Rubrik: FinTech Group

Die Aktie der Fintech Group ist wieder ein Papier, das Freude macht. Die fast zweijährige Konsolidierung ist vorüber. Kurz zur Erinnerung: Im Dezember (2015) beziehungsweise im Januar (2016) wurde ein Kurshoch von gut 20 Euro erreicht. Danach ging es wieder runter bis auf rund zwölf Euro. Jetzt im September gelang es, die Barriere von 20 Euro zu überschreiten. Und wie das so ist in solchen Fällen, wenn ein neues Allzeithoch erreicht wird – die Aktie zog nach oben weg. Schließlich gibt es an der Börse kaum ein besseres Long-Signal als steigende Kurse im Allgemeinen und neue Hochs im Speziellen. Doch es gibt auch Warnsignale.

Ja, es bleibt noch eine hübsche Börsenwertstrecke vor Frank Niehage dem CEO der Fintech Group. Er hat den Ehrgeiz das Fintech-Unternehmen zu einer One-Billionen-Company zu machen. Aktuell bezahlt der Markt 296 Millionen Euro für die Fintech Group. Ein Drittel ist somit erreicht – und die Fintech Group scheint weiter auf Kurs zu sein. Im ersten Halbjahr wurde ein sehr schöner Überschuss von 7,0 Millionen Euro erzielt, nach 2,5 Millionen Euro im gleichen Vorjahreszeitraum. Die Aktie reagiert auf die Zahlen positiv. Aber es gibt eine empfindliche Stelle bei der Fintech Group.

Die Fintech Group legt ihre Zahlen für das Gesamtjahr 2016 vor: Umsatz rauf, Ergebnis verbessert, Prognose positiv. Doch die Reaktion am Markt ist eher verhalten. Wie das so ihre Art ist, hatte sich die Börse wohl noch mehr erwartet. Dabei passen bei der Fintech Group auch Name oder besser gesagt: die Branche. Hier schwingt viel Zukunft mit. Kann die Fintech Group davon profitieren und wird das auch die Aktie inspirieren?

Auch die Zeiten für die FinTech Group werden härter. Das zeigt der Blick auf den Chart und nun auch auf die Halbjahresbilanz. Nach der grandiosen Aufwärtsentwicklung der Aktie von Anfang 2014 bis Ende 2015 als sich der Kurs rund verfünffacht hat, ist dieser Trend inzwischen gebrochen und das Papier in eine Seitwärtsbewegung übergegangen. Ungewöhnlich ist das nicht nach solch einem Kursplus. Da muss nun so manches noch konsolidiert werden, wie man so sagt. Zum Halbjahr findet sich nun in den Büchern ein Umsatzplus von 39,6 Prozent. Allerdings ist der Betriebsgewinn (Ebitda) um 9,1 Prozent auf 13,8 Millionen Euro zurückgegangen.

Was tun mit der Aktionärsbank? Diese ist bereits seit zwei Jahren nicht mehr am Markt tätig. Sie passte auch nicht mehr ins Konzept der FinTech Group (Flatex, ViTrade), also, verkaufen. Doch wer nimmt einem eine Bank ab, mit der man selbst nichts mehr anzufangen weiß. So zogen sich die Verhandlungen. Nun aber kann FinTech-Group-Chef Frank Niehage Vollzug melden: Obotritia Capital KGaA kauft die Aktionärsbank und startet gleichzeitig eine strategische Partnerschaft mit Obotritia Capital, hinter der Rolf Elgeti, der langjährige Chef von TAG Immobilien steht.

Die Fintech Group gestaltet ihre Tochter Flatex weiter zu einer All-inklusiv-Finanzplattform um. Mit Morgan Stanley wurde nun eine strategische und langfristige Partnerschaft beschlossen, um gemeinsam Zertifikate und Optionsscheine auf den deutschen Markt zu bringen. Ab Mitte 2016 sollen von einer Morgan-Stanley-Gesellschaft emittierte strukturierte Produkte unter eigener Marke emittiert werden. Morgan Stanley versucht bereits seit Jahren, auf dem deutschen Zertifikate-Markt Fuß zu fassen, was aber bislang nicht gelang. Morgan Stanley rangiert unter „ ferner emittieren“. Das Segment wird im Wesentlichen dominiert von Deutscher Bank, Commerzbank, HypoVereinsbank, BNP und SocGen.

Santa-Rallye, Jahresend-Rallye. Window Dressing. Ja, Herr DAX, wir warten. Nein, es fehlt wohl die Kraft. Der Deutsche Aktienindex kriecht müde auf und ab, aber per saldo ändert sich wenig. Der Euro steigt schon wieder, was bekanntlich immer ein Belastung für die Kurse in den vergangenen Monaten war, weil sich die Börse dann um die Wettbewerbsfähigkeit der Exportindustrie und deren Gewinne sorgt.

Nach Aussage des CEO der FinTech Group, Frank Niehage, will das Unternehmen nicht weniger als die Digitalisierung einer bislang verschonten Branche „maßgeblich mitgestalten“ [lesen Sie auch das Interview mit Frank Niehage hier]. Gemeint ist das (traditionelle) Bankenwesen. Die Digitalisierung des Finanzwesens sei eine Chance. Die großen Häuser gerieten unter hohen Preisdruck – und die wenigsten könnten darauf flexible reagieren. Als führende Anbieter für Finanztechnologie in Europa soll die FinTech Group nach dem Willen Niehagens einmal einen Börsenwert von einer Milliarde Dollar [beim damaligen Dollar-Kurs 830 Millionen Euro] haben, derzeit sind es 265 Millionen Euro.

Herr Niehage, Sie wollen die FinTech Group zu einem „Billion-Dollar-Baby“ machen, was den Börsenwert angeht. In welchem Zeitraum soll das geschehen? Und bitte ein Rechenbeispiel.
Wir sprechen von der One-Billion-Dollar-Company, weil Anleger in unserem Falle mit einem Tech-Multiple rechnen: Wir planen 2016 ein Betriebsgewinn (Ebitda) von 35 Millionen Euro. Multipliziert mit einem Tech-Multiple von 20, kämen wir dann auf 20 mal 35 Millionen Euro gleich 700 Millionen Euro. Als ich im Sommer 2015 zum ersten Mal von der One-Billion-Dollar Company gesprochen habe, stand der Euro noch bei 1,20 Dollar – jetzt laufen wir ja gegen die Parität. Unser mittelfristiges Ziel ist ein Ebitda von 50 Millionen Euro: Das mal 20 und wir haben es geschafft.