Rubrik: Grammer

Grammer legt nach der Übernahmeschlacht und der Übernahme durch die chinesische Jifeng gute Zahlen für das erste Halbjahr vor. Die Zeiten für Automobilzulieferer bleiben aber schwierig. Grammer muss es mit neuem Team gelingen die Betriebsgewinn-Marge zu steigern. Die Einkäufer der Fahrzeughersteller werden das ihre tun, um dagegenzuhalten. Findet die Aktie nun einen Boden?

Ningbo Jifeng will wohl den Grammer aus der Oberpfalz übernehmen. Die Aktie schnellt nach oben. War es das mit dem Poker um den Autozulieferer? Wird die Hastor-Familie noch einmal mitbieten? Der von Jifeng gebotene Preis erscheint eher defensiv. Werden die Chinesen den Preis weiter aufstocken? Charttechnisch ist die Grammer-Aktie am Hoch von 2017 angelangt.

Trotz eins schwierigen Jahresauftakts ist Grammer-Chef Hartmut Müller optimistisch und rechnet insbesondere in der Heimatregion und in Asien mit weiterem Wachstum. Die Börse sieht das offenbar ähnlich; die Grammer-Aktie macht erste Anstalten sich womöglich aus dem nun schon seit Herbst 2016 andauernden Seitwärtstrend noch oben lösen zu wollen. Bei einer Fortsetzung des Seitwärtstrends könnte auch ein Discount-Zertifikat interessant sein. Beispiel: DD20RL.

Kürzlich gab es bei Grammer eine Gewinnwarnung, ein Großkunde war abgesprungen. Hängt das mit dem Übernahmekampf des bosnischen Investors Hastor zusammen? Möglich. Nun sollen die Chinesen einen Aufkauf verhindern. Und was machen die Aktionäre so lange? Sie warten vor allem ab und wundern sich, was aus ihrem Börsenliebling geworden ist. Schade um diese schöne Unternehmen. Als Trost im Seitwärtstrend bleibt ein Discount-Zertifikat (DGV200).

Der Autozulieferer Grammer muss sich damit herumschlagen, dass keiner etwas Genaues weiß wie es nach der Hauptversammlung weitergehen könnte. Dieses zusätzliche Risiko wird an der Börse aber natürlich mit einem Abschlag geahndet. Da verpuffen auch Sensationsergebnisse wie sie zum ersten Quartal veröffentlicht wurden. Der Aktie fehlt aktuell die Kraft für eine Aufwärtsbewegung, wie es scheint. Abschreiben sollten Anleger die Grammer-Aktie aber auch nicht.

Grammer hat Zahlen vorgelegt, doch was heißt Zahlen, es sind eher Rekorde: Der Umsatz steigt um 18,9 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn (Ebit) verbessert sich um 71 Prozent auf 73,0 Millionen Euro. Das Konzernergebnis verdoppelt sich auf 45,2 Millionen Euro. Der Ausblick? Natürlich positiv. Bedeutet das – automatisch – weitere Kurs-Steigerungen? Und was wird sich auf Hauptversammlung tun, wo ein schwarzer Ritter den Vorstand absetzen möchte?

Weiße Ritter, schwarze Ritter jagen durch Amberg in der eigentlich recht beschaulichen Oberpfalz. Beim Autozulieferer (Sitze und Konsolen) Grammer tobt eine heftige Auseinandersetzung, wer künftig die Macht im Unternehmen haben soll. Was macht die Aktie angesichts dieses Gerangels? Lohnt der Einstieg noch? Ist vielleicht auch ein Discount-Zertifikat interessant?

Zu den guten Ergebnis-Aussichten kommt bei Grammer auch noch Aufkäufer-Fantasie. Halog, das Investmentvehikel von Nijaz Hastor, hält bereits 15,23 Prozent. Gerüchten nach soll Hastor weiteres Interesse haben seinen Anteil an Grammer aufzustocken. Dagegen stehen die Shortseller wie Marshall Wace, der erst am 8. August 2016 seine Short-Position in Grammer weiter ausgebaut hat (laut Bundesanzeiger).

Fed-Chefin Janet Yellen bleibt vorsichtig. Die Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Federal Reserve machte recht deutlich, dass es Zinserhöhung in den USA nicht so bald anstehe. Sie sorgt sich wohl um die Weltkonjunktur, die nicht sonderlich floriert, vor allem China bereitet weiter Kopfzerbrechen. Damit rückt Yellen noch ein Stück weiter von ihrer Linie ab, die sie im Dezember mit der leichten Leitzinserhöhung eingeschlagen hat. Da wollte man eigentlich signalisieren, dass die Finanzkrise endgültig abgehakt sei und sich die Wirtschaft wieder zufriedenstellend entwickle. Es kam anders mit den entsprechenden Marktturbulenzen und dem Fall des Öl-Preises.

Tief in der Oberpfalz versteckt, in Amberg, findet sich eine Perle des SDAX: Grammer. Das Unternehmen ist ein führender Zulieferer für Pkw-Innenausstattung und Nutzfahrzeugsitze. 2015 erreichte Grammer den fünften Umsatzrekorde in Folge. Alle Achtung. Die Erlöse steigen um 4,4 Prozent auf 1,426 Milliarden Euro (2014: 1,366). Das Plus ist vor allem auf den Automobil-Bereich zurückzuführen. Das Geschäft mit den Nutzfahrzeugen gestaltete sich im vergangenen Jahr doch recht anspruchsvoll. Deswegen hapert es auch beim Gewinn: Der Betriebsgewinn (Ebit) sank von 57 auf 42,7 Millionen Euro. Das lag zwar noch im Rahmen der angepassten Prognose, aber zeigt doch wie schwierig sich der Verkauf auf den Weltmärkten gestaltet.

Laut vorläufigen Zahlen hat Grammer 2015 den Konzernumsatz um 4,5 Prozent auf 1,425 Milliarden Euro gesteigert. Es ist der fünfte Umsatzrekord in Folge und Grammer festigt seine Position als führende Zulieferer für Pkw-Innenausstattung und Nutzfahrzeug-Sitze. Konzernbetriebsgewinn (Ebit – Gewinn vor Zinsen und Steuern) erreicht knapp 43 Millionen Euro. Das Ebit lag damit leicht über der im Sommer angepassten Prognose. Für das Jahr bleibt Grammer zuversichtlich den „herausfordernden Marktbedingungen erfolgreich begegnen“ zu können.