon der Auftakt zu der erwarteten Konsolidierung? Wobei das mit erwarteten Kursbewegungen in diese oder jene Richtung an der Börse immer so eine Sache ist. Fakt ist: Der DAX fällt – und es kann auch mehr daraus werden. Vielleicht dreht er aber auch gleich wieder nach oben. Wer jetzt schon auf Short setzt, stemmt sich gegen den vorherrschenden Trend, was teuer werden kann. Zumal die Wall Street gerade wieder Hoffnung auf eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik schöpft. Die jüngsten Konjunkturzahlen waren nicht dazu angetan, die Leitzinsen rasch und kräftig zu erhöhen.

Es geht um Schulden, Preise, Notenpressen. Das sind die großen Themen dieser Tage. Die Bild-Zeitung lässt Selfies machen, als Protest gegen die „gierigen Griechen“. Weil diese ihre Schulden nicht zurückzahlen wollen. Wer sich dazu hergeben mag, bitte. Finanzminister Wolfgang Schäuble soll „fassungslos“ sein, über das Verhalten von seinem Kollegen Yanis Varoufakis, weil dieser schon wieder mit seinem Schuldenschnitt daherkommt.

Doch – mal ehrlich – wer denkt heute noch daran, seine Schulden zurückzubezahlen?

Lieber Jeroen,

diesmal meinen wir es ernst. Wir wollen reformieren. So geht das auch nicht mehr weiter bei uns. Jetzt stecken wir schon seit Jahren in der Krise – und wenig tut sich. Die Arbeitslosigkeit ist hoch und das Wachstum schwach. Die Kassen sind leer und unsere Banken marode. Ihr hab uns schon viel Geld überwiesen. Eigentlich wollten wir das viele Geld doch gar nicht. Es ist ohnehin eigentlich nie bei uns angekommen. Sondern, mal ehrlich, damit habt ihr doch eure eigenen Banken gerettet, na ja, vielleicht auch ein paar griechische. Wir Griechen sind im Grunde genommen arm … gerade einmal rund 22.000 Euro pro Kopf haben wir von der Troika, ähm von den Institutionen bekommen.

Dem DAX fällt nichts Neues ein. Drum bleibt er einfach dort, wo er ist. Wer weiß schon, wie das mit Griechenland ausgeht, obwohl, es wird gut ausgehen. Die vorgelegte Reformliste wird akzeptiert werden und das Hilfsprogramm verlängert. Griechenland verspricht schließlich schöne Dinge: Man möchte die Steuermoral stärken (auch bei den Reichen), privatisieren und die Korruption bekämpfen. Na dann. Wieso hat man das eigentlich nicht schon die vergangenen Jahre gemacht? Aber die neue Regierung sollte eine faire Chance bekommen.