Rubrik: Reformen

Geht! Bitte! Merkt ihr? Wir flehen schon fast. Wir wollen Ruhe! Macht alles dicht! Grenzen, Konten, Häfen, Geldautomaten und was es sonst noch so alles gibt. Die Schulden müsst ihr auch nicht mehr zurückzahlen, könnt ihr ohnehin nicht. Geschenkt. Ein Europa ohne diese Kinderkacke ist uns dies wert.

Bei Kanzler Angela Merkel war gestern große Griechenland-Runde. IWF-Chefin Christine Lagarde war da, EZB-Präsident Mario Draghi, EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und auch Frankreichs Staatschef François Hollande. Es soll noch ein letztes, allerletztes Angebot der Gläubiger an Griechenland geben.

Aber: Do Not Panic! Meist folgen in Europa auf das letzte und allerletzte Angebot noch weitere letzte und allerletzte Angebote.

Für Griechenland gibt es im Prinzip nur zwei Wege: Entweder raus aus dem Euro und alle Schulden zusammenstreichen, sich dadurch sehr, sehr viel Ärger einhandeln und dann einen Reload wagen. Das würde jedoch weitere schlimme Jahre bedeuten. Ob das eine wackelige Demokratie aushält? Alternativ bleibt man im Euro und lässt sich weiter von der Eurogruppe dauer-alimentieren (und gängeln). Die Europäer scheinen dazu inzwischen bereit zu sein, nur um Ruhe zu haben. Die Griechen und ihre neue Regierung wirken noch unsicher.

Griechenland schmollt. Womöglich gönnt man den Deutschen weder die niedrigen Zinsen noch den kleingedruckten Euro (und die damit verbundenen möglichen Exporterfolge). Da möchte man als Grieche doch teilhaben. Schließlich kommen die homöopathischen Zinssätze und der Euroverfall nicht von ungefähr. Griechenland habe daran doch erheblichen Anteil, so vermutlich die Denkweise.

Lieber Jeroen,

diesmal meinen wir es ernst. Wir wollen reformieren. So geht das auch nicht mehr weiter bei uns. Jetzt stecken wir schon seit Jahren in der Krise – und wenig tut sich. Die Arbeitslosigkeit ist hoch und das Wachstum schwach. Die Kassen sind leer und unsere Banken marode. Ihr hab uns schon viel Geld überwiesen. Eigentlich wollten wir das viele Geld doch gar nicht. Es ist ohnehin eigentlich nie bei uns angekommen. Sondern, mal ehrlich, damit habt ihr doch eure eigenen Banken gerettet, na ja, vielleicht auch ein paar griechische. Wir Griechen sind im Grunde genommen arm … gerade einmal rund 22.000 Euro pro Kopf haben wir von der Troika, ähm von den Institutionen bekommen.

Dem DAX fällt nichts Neues ein. Drum bleibt er einfach dort, wo er ist. Wer weiß schon, wie das mit Griechenland ausgeht, obwohl, es wird gut ausgehen. Die vorgelegte Reformliste wird akzeptiert werden und das Hilfsprogramm verlängert. Griechenland verspricht schließlich schöne Dinge: Man möchte die Steuermoral stärken (auch bei den Reichen), privatisieren und die Korruption bekämpfen. Na dann. Wieso hat man das eigentlich nicht schon die vergangenen Jahre gemacht? Aber die neue Regierung sollte eine faire Chance bekommen.

Griechenland ist nach vier Jahren zurück am Kapitalmarkt. Was bedeutet das für die Eurozone? Ist das ein guter oder schlechter Tag? Gut, weil es kehrt wieder eine gewisse Normalität nach der Hysterie ein, schlecht, weil man nicht einschätzen kann, ob Griechenland weiter reformieren wird, weil der Reformdruck groß genug ist. Verführen die Möglichkeiten des Kapitalmarkts dazu – die Anleihe war wohl 8-fach überzeichnet – wieder in den alten Schlendiran zu verfallen und einfach immer neue Schulden aufzunehmen, mit der Folge, dass irgendwann einfach eine noch größere Schuldenblase platzt?

Griechenland hat in den vergangenen Jahren viel erreicht, zweifellos, die Einschnitte waren hart, teilweise sehr hart, das Land, so der Eindruck von außen, stand am Rande eines Bürgerkriegs oder einer Revolution. Der Sparkurs ohne Wachstumsperspektiven kann nicht endlos weitergehen, das hält keine Nation aus.

Vielleicht sollte man als Anleger erstmal ein oder zwei Fläschchen M-150, jenes legendären Siam-Energie-Sirups,