Rubrik: Twitter

Twitter erreicht derzeit 317 Millionen User (drittes Quartal 2016). Im Jahr davor waren es 307 Millionen User. Wachstum in einem Jahr: magere 3 Prozent. Klar, die Börse kann man mit solchen Zahlen nicht glücklich machen. Da hilft es auch nicht, dass die Werbeeinnahmen zuletzt um 6 Prozent auf 545 Millionen Dollar zugelegt haben und Twitter – endlich, endlich – 2017 profitabel werden will. Was man mit der Twitter-Aktie jetzt machen sollte … mehr

Da zwitschern sie ab, die möglichen Käufer des Kurznachrichtendienstes Twitter. Noch vor kurzem haben sie scheinbar Schlange gestanden: Disney, Salesforce, Microsoft, Google … [Jemand vergessen? Egal.] Es scheint so als will keiner Twitter haben. Vielleicht war die Aktie auch manchem potenziellen Aufkäufer mit 25 Dollar zu teuer geworden. Schließlich wächst Twitter was die User-Zahlen angeht schon seit geraumer Zeit kaum noch. Und Verluste schreibt das Unternehmen ohnehin seit eh und je. Da will ein Kauf gut überlegt sein. Immerhin beträgt die Marktkapitalisierung noch rund 12 Milliarden Dollar [etwa so viel, wie die der Deutschen Bank, aber das nur nebenbei] …

Twitter, hach, das Vögelchen zwitschert wieder. Welch‘ eine Freude. Bei rund 14 Dollar scheint es ein paar kräftigende Körner gefunden zu haben, schöne Bodenbildung würde der Chartanalyst sagen. Inzwischen hat die Aktie fast 24 Dollar erreicht. Dabei leidet Twitter nach wie vor an der Vogel-Grippe der sozialen Medien, was heißt, dass die Gemeinde (User) viel zu langsam wächst, besonders im Vergleich zu anderen sozialen Diensten wie Snapchat oder Instagram und mal ganz abgesehen von Facebook, wo richtig Geld verdient wird. Dennoch will Twitter von einem möglichen Käufer 30 Milliarden Dollar haben …

Inzwischen hat sich der Twitter-Kurs zeitweise wieder auf mehr als 21 Dollar berappelt, aber auch dann wieder zurückgefallen. Erst jetzt gab es neuen Schwung, aufgrund von Übernahmegerüchten. Gut, ganz frisch sind diese auch nicht, schon immer gab es die Vermutung, dass vielleicht Google bei Twitter zugreifen könnte, weil Google in Sachen Content schwach und Twitter stark ist, win-win sozusagen. Auch Ex-Microsoft Steve Ballmer und der saudische Prinz Alwaleed bin Talal al Saud wurden schon als Aufkäufer genannt. Doch jetzt hat Aufsichtsrat Evan Williams hinsichtlich der Unabhängigkeit orakelt …

Die Zahl der MAUs (monthly active users) sank vom dritten zum vierten Quartal von 307 auf 305 Millionen. Ein Desaster für Twitter. Wenigsten im Jahresvergleich nahm die Zahl um 6 Prozent zu. Aber was sind 6 Prozent in der Facebook-verwöhnten Branche? Nichts. Twitter schafft es nicht zu überzeugen. Seine Vorzüge als schnellster Nachrichtendienst herauszustellen. Stattdessen gilt Twitter bei vielen als verkopft und schwierig. Nutzen? Keine Ahnung, werden wohl viele sagen.

Gelobt seinen die Sozial Medien und deren mobile Nutzung. Zumindest Facebook wird dem uneingeschränkt zustimmen, denn das Unternehmen verdient in diesem Bereich rasend viel Geld (ganz im Gegensatz zu Twitter). Und Gründer Marc Zuckerberg kann mal wieder in die Aktionärsmenge rufen: „ 2015 war ein großartiges Jahr für Facebook.“ Wohl war. Die Zahlen von Facebook lesen sich wunderbar: Allein im vergangenen Quartal stiegen die Werbeeinnahmen um 57 Prozent auf 5,6 Milliarden Dollar und der Nettogewinn verbesserte sich um 123(!) Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt stiegen die Erlöse im Jahr 2015 um 44 Prozent auf 17,93 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn lag im zurückliegenden Jahr bei 3,7 Milliarden Dollar.

