Rubrik: Münchener Rück

Das sind Sätze, die man als Börsianer nicht lesen möchte, schon gar nicht als Aktionär der Münchener Rückversicherung (Munich Re). Das spricht Finanzvorstand Jörg Schneider davon, dass das Ergebnis des ersten Quartals unter den Erwartungen liege. Die ersten drei Monate wären zwar von einer zufallsbedingt unterdurchschnittlichen Belastung durch Großschäden geprägt gewesen, allerdings hätte man hohe Belastungen beim Kapitalanlageergebnis zu verkraften gehabt. Und jetzt die Botschaft, die Tränen in die Augen der Munich-Re-Getreuen treibt: Die Gewinneinbußen im ersten Quartal dämpfen den Optimismus für das Jahresergebnis. Eine Gewinnwarnung bei der Munich Re, dem Hort der Solidität!

Nun hat sich der DAX doch noch dazu durchgerungen die Liquiditätsgeschenke Mario Draghis gebührend zu feiern. Das Plus zum Wochenschluss fällt beachtlich aus. Man ist wieder versöhnt mit der Europäischen Zentralbank (EZB) und ihrem Präsidenten. Am Tag der Entscheidung noch ein wenig geschockt über die fülle der Maßnahmen … da machte sich so mancher Börsianer doch wieder Gedanken über die Solidität der Finanzwelt, insbesondere in der Eurozone. Aber, vergessen und vorbei. Draghi hat mehr geliefert als er musste. Erstaunliches tut sich nach wie vor bei den Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank. Sie bestätigen ihre derzeit positive Grundaussicht.

Für den DAX ist das Phänomen Weihnachtsrally bekannt, bei den Einzelwerten sieht die Lage hingegen anders aus. Denn nicht alle Aktien sind dafür gleichermaßen geeignet.

Die Hannover Rück SE gehört mit einem Prämienvolumen von 14,4 Milliarden Euro zu den 3 größten Rückversicherungsgesellschaften weltweit. 28 Prozent der Prämien stammen aus Nordamerika, 17 Prozent aus Großbritannien und 9 Prozent aus Deutschland. Das Unternehmen mit seinen 2.500 Mitarbeitern erwirtschaftete im Jahr 2014 einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 1,47 Milliarden Euro.

Und nun frohlockt Vorstandsvorsitzender Nikolaus von Bomhard: „Wir gehen nun davon aus, 2015 einen Gewinn von mindestens 3 Milliarden Euro zu erzielen.“ Bislang waren es 2,5 bis 3,0 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal 2015 hat die Munich Re einen Konzerngewinn von 1.076 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 762 Millionen Euro) erzielt; im 1. Halbjahr betrug der Gewinn 1.866 (1.703) Millionen Euro. Jetzt kommt als Begründung allerdings ein Satz, der ein wenig irritiert: „Das Quartalsergebnis wurde von einer zufallsbedingt unterdurchschnittlichen Belastung durch Großschäden und einem sehr guten Kapitalanlageergebnis unterstützt.“ Das Wörtchen „zufallsbedingt“ macht natürlich etwas stutzig und lässt einen (nur kurz) an den Qualitäten des Managements zweifeln. Aber gut, Herr von Bomhard hat bereit hinlänglich unter Beweis gestellt, dass er sein Geschäft versteht, weshalb auch die Dividende von jetzt 7,75 Euro auf 8,00 Euro steigen könnte.

Der DAX scheint durchaus angetan von der Idee einer US-Leitzinserhöhung. Schließlich, so das Kalkül, würde dann der Euro fallen und könnte so weiter die europäische Exportindustrie einschließlich deren Gewinne befeuern. Wohl noch nie hat sich ein Index derart auf eine Leitzinserhöhung gefreut …

Mit dem Anstieg über die Widerstandszone bei 160 Euro reizt mich die Munich Re Aktie wieder. Vielleicht auch deshalb, weil der Rückversicherungskonzern nun schon sein drittes Aktien-Rückkaufprogramm aufsetzen will. Es soll einen Umfang von 1 Milliarde Euro haben.

Es ist eine Aktie für unter den Weihnachtsbaum. So eine Art Witwen- und Waisenpapier, jetzt da die Versorgeraktien zu Zockerpapieren verschmuddelt sind. Die Aktie der Munich Re (Münchener Rück). Es ist der weltweit größte Rückversicherer. Und gleich die gute Nachricht: Aktionären winkt aktuell eine Dividendenrendite von 4,3 Prozent. Für 2013 hat der Konzern eine Dividende von 7,25 Euro je Aktie gezahlt – und noch nie seit 1969 wurde die Dividende gesenkt. Deshalb ist auch für dieses Jahr von einer Dividende mindestens in dieser Höhe auszugehen.

Ein klarer Fall für den Freudenstadel! Munich Re. Früher, ja früher, da trug die Rückversicherung mal den schönen Namen Münchener…

Bei einem Aktienrückkaufprogramm wird das Geld den Aktionären zurückgegeben und nicht mit zweifelhaften Projekten verschleudert.