Rubrik: Samwer

Es wurde nie Liebe. Und der Name hielt auch nicht das, was er versprach. Die Rocket Internet-Aktie war allenfalls für kürzere Phasen ihres nun (wohl) bald endenden Börsenlebens eine Rakete. Nun soll Rocket Internet durch ein Aktienrückkaufprogramm und einem Abfindungsangebot von 18,75 Euro von der Börse verschwinden. Die Aktie dürfte nicht vermisst werden.

Bei Rocket Internet lesen sich neue Geschäftszahlen sehr gut. Allerdings sind auf den zweiten Blick auch hohe Risikofaktoren im Geschäftsmodell zu erkennen. So werden Exits durch Börsengänge aufgrund der trüben Stimmung an den Kapitalmärkten immer schwieriger. Das könnte den Gewinn rasch wieder nach unten drücken. Die Börse ist jüngst vorsichtig geworden und stufte den Titel zurück. Nun nähert sich der Kurs zwei wichtigen Unterstützungslinien. Wird es da zur Wende kommen?

Der Grund für die Aktienrückkäufe bei Rocket Internet könnte somit sein, dass die Samwers den geprügelten Aktienkurs etwas aufpeppen wollen, um dann gegebenenfalls eigene Anteile zu höheren Preisen am Markt verkaufen zu können. Aktuell halten die Samwers über ihre Investmentfirma Global Founders rund 37 Prozent der Anteile. Ein Bonus-Zertifikat mit Teilschutz könnte eine Alternative zur Aktie sein.

Bei Rocket Internet hoffen Anleger immer wieder auf den ganz großen Börsengang (IPO). Zweifellos hatte der Inkubator in diesem Bereich mit Zalando oder DeliveryHero schon Erfolge. Im Aktienkurs machte sich das aber nur (sehr) kurz bemerkbar. Der nächste Börsengang, der anstehen könnte: HelloFresh. Wird das den Aktienkurs wieder (kurzfristig) nach oben bringen? Ein interessante Alternative: Mit einem gekappten Bonus-Zertifikat sind bis Mitte September rund fünf Prozent Rendite möglich.

Nun hat Rocket Internet für das erste Geschäftshalbjahr auch noch einen stattlichen Verlust von 617 Millionen Euro gemeldet. Sondereffekte aufgrund von Wertberichtigungen bei der Global Fashion Group (GFG) hätten das Ergebnis belastet. Das Wort „Sondereffekte“ kommt in diesem Zusammenhang etwas seltsam daher, da die GFG Abschreibungen auf den Firmenwert und immaterielle Vermögenswerte vorgenommen hat, was nichts besonders bei einer Beteiligungsgesellschaft sein sollte, sondern Kerngeschäft ist. Sondereffekte soll wohl dem geneigten Anleger suggerieren, dass es sich hier um etwas Außergewöhnliches handele – und es somit in Zukunft keinesfalls mehr vorkomme.

Das Grundrauschen ist Moll bei der Allianz. Im ersten Halbjahr 2016 kamen noch Naturkatastrophen sowie höhere Groß- und wetterbedingte Schäden hinzu, die auf die Erträge drücken. So fiel das operative Ergebnis um 10,3 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. Allein im zweiten Quartal sank es um 17,2 Prozent. Der Quartalsüberschuss sackte gar um 46,0 Prozent ab. Doch Bäte bleibt mutig. Er peilt nach wie vor ein Jahresergebnis von 10,5 Milliarden Euro, plus minus 500 Millionen Euro an. Und er muss seinen Aktionären etwas bieten, damit sie bei der Stage bleiben …

Bei seiner Wette auf die Zukunft braucht Rocktet-Internet-Chef Oliver Samwer vor allem Zeit, doch die Börse ist wohl ähnlich hyperaktiv wie er selbst. Geduld? Die Börse pocht im quartalstakt auf gute Zahlen. Werden diese nicht geliefert, geht es abwärts, so wie mit dem Kurs der Rocket-Internet-Aktie.