Verlassen die Ratten das sinkende Schiff? Oder ist es doch eher so, dass sich Twitter hübsch für eine Übernahme macht? Die Wahrheit liegt vermutlich, wie so oft, irgendwo dazwischen. Katie Stanton, die das Unternehmen verlässt und bislang für Kontakte zu Medien bei Twitter zuständig war, tweetet, dass sie nach einer wasserfesten Mascara suche, für eine Freundin. Ob es diese wirklich gibt? Scheinbar hat sie ein paar Tränen verdrückt, ober aus Freude oder Trauer bleibt offen.

Ja, der DAX steigt und steigt und steigt … womöglich schon den sechsten Tag in Folge. Aber: Ruhe bewahren. Es besteht derzeit kein Grund zur Kauf-Panik. Auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick so aussieht, aber die Situation bleibt fragil. Momentan klammern sich die Märkte an die Aussicht auf weitere geldpolitische Lockerungen. Auftrieb hat diese Hoffnung durch die sogenannten Minutes, dem Protokoll der vergangenen US-Notenbanksitzung bekommen. Darin kommt die Sorge um die Situation in der Weltwirtschaft und insbesondere in China zum Ausdruck. Deswegen glaubt nun kaum noch jemand an eine Leitzinserhöhung durch die Fed in diesem Jahr. Der Euro steigt gegenüber dem Dollar konsequenterweise auf deutlich über 1,13 Dollar. Er scheint sich eher nach oben zu orientieren wie auch der DAX.

Es bleibt dabei. Twitter und die Börse werden keine rechten Freunde. Dabei sah es kurz so aus, als würde sich die Twitter-Aktie berappeln. Twitter-Mitgründer Jack Dorsey wurde vom Interims- zum Dauer-CEO gemacht – und mit dieser Entscheidung kam ein Hauch von Hoffnung auf, dass dieser die Investoren mit neuen Idee wieder zu Käufen inspirieren könnte. Aber, Moment …

Getrieben wird der DAX zurzeit weiter von der Hoffnung auf geldpolitische Lockerungen (in der Eurozone, in den USA, in Japan und in China). Die Welt-Konjunktur läuft nicht sonderlich gut. Das haben heute die Auftragseingänge für die deutsche Industrie gezeigt. Sie fielen deutlich schlechter als erwartet aus. Wird Mario Draghi, EZB-Präsident, das Aufkaufprogramm ausweiten? Unwahrscheinlich ist das nicht. Auf noch mehr Geld von der Notenbank hofft man auch in Japan. Schlechte Konjunktur-Daten, so scheint es, sind somit wieder gute Nachrichten für die Börsen. Und an eine US-Leitzinserhöhung glaubt eigentlich niemand mehr so recht.

Der DAX scheint die Orientierung verloren zu haben. Hausse ist nicht, Baisse aber auch nicht. Dann also langweiliger Seitwärtstrend oder, in der spannenderen Ausprägung, ein Sägezahnmarkt. Die letzten Kerzen im Tageschart deuten doch auf eine recht hohe Nervosität hin. Aber mal ehrlich: Wer hat derzeit eine halbwegs gefestigte Meinung, wo es hingehen könnte in naher Zukunft. Da ist die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed), die vielleicht die Leitzinsen erhöht, um damit Normalität und Sicherheit zu signalisieren, nicht mehr. Da ist China, wo die Konjunktur doch arg schwächelt. Die Amerikaner dürften kam ein Interesse daran haben die Wirtschaft dort weiter ins Wanken zu bringen.