Rubrik: Draghi

Wieder wenig Bewegung beim DAX im Vormittagshandel. Der Leitindex tendiert leicht ins Plus. Auch der ifo Geschäftsklimaindex bringt wenig Schwung. Die Stimmung in den Chefetagen fiel im Mai schlechter als erwartet aus. Der Index sinkt auf 110,4 nach 111,2. Unter dem ifo leitet vor allem der Euro, der deutlicher verliert. Der Nikkei profitiert von positiven Konjunkturhinweisen aus den USA und China, sagt man. Gold bleibt im Seitwärtstrend. Der Ausbruch, so er denn einmal stattfindet, dürfte heftig ausfallen. In Thailand sind mal wieder die Militärs an der Macht. Die Aktienkurse in Bangkong fallen.

Der DAX kommt nicht vom Fleck. Es riecht nach Wochenende. Dabei waren die Vorgaben der Wall Street recht gut, aber man hat sich wohl gestern bei der Sitzung und vor allem bei der anschließenden Pressekonfernz der Europäischen Zentralbank (EZB) verausgabt. EZB-Präsident Mario Draghi sprach erneut eine Art „ich-werde-alles-tun-Ankündigung“ aus. Diesmal ging es um Deflation und den Euro. Tenor: Die EZB werde bei anhaltend niedriger Inflation und einem starken Euro handeln. Mit dem Euro ging es gestern zunächst nach oben, nach der Nachricht, dass die Leitzinsen unverändert bleiben, aber schon kurz darauf sackte er ab, als Draghi eine Zinssenkung für die nächste Sitzung „andeutete“. Interessant sich noch die Im- und Exporte von Deutschland im März. In die Eurozone wurden Waren im Wert von 35,2 Milliarden Euro ausgeführt. Gleichzeitig kam aus der Eurozone Waren im Wert von 36,1 Milliarden Euro. Kommt es hier tatsächlich zur – wünschenswerten – Angleichung innerhalb der Eurozone? Gegenüber März 2013 nahmen die Exporte in Drittländer (keine Eurozone oder EU) um 0,4 Prozent ab und die Importe von dort um 7,1 Prozent zu. Ist das bereits eine Folge des starken Euros? Kaum Bewegung gibt es beim Gold. Keine Ahnung (oder man will es gar nicht wissen), was passieren muss, dass sich der Preis derzeit stärker und nachhaltiger für eine Richtung entscheiden würde.

080514 // Inzwischen ist klar: Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt die Leitzinsen unverändert, aber EZB-Präsident Mario Draghi deutet einen Zinsschritt für die nächste Sitzung an. Die EZB werde keine niedrige Inflation „für einen zu langen Zeitraum“ hinnehmen. Der Wechselkurs sei zwar kein Politikziel, aber der Wechselkurs des Euro mache „Sorgen“. Der DAX knickt ein, der Euro schlittert nach unten. In den vergangenen Wochen rissen die Forderungen nicht ab, etwas gegen die Stärke des Euro zu tun. Euro-Stärke bedeutet für einige: Die Produkte aus der Eurozone vertreuern sich auf den Weltmärkten, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit leidet und die verbilligen die Importe, was den Deflationsdruck erhöht. Über günstigere Waren in den Eurozone dürften sich allerdings all jene freuen, deren Gehälter und Löhne (in Spanien, Griechenland, Portugal, Irland) in den vergangenen Jahren gesunken sind. Die EZB betonte aber ihre Unabhängigkeit. Die russische Börse in Moskau feiert ein wenig die Putin-Äußerung die Sache mit dem Referendum in der Ostukraine zur Abstaltung doch sein zu lassen. Auch den Rubel freut es. Verstimmt ist die Börse in Thailand, ob der politischen Entwicklungen nach der Amtsenthebung der bisherigen Ministerpräsidentin Yingluck. Die Aktie der Telekom fällt trotz recht ordentlicher Ergebnisse. Tesla enttäuscht. Die Aktie gibt im europäischen Handel gut 6 Prozent nach. Commerzbank-Chef Blessing sieht die Bank auf einem guten Weg. Die Weichen seien gestellt. Kann er nun aufhören? Die Aktie notiert freundlich. Hans-Werner Sinn vom ifo Institut wirft der EU beim Primärdefizit Griechenlands Schönfärberei vor. Der Nikkei freut sich über die Aussagen von Fed-Chefin Janet Yellen. Sie lobt die Vorzüge einer lockeren Geldpolitik im Hinblick auf die Konjunktur. Gold hilft das derzeit jedoch nicht.

Die Ankündigung des Kremls, an der Grenze zur Ukraine Militärmanöver abzuhalten, als Reaktion auf das Vorgehen gegen die Separatisten, hat den DAX in die Knie gezwungen.

Dabei war der DAX gut in den Tag gestartet. Für positive Stimmung sorgten insbesondere die guten Zahlen von Appel und Facebook, die gestern nach Börsenschluss in den USA bekanntgegeben wurden. Gut auch der Ifo Geschäftsklima Index. Er verbessert sich trotz der Krise in der Ukraine weiter. Scheinbar lassen sich die deutschen Unternehmer derzeit nicht so schnell die Laune verderben. Eigentlich hatten Experten mit einem Rückgang gerechnet. Für die Eurozone gibt es weiter Lichtblicke. Die Neuverschuldung ist im vierten Quartal gesunken, Spaniens Wirtschaft wächst etwas schneller und das Land muss weniger Zinsen für seine Anleihen bieten. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, findet auf einer Rede in Amsterdam deutliche Worte: Wenn der Euro weiter so stark bleibt oder noch stärker wird, bedeutet das eine geldpolitische Straffung. Die EZB müsse dann handeln und dem entgegenwirken. Verschlechtere sich zudem der mittelfristige Inflationsausblick für die Eurozone, dann mache das ein umfrangreicheres Anleihenkaufprogramm notwendig.

Die Börsianer blicken derzeit auf den Euro. Spätestens seit dem Wochenende gilt er als zu hoch. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hatte angedeutet, dass „geldpolitische Anpassungen“ notwenidig würden, sollte der Euro (gegenüber dem Dollar) auf diesem Niveau verharren. Die Märkte haben wohl die Botschaft verstanden. Der Euro sinkt, einstweilen. Warum ist ein starker Euro schlecht? Weil er die Wettbewerbsfähigkeit der Eurozone verschlechtert, da die Waren dadurch für Käufer aus Nicht-Euro-Ländern teurer werden. Nun leiden die Länder im Süden der Eurozone ohnehin schon unter Wettbewerbsproblemen auf den Weltmärkten. Ein starker Euro verschärft diese Situation (und erhöht den Reformdruck).

Wenig spektakulär war der ZEW-Indikator für den Konjunkturausblick. Er geht deutlicher zurück als prognostiziert. Allerdings waren die Flüsterzahlen schon niedriger, wegen der Krise in der Ukraine. Die Konjunktur läuft aber nach wie vor sehr gut. Der Lageindikator legt zu. Auch dieses hohe Niveau sei ein Grund, weshalb die Erwartungen zurückgeschraubt wurden, sagt das ZEW (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung). Mit Gold geht es abwärts. Das World Gold Council (WGC) hat eine Studie veröffentlich, wonach die Chinesen erstmal genug Gold gekauft haben könnten. Das WGC rechnet für China, dem größten globalen Gold-Investmentmarkt, für 2014 mit einem Jahr der „Konsolidierung“. Der DAX weiß nicht so recht – und entscheidet sich vorsichtshalber für den Weg nach unten